Kapitel 15

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Ich liege seit genau zwei Stunden stillschweigend in meinem neuen Bett und starre mit Kopfhörern und Selena Gomez in den Ohren an die Decke. Wenn ich nur annähernd beschreiben könnte, wie sauer ich bin! Das können die doch nicht einfach so machen!!!! Ich meine, ich schlafe das erste Mal in meinem Leben zusammen mit einem Jungen in einem Bett. Okay, mit Ausnahme von meinem Bruder, aber der zählt hierbei nicht. Und wie stellt sich das jedes Mädchen vor? Ja, romantisch, schön, aber vor allem, dass man den Jungen auch mag! Selbst ich, die sich eigentlich gar nicht wirklich für Jungs interessiert, hatte solche Vorstellungen. Und jetzt? Puff, einfach in der Luft zerplatzt! Diese ganzen Gedanken machen mich so sauer, dass ich meine Musik von Selena auf Rap umstellen muss. Vielleicht sollte ich mich einfach absichtlich bei Ruby anstecken? Dann wäre mein Problem gelöst. Aber ich könnte nichts mehr von Südfrankreich sehen und Lust darauf, mich andauernd übergeben zu müssen, habe ich auch nicht gerade. Wahrscheinlich würde sich gerade jedes Mädchen meiner beschissenen Schule darüber freuen und liebend gerne würde ich jetzt mit einer tauschen wollen. Kylie würde ausflippen, wenn sie das wüsste! Sie ist eine der typischen Bitches auf unserer Schule und hat immer mal wieder etwas mit einem der Fußballer. Jap, auch ich durfte sie morgens schon in unserem Haus begrüßen *kotz*. Und nur weil sie den gleichen Namen hat, denkt sie ernsthaft, sie wäre wie Kylie Jenner. Wie lächerlich kann man bitte nur sein?!
Durch das Vibrieren meines Handys werde ich aus meinen Gedanken gerissen. Michelle hat in unsere Cliquen Gruppe mit Ihr, Giulia, Jacob und mir geschrieben.

>Na, wie sind eure Ferien so?<
Okay, das kommt echt seltsam, Michelle würde so etwas nie einfach so reinschreiben.

>Super! Endlich bin ich wieder in meiner Heimat! Und deine, hast du uns was zu erzählen? < An Giulias Andeutung merkt man, dass sie eindeutig den gleichen Gedanken hatte, wie ich.

>OMG, meine sind unglaublich! Ihr wollt nicht wissen, mit wem ich mich heute treffen werde!<

Ich bin so genervt von gerade allem, dass ich einfach ein >Nein, nicht wirklich.< abschicke. Okay, vielleicht war es ein bisschen fies, aber ich habe gerade wirklich ganz andere Probleme, als mir Michelles Geschichten anzuhören.

>Ally, was ist los? Und natürlich wollen wir es wissen, Michelle...<
Jacob ist wirklich der einfühlsamste Junge, den ich kenne. Er weiß immer, wenn etwas nicht mit mir stimmt. Aber soll ich ihnen wirklich erzählen, was los ist? Wahrscheinlich kann ich mir dann wochenlang anhören, dass wir bestimmt nicht nur geschlafen hätten... Und genau deswegen beschließe ich, erstmal nichts zu sagen.

>Okay, alsooo... Es ist Cole! Omg, ich habe ein Date mit Cole! Was soll ich anziehen? Giulia, du hast doch immer Ideen!< meine Güte das ist nicht ihr ernst! Nicht schon wieder ein Neuer, mit dem sie uns auf die Nerven geht! Ich denke, dass man merkt, wie genervt ich bin, aber es ist doch so!

>Wie wäre es mit deinem geblümten Kleid? Das sieht doch echt hübsch aus...< versucht derweil Giulia zu helfen.

>Ne, ich glaube, ich nehme lieber meine schwarze Hotpants und mein rotes croptop.< ernsthaft, wenn sie es doch sowieso schon weiß, wieso fragt sie dann noch?!

>Okay.<

>Jetzt zu dir, Ally. Was ist passiert?<
Versucht es dieses Mal meine beste Freundin. Im Privatchat würde ich es ihr bestimmt erzählen, aber sicher nicht vor Michelle, weshalb ich nur einen Teil erzähle.

>Stress mit meinen Eltern, nichts wichtiges. Ich muss Dinge machen, auf die ich keine Lust habe...<

>Ach, denk nicht zu viel darüber nach, sondern genieße den Urlaub lieber. Wie sind denn die zwei Mädchen so?<
Bei Jacob's Frage bin ich kurz verwirrt.

>Welche zwei Mädchen?<
Verdammt. Natürlich, ich hatte bis jetzt ja nur Giulia von Ashton erzählt und alle, einschließlich mir, dachten, es würden zwei Mädels mitfahren. Oh man, ich bin so dumm, jetzt muss ich wohl doch alles aufklären, oder?

>Die mit euch gefahren sind...<

>Meine Eltern haben sich vertan, es ist ein wirklich nettes Mädchen und ein bescheuerter Junge, mit dem ich aber nichts mache, weil er einfach nur dumm ist.< Die Beschreibung passt ja mehr oder weniger.

>Aha, du hast also nichts mit ihm zu tun?< War ja klar, dass Michelle sich jetzt wieder einklingt...

>Michelle, nicht jede ist so wie du! Ich kann ihn nicht leiden, er kann mich nicht leiden und wir gehen uns aus dem Weg!<

>Ist ja gut... Ich meinte das ja nicht so.< Und genau deswegen hat sie einen schmunzelnden Smiley dahinter gesetzt, ist klar! Okay, ich werde sie einfach ignorieren.

>Jacob, was ist mit dir?< Fragt Giulia nun, um vom Streit abzulenken.

>Gut. Ich fahre bald nach London und ansonsten langweile ich mich hier ohne euch... <
Michelle ist zwar noch da, aber die beiden hatten nie ein mega gutes Verhältnis, geschweige denn würden sich alleine treffen.

>Ich muss los.< schreibe ich kurz, um nicht weiter auf bestimmte Dinge eingehen zu müssen, woraufhin sich auch die anderen verabschieden.

Mum ruft mich zum Abendessen, zu dem ich mich trotzig begebe. Ja, auch nach den drei Stunden Abstand bin ich immer noch wütend. Wenigstens war Ashton nicht mit im Zimmer, sondern hier im Haus oder in der Stadt unterwegs. Es gibt Spaghetti mit Tomatensauce, die ich auf meine Gabel aufrolle, nachdem ich Platz genommen und mir etwas aufgescheppt habe. Genervt stöhne ich auf, weil die Nudeln nicht so wollen, wie ich es gerne hätte, wobei mich fast alle am Tisch ansehen. "Es tut uns wirklich leid, Schatz, für euch beide. Aber anders geht es einfach nicht." versucht es meine Mum erneut, woraufhin ich jedoch nicht reagiere. Ashton scheint das ganze nicht wirklich zu interessieren, ich frage mich nur warum nicht? Immerhin kann es ihn nicht freuen... "Lass gut sein, Vici, die beiden sind alt genug, um damit zurecht zu kommen." David wird mir gerade sehr unsympathisch. Nachdem ich fertig gegessen habe und der Tisch abgeräumt wurde, schenke ich in ein Glas etwas Cola ein, nehme mir die Salzstangen und laufe nach oben. Vorsichtig klopfte ich an Ruby's Zimmertür und trete nach ihrem Einverständnis hinein. Das zierliche Mädchen liegt zugedeckt in ihrem Bett und hat ein Buch in der Hand, welches sie jedoch direkt zur Seite legt. "Hey, wie geht's dir?" frage ich einfühlsam und stelle das Tablett auf ihren Nachttischschrank. "Ganz gut soweit, danke." Sie lächelt mich an, mir fällt jedoch direkt auf, wie schwach sie aussieht. "Tut mir übrigens leid, also wegen Ashton. Ich weiß, wie scheiße das für dich ist..." "Nein, schon okay. Du kannst ja auch nichts dafür und im Endeffekt hast du die schlechteste Karte gezogen." Mitleidig sehe ich sie an, wobei sie jedoch ihre Augen schließt. "Ich will dich mal nicht länger stören, schlaf gut." "Danke, du auch." gibt sie noch zurück, bevor ich ihr Zimmer wieder verlasse und ins Badezimmer trete, um mich ebenfalls bettfertig zu machen. In meinem neuen Badezimmer, um genau zu sein. Das darf ich mir nämlich ebenfalls mit Ashton teilen... Zum Glück scheint er nicht im Zimmer zu sein, weshalb ich mit meiner Kleidung und Waschzeug im Bad verschwinde. Nach einer heißen Dusche, ziehe ich mir eine Schlafshorts, sowie ein lockeres Oberteil an, meinen BH lasse ich ebenfalls drunter, obwohl ich es über Nacht hasse. Aber das wäre einfach zu intim für mich und irgendwie fühle ich mich durch ihn geschützt... Mit geputzen Zähnen lege ich mich ins Bett und beginne, an meinem Buch weiterzulesen. Nach einer Ewigkeit kommt auch Ashton ins Zimmer, macht sich jedoch direkt auf den Weg ins Badezimmer. Ein Glück noch ein wenig Ruhe vor ihm. Ich erschrecke jedoch, als er aus dem Badezimmer hinaustritt.
"Das ist nicht dein ernst." sage ich leicht wütend, während er nur schmunzelnd "Doch" entgegnet. Er will ja wohl nicht ernsthaft nur in Boxershorts neben mir liegen! "Zieh dir verdammt nochmal was an!" quieke ich vor mich hin, als er sich ins Bett legen will. "Es ist mein Zimmer, also darf ich schlafen, wie ich will. Außerdem wäre alles andere viel zu warm." Na toll, Hauptsache ich darf heute Nacht in meinem BH schwitzen. "Stell dir vor, ich würde hier so schlafen." versuche ich es erneut. "Meinetwegen kannst du nackt schlafen, du wärst nicht die erste, die ich so gesehen habe."

LöwenherzWo Geschichten leben. Entdecke jetzt