Kapitel 35

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Nachdem ich auf Toilette war, gehe ich wieder zurück in Ruby's Zimmer. "Wo warst du so lange?" fragt sie mich, woraufhin ich ihr jedoch nicht wirklich eine Antwort gebe. Vielleicht hätte ich nicht lauschen sollen, aber das, was David hier tut, kann doch nicht richtig sein! Es ist einfach nur total unfair seinem Sohn gegenüber. "Ally?" Das hübsche Mädchen reißt mich total aus meinen Gedanken. "Hm?" "Wie das hier nochmal genau funktioniert, habe ich gefragt."

20 Minuten später ist Ruby total erleichtert und hat endlich alles verstanden. "Freut mich, dass ich dir helfen konnte." sage ich lächelnd, woraufhin sie sich bei mir bedankt. Als wir nach unten gehen, kommt David geradewegs auf uns zu. "Wie kommst du nach Hause, Allison?" fragt er mich. "Ich wollte meiner Mum bescheid geben." antworte ich wahrheitsgemäß. "Du bist extra hergekommen, um Ruby zu helfen, deswegen bringe ich dich." "Danke." sage ich etwas überrascht, verabschiede mich jedoch anschließend von Ruby. "Bis dann. Und viel Glück." erwähne ich noch, bevor ich das Haus verlasse. Zu gerne würde ich gerade wissen, wo Ashton hingefahren ist.

Im Auto ist es ruhig. Im Hintergrund läuft das Radio, jedoch kenne ich das Lied nicht. Ist das neu? Unruhig rutsche ich auf dem Sitz herum. Sollte ich mal mit David reden? Oder würde ich zu sehr in seine Privatsphäre eingreifen? Und vor allem würde Ashton das wollen? Oh man, wir sind doch befreundet, ich sollte wenigstens versuchen, ihm zu helfen. "David?" Ich sehe ihn an, während sein Blick weiterhin auf der Fahrbahn liegt. "Ja?" Komm schon Ally, trau dich! "Ihr hattet vorhin wieder Streit, oder? Also Ashton und du. Tut mir leid, ich hab euch gehört." Seufzend sieht er einmal kurz zu mir, richtet sich dann aber wieder auf die Straße. "Ja, das hatten wir." Ich fasse all meinen Mut zusammen und rede weiter. "Also Ashton hat sich wirklich stark verbessert, was seine Lernleistungen angeht. Und noch dazu trainiert er mit mir, damit ich auch was von unserer Nachhilfe habe. Ich finde das super nett von ihm, immerhin müsste er es nicht. Und ich glaube, dass er noch besser werden würde, wenn er wieder Fußball spielen dürfte, er wirkt so viel ausgeglichener. Und vor allem braucht er es für sich selbst, um dann wieder besser lernen zu können." Stille. David sagt nichts dazu, weshalb ich es noch einmal versuche. "Wie wäre es, wenn ich darauf achte, dass er es mit dem Sport nicht übertreibt, und sich seine Lernleistungen weiterhin verbessern? Dürfte er dann vielleicht wieder spielen? Ich glaube, dass ihn das ziemlich glücklich machen würde." Mittlerweile stehen wir sogar schon vor meiner Einfahrt und ich fühle mich ein wenig unwohl, auch wenn David nicht böse wirkt. "Es gibt Dinge, die Eltern tun müssen und Kinder einfach nicht nachvollziehen können." "Tut mir leid..." stotterte ich ein wenig vor mir hin. Gott, ist das peinlich, ich hätte es wissen müssen, dass er sich nicht darauf einlässt. Wieso muss ich mich auch immer überall einmischen?! "Gute Nacht Allison." gibt er noch monoton von sich, als ich aussteige und mich verabschiede. "Gute Nacht." 

Am nächsten Morgen wache ich etwas verschlafen auf und bin schockiert, als ich auf mein Handy schaue und bemerke, dass es schon halb 12 ist. Okay, ich habe gestern Abend auch noch ewig im Bett gelegen und über das Gespräch mit David nachgedacht. Ich hoffe so sehr, dass ich es nicht noch schlimmer gemacht habe. Oder dass er mich jetzt nicht mehr leiden kann. Warum muss ich mich auch immer überall einmischen?! Mit etwas schlechter Laune stehe ich auf und laufe ins Badezimmer, in dem ich erstmal dusche. Genießend lasse ich das warme Wasser über meine Haut laufen, während ich leise die Melodie von 'Photograph' vor mir her summe. Unterbrochen wird meine Ruhe, als Justin wie ein Irrer gegen meine Badezimmertür klopft. "Justin, was ist denn?" rufe ich genervt und schalte das Wasser aus, damit ich ihn besser verstehe. "Wo ist Dad?" Kann er mich das nicht fragen, wenn ich aus dem Bad raus bin? "Arbeiten, denke ich. Wieso?" "Weil ich auf diese Party will und kein Geld habe." War ja klar, das einzige, was er von unserem Vater will, ist Geld. Warte mal, er will heute auf eine Party? Wir haben doch gerade mal Dienstag...Ich höre, wie er wieder verschwindet, ich jetzt jedoch meine Dusche leider nicht mehr genießen kann. Deshalb steige ich heraus und trockne mich ab. Um 2 bin ich wieder mit Ash verabredet, kurz überlege ich, was wir heute machen könnten. Mathe? Das wäre glaube ich sinnvoll. 

Zwei Stunden später stehe ich mal wieder vor seiner Haustür und klingel. Ruby macht mir die Tür auf und sieht nicht sonderlich glücklich aus. War die Prüfung so schlimm? "Hey, wie war die Prüfung?" frage ich sie direkt, woraufhin sie mir freudig in die Arme springt. "Super!" quiekt sie glücklich vor sich hin. Also hat sie mich nur auf den Arm genommen. Zum Glück. "Das freut mich!" entgegen ich ihr strahlend, woraufhin sie mich reinlässt und nach oben zeigt. Vorsichtig klopfte ich an Ashton's Tür und werde sofort hereingebeten, woraufhin er schon auf mich zukommt. "Du hast gestern mit meinem Dad geredet?" Oje, hoffentlich habe ich nicht alles verschlimmert. Plötzlich fühle ich mich total unwohl und würde am liebsten sofort verschwinden. "Ja?" sage ich eher fragend und zögerlich. "Du bist die beste! Ich darf offiziell wieder spielen!" ruft er, während ich schon kurz davor war, eine Entschuldigung auszusprechen. "Was?!" mit großen Augen sehe ich ihn an, woraufhin er mich hochhebt und einmal im Kreis dreht. "Ich darf wieder spielen!" ruft er fröhlich, weshalb ich lachen muss. In so einer Verfassung habe ich ihn tatsächlich noch nie erlebt. So glücklich und erleichtert, wie er gerade ist. Strahlend lässt er mich wieder direkt vor sich ab, woraufhin die Stimmung sofort wechselt, eine Spannung ist zu spüren und keiner traut sich etwas zu sagen oder laut zu atmen. Seine rechte Hand legt er an meine linke Hüfte, was bei mir sofort eine Gänsehaut und ein elektrisierendes Gefühl hinterlässt. Wie angewurzelt stehe ich da und bewege mich keinen Zentimeter, als er seine linke Hand an meine Wange legt und sich langsam zu mir nach unten beugt. Sein Blick zunächst erst auf meine Augen gerichtet, jedoch lenkt er ihn immer wieder auf meine Lippen. Was passiert hier gerade? Mein Herz schlägt immer schneller, ich habe das Gefühl, es ist kurz davor zu explodieren. Einmal streicht er noch mit seinem Daumen über meine Wange, als er sich mir immer weiter nähert und ich seinen warmen Atem auf meinen Lippen spüre. 
"Ally, ich hab Kuchen gebacken, willst du mal probieren?" Mit diesen Worten kommt Ruby in Ashton's Zimmer geplatzt, woraufhin wir sofort auseinandertreten. "Ähm.. Ja, also..." Es fällt mir offensichtlich schwer, nach dieser Situation so zu tun, als wäre nichts gewesen. "Vielleicht später, wenn Ash und ich fertig sind." entgegne ich ihr, während ihr großer Bruder mich etwas verwirrt ansieht. Nein, nicht das was du denkst, Idiot! Als sie das Zimmer wieder verlässt, setze ich mich an den Schreibtisch und schlage das Mathebuch auf. So überfordert, wie ich gerade bin, kann ich jetzt einfach nicht mit ihm darüber reden, was gerade passiert ist. 

LöwenherzWo Geschichten leben. Entdecke jetzt