Kapitel 48 - Freitag, 21.08.

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Heute treffe ich mich nach der Schule mit Ruby. Irgendwie freue ich mich sehr darauf, immerhin haben wir ewig nichts mehr miteinander gemacht. Aber jetzt muss ich erstmal diesen Schultag überstehen. Mit guter Laune laufe ich den Schulflur entlang zu meinem Raum, in dem ich jetzt Mathe habe. Die Hausarbeit haben wir direkt Dienstag abgegeben, ich hatte keine Lust, das ewig mit mir rumzuschleppen und im Endeffekt war es gar nicht so schwierig, wenn man vorher im Unterricht aufgepasst hat. Kein Wunder, dass Ashton keine Ahnung hatte. Ich betrete den Raum und sehe auch schon Jacob, der mich freudig begrüßt. "Gleich ist Wochenende!" Lachend sehe ich ihn an. "Wir haben noch 6 Stunden Unterricht, das ist für mich nicht gleich." Wie immer verdreht er auf solche Aussagen hin die Augen und widmet sich seinem Handy. "Dann eben in 6 Stunden, trotzdem ist es Freitag."

"Du bist so ein Streber!" Michelle schaut mich ein wenig abwertend an, was mich jedoch nicht sonderlich interessiert. "Ihr könnt euch nicht vorstellen, was für eine scheiße Ashton mir geschickt hat, ich musste alles nochmal neu machen. Aber egal hauptsache eine Eins!" Kopfschüttelnd sehen mich alle an, woraufhin wir in einen Lachflash ausbrechen. "Ich muss los, kommst du Jacob?" Giulia zieht ihn schon hinter sich her, während ich in die entgegengesetzte Richtung zu meinem Unterricht gehe. Noch 3 Stunden, dann habe ich den Tag hinter mir. Langsam laufe ich noch kurz in die Mensa, um mir eine Kleinigkeit zu essen zu besorgen. Als ich den großen Saal betrete, fällt mein Blick sofort auf meinen Bruder, der mal wieder mit einem Mädchen rum macht. Schämt Der sich nicht eigentlich? Das ist so widerlich! Das können doch auch unsere Lehrer sehen. Ich will meinen Blick abwenden, als ich genau auf Ash schaue. Natürlich hat auch er ein Mädchen auf seinem Schoß. Eine von diesen Sportlerinnen. Man kann nicht abstreiten, dass sie gut aussieht, aber sie hat nicht gerade den besten Ruf. Kylie Mitchell. Und jetzt sitzt sie natürlich auf seinem Schoß. Warum werde ich schon wieder so emotional? Tränen wollen aufsteigen, die ich jedoch sofort unterdrücke. Es reicht. Ich wusste doch ganz genau, wie er drauf ist, es ist MEINE Schuld, ICH habe mich auf ihn eingelassen und jetzt muss ich damit leben. Schnell gehe ich zur Kasse und bezahle mein Sandwich und laufe dann in den nächsten Raum.

"Ich verstehe wirklich nicht, wie man das essen kann!" Ruby verzieht angeekelt ihr Gesicht, woraufhin ich nur lachen kann. "Es ist lecker." "Nein, es ist sauer!" Genüsslich nehme ich noch einen Löffel von meinem Zitroneneis und stecke ihn mir in den Mund. "Hmmmmm." summe ich vor mich hin. Lachend nimmt auch das zierliche Mädchen einen Löffel ihres Schokoeis. "So, jetzt lass uns mal zu den wichtigen Dingen kommen." Gespannt hebe ich die Augenbrauen. "Warum kommst du nicht mehr zu uns? Was hat mein Bruder getan?" Ruby schaut etwas traurig. "Ashton will keine Nachhilfe mehr." antworte ich einfach nur trocken. "Und so? Also ohne Nachhilfe?" "Ruby, dein Bruder und ich, das ist nichts. Weder freundschaftlich, noch irgend etwas anderes." "Ist klar." Sie verdreht ihre Augen und ich versuche schnell das Thema zu wechseln, mit ihr darüber zu reden ist nämlich schon etwas seltsam. "Und was ist mit diesem Jungen aus dem Urlaub?" Ich wackel etwas provozierend mit meinen Augenbrauen, weshalb wir lachen. "Max?" "Ja, ihr habt euch doch so gut verstanden." Grinsend sieht sie mich an und ich verstehe sofort, was los ist. "Erzähl!" verlegen sieht sie mich an. "Naja, also. Du hast mir ja seine Nummer gegeben und da hab ich ihn angeschrieben." Ich wusste, dass es sich gelohnt hat, von seinem Bruder die Nummer zu besorgen. "Ja, und? Was habt ihr geschrieben?" Gerade bin ich wirklich ungeduldig, ich hätte nicht gedacht, dass die beiden noch Kontakt haben, aber so rot wie Ruby ist, muss es so sein. "Über alles mögliche. Wir schreiben immer noch. Ich mag ihn." Ihr Grinsen ist riesig und meins wird es auch. "Könnt ihr euch denn nicht sehen?" "Wie denn? Er wohnt viel zu weit weg." "Und was ist, wenn du ihn mal in eins eurer Hotels einlädst? Dann kannst du ihm die Stadt zeigen und ihr könnt euch wieder sehen." "Ich weiß nicht. Dann müsste ich es ja Mum und Dad sagen und das will ich nicht." Ich verstehe ihr Verhalten, das würde ich auch nicht wollen. "Wir telefonieren einmal die Woche!" "Das ist toll! Ich freue mich für dich, Ruby." Grinsend sieht sie mich an. "Danke. Wenn er nur hier wohnen würde." Seufzend isst sie einen weiteren Löffel. "Gut, dass Schokoeis gegen Liebeskummer hilft." Stellt sie schmunzelnd fest und nimmt einen weiteren Bissen. Dann bräuchte ich wahrscheinlich auch eins...

Ruby und ich laufen gerade zu ihr nach Hause, Nicole hat mich zum Abendessen eingeladen und soweit ich weiß, macht Justin heute was mit Ashton und den anderen Jungs, weshalb ich ihm auch nicht begegnen sollte. Perfekt. "Das Essen ist schon fertig, setzt euch. Hallo ihr Süßen." Nicole nimmt uns beide kurz in den Arm, als wir das Haus betreten und verschwindet dann wieder in die Küche. Auch von David werden wir herzlich begrüßt. Heute besteht mein Tag irgendwie nur aus Essen. Aber naja, was solls. 

"Es schmeckt wirklich gut! Danke für die Einladung!" Lächelnd sieht Nicole mich an, nickt kurz und widmet sich dann wieder ihrem Essen. Als wir fertig sind, stellen wir unsere Teller in die Küche, woraufhin uns Ruby's Mum nach oben schickt. "Ich mach das schon, geht nur." Ich verstehe, Dass Protest keinen Sinn macht und laufe dem Mädchen nach. Oben angekommen geht Ruby in ihr Zimmer, während ich das Badezimmer betrete. Gerade als ich fertig bin und wieder heraustreten will, laufe ich in Ashton hinein. Verdammt, ich wollte ihn doch nicht sehen. Und ihn erst recht nicht berühren. "Du hier?" Seine Stimme ist rau, aber trotzdem abzüglich, sodass sie mir sofort eine leichte Gänsehaut verpasst. Seltsam vertraut sieht er mich an, ich kann nur nicken. "Du warst mit Ruby unterwegs, oder?" Wieder nicke ich. "Hast du deine Sprache verloren?" Sein veschmitztes Lächeln löst sofort Bauchkribbeln bei mir aus. Wie macht er das nur? Irritiert auf die Frage sehe ich ihn an. "Vielleicht." Sein Schmunzeln wird größer und seine Augen beginnen ein wenig zu glänzen. Gerade ist es wieder so unglaublich vertraut zwischen uns. Er sieht mir in die Augen, während ich mir langsam über meine Lippen lecke, die schon ganz trocken sind. Seine Hand berührt meinen Oberarm und sein Kopf nähert sich meinem. Nein, das geht nicht! Gott sei Dank schalten sich sofort meine Alarmglocken ein, sodass ich einen Schritt zurück gehe. "Was ist eigentlich los mit dir?! Erst behandelst du mich wie ein Stück Dreck und jetzt das? Spielen kannst Du mit deinen Püppchen, aber sicher nicht mit mir!" Und mit diesen klaren Worten drehe ich mich von ihm weg und gehe in Ruby's Zimmer. Der hat sie ja wohl nicht mehr alle! Was ist denn falsch mit ihm? Mit mir zieht er sowas sicherlich nicht ab! 

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