Kapitel 71

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So aufgeregt war ich noch nie vor einem Spiel. Und das nicht, weil ich weiß, dass beide Mannschaften hart gegeneinander kämpfen werden, sondern weil dies das erste offizielle Spiel ist, bei dem ich mit Ashton zusammen bin. Ich bin wirklich mit ihm zusammen. Er ist mein Freund und ich seine Freundin. Für mich ist das ganze immer noch ziemlich komisch und gewöhnungsbedürftig, aber immerhin sind wir das ja auch noch nicht einmal 24h. Und trotzdem sterbe ich gerade vor Nervosität. Warum überhaupt? Weil ich nicht weiß, wie er mich vor allen anderen behandeln wird? Oder weil ich Angst vor den Reaktionen habe? Ich sollte mir echt nicht so viele Gedanken machen, aber ich war noch nie in so einer Situation und bin wirklich unsicher. Als ich auf die Uhr sehe, breche ich ein wenig in Panik aus. Ich will auf keinen Fall den Anpfiff verpassen, weshalb ich sofort den weißen Koffer mit dem roten Kreuz schnappe und schnellen Schrittes zum Spielfeld laufe. 

Natürlich sitzen wir bei der Ersatzbank unseres Teams. Als ich dort ankomme, sitz dort auch Cole. "Hey Ally." Er lächelt mich an, woraufhin ich auch zu lächeln beginne. "Hey! Du bist heute nur Ersatz?" Ich gehe auf ihn zu und lasse mich neben ihm nieder. Ehrlich gesagt bin ich etwas überrascht darüber. Ich meine Cole ist nicht so gut wie Ashton, aber trotzdem einer der besten Spieler. "Meine Verletzung. Ich hatte letztens wieder Probleme damit und darf nicht so lange spielen." Er scheint meinen verwirrten Blick zu bemerken. "Du erinnerst dich nicht mehr daran? Du hast mich an dem Tag verarztet und gesagt ich darf nicht mehr spielen, woraufhin Ashton vollkommen ausgerastet ist." Jetzt erinnere ich mich wieder. "Stimmt! Gut, dass diese Zeiten jetzt vorbei sind." Erleichtert atme ich auf, als ich an die Situation zurückdenke. "Ist das jetzt was offizielles zwischen euch?" Gute Frage. "Also ich denke schon. Aber du solltest besser Ashton fragen, immerhin weiß es bis jetzt nur seine Familie. Und du natürlich. Und vielleicht meine besten Freunde." Er sieht nachdenklich aus. "Ally, er meint es wirklich ernst mit dir. Ich meine nicht mal ich konnte ihn Freitag beruhigen. Du hast es geschafft. Er liebt dich wirklich, du willst nicht wissen, was ich mir alles anhören musste. Ich bin froh, dass ihr beide es endlich verstanden habt. Das erleichtert auch mich." Lachend sehe ich ihn an. "Du armer."

Die erste Halbzeit verlief tatsächlich ganz ohne Verletzungen. Was ein Glück. Und Ashton macht sich unglaublich gut. Ich gebe es nur ungerne zu, aber eigentlich beobachte ich nicht wirklich das Spiel, sondern nur ihn. Als Abgepfiffen wird, werde ich wieder nervös. Jetzt kommen alle Spieler hier her und ich habe keine Ahnung, wie ich mich verhalten soll. Sollte ich gehen? Nein. Nein, warum sollte ich mich verstecken? Rebecca ist in unseren Sanitätsraum gegangen. Vielleicht sollte ich ihr ja doch folgen? Aber dann kann ich nicht sehen, wie Ashton reagieren würde. Und genau das will ich! Als alle Spieler auf uns zugelaufen und immer näher kommen, bekomme ich plötzlich Panik, dass Ashton nicht will, dass es jeder weiß. "Ich muss noch kurz was besorgen." sage ich zu Cole, stehe schnell auf und drehe mich rum, um zu gehen. Mein Herz rast vor Angst, ich weiß überhaupt nicht, warum meine Gefühle gerade jetzt so eskalieren. Mir kommen sogar fast die Tränen, als ich darüber nachdenke, dass ich ihm höchstwahrscheinlich peinlich bin. Gerade als ich meine ersten Schritte mache, packt mich jemand am Arm und dreht mich zu sich. "Wo will mein Mädchen denn hin?" Es ist tatsächlich Ashton! Hat er mich gerade ernsthaft mein Mädchen genannt?! Ich kann es nicht glauben und sofort breitet sich das bekannte Kribbeln und pure Freude in mir aus. Lächelnd sehe ich ihn an. "Du willst einfach verschwinden ohne mir einen Kuss zu geben, den ich nach dem Spiel wirklich verdient habe?" Seine Augenbraue ist leicht nach oben gezogen, was einfach viel zu süß aussieht. Er steht direkt vor mir, hält meine Hände in seinen und lächelt mich liebevoll an. "Verdient hast du ihn dir wirklich!" Seine Lippen nähern sich meinen bis sie sich irgendwann treffen. In meinem Bauch findet eine Explosion statt, er küsst mich gerade wirklich in aller Öffentlichkeit vor seinen Freunden!!! Ich kann es immer noch nicht fassen, obwohl es mir irgendwie auch fast ein wenig unangenehm ist, so viel Aufmerksamkeit zu haben. Ich kann die Blicke auf uns förmlich spüren. 
Aber gerade in diesem Moment versuche ich es einfach nur zu genießen. Es ist das beste Gefühl überhaupt gezeigt zu bekommen, wie sehr man geliebt wird. Und in meinem Fall ist es besonders, dass es jeder mitbekommt. Denn genau davor habe ich mich die ganze Zeit gefürchtet. Davor, dass ich Ash peinlich bin und er es nicht zeigen will. Davor, dass unsere Beziehung einfach nicht funktionieren könnte, weil wir zu verschiedene Vorstellungen haben. Aber all meine Zweifel waren wie so oft einfach nur unnötig. Er liebt mich wirklich und ich kann es einfach nicht glauben! 

Als wir voneinander ablassen kann ich die geschockten und überraschten Gesichter der anderen wahrnehmen. "Ihr seid zusammen?" Als erstes traut sich ein Mitspieler von Ashton, den ich aber nicht wirklich kenne. "Sieht so aus." Das verschmitze Lächeln meines Freundes löst in meinem Bauch eine Millionen Schmetterlinge aus. Cole kommt auf uns zugelaufen, legt seine Hand auf Ashtons Schulter und wirft ihm einen stolzen Blick zu. "Gut gemacht, Bruder." Seine ehrliche Art lässt mich noch tausend mal besser fühlen. Als Ash einen Arm um mich legt und mir einen Kuss auf die Stirn gibt, könne ich platzen vor Glück. 

Die anderen tauchen langsam aus ihrer Schockstarre auf, woraufhin wir beide zu unseren Plätzen gehen und uns auf der Bank gemeinsam niederlassen. "Hattest du nicht noch was zu erledigen?" Fragt der Fußballer mich aufmerksam, woraufhin ich meinen Kopf schüttel. "Nichts, was ich nicht auch später machen könnte." Sein Lächeln ist das schönste, was ich jemals gesehen habe. 

"Ich sollte mich absichtlich verletzen." Entsetzt sehe ich ihn an. "Was, nein! Warum?" Er schmunzelt. "Der Gedanke daran, dass du mich verarztest ist schon ziemlich sexy." Ich muss lachen, bei seiner Bemerkung, obwohl ich auch ein wenig peinlich berührt bin. Noch nie zuvor hat mich ein Junge sexy genannt. "Was ist, wenn ich Rebecca schicke?" Scherze ich. "Dann sage ich ihr, dass ich niemand anderen will als meine persönliche Ärztin." Erneut beginne ich zu lachen. "Du bist so ein Spinner." "Und du das schönste Mädchen, was ich je gesehen habe." Er scheint zu bemerken, wie peinlich berührt ich bin, weshalb er mich einfach küsst. "Es tut mir sehr leid, aber ich muss die Schönheit jetzt alleine lassen, weil ich in den Kampf ziehen muss." Er steht auf und bewegt sich Richtung Spielfeld. "Mach sie fertig, babe!"

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Ich hoffe, euch hat das Kapitel gefallen! Da ich nächste Woche nach Miami fliege, kann ich leider mal wieder nicht versprechen, dass nächsten Sonntag ein Kapitel kommt. Aber dafür danach die Woche auf jeden Fall!😊❤

LöwenherzWo Geschichten leben. Entdecke jetzt