Kapitel 45 - Montag, 10.08.

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Das Wetter heute ist super, die Sonne strahlt genauso wie ich! Das ganze Wochenende war ich einfach nur überglücklich und konnte an kaum etwas anderes denken, als an den gutaussehenden Fußballer, auch wenn wir kaum Kontakt hatten. "Da hat sich aber jemand ganz schön verknallt!" Giulia kommt lächelnd auf mich zu. "Pssst, es muss ja nicht gleich jeder wissen." Der Schulhof ist gerade sowieso schon überfüllt von Leuten, die zur Schule kommen. "Also hab ich recht?" "Vielleicht." Grinsend sehe ich sie an. "Ich hab recht!" sagt Giulia freudig und gibt mir einen Kuss auf die Wange. "Ich glaubs nicht, meine beste Freundin ist verkn-" Bevor sie weiterreden kann, halte ich ihr den Mund zu. "Sei still!" Lachend entwindet sie sich aus meinem Griff. "Ist ja gut. Mamma Mia, du brauchst mich nicht gleich zu ersticken." merkt sie sarkastisch an. Ich liebe meine beste Freundin einfach, aber sie war noch nie eine der ruhigen Menschen. "Hatte ich nicht vor." Schmunzelnd laufe ich ins Gebäude, sie folgt mir. "Was machst du jetzt, wenn du ihn siehst?" Gute Frage. "Was soll ich denn machen?" Lachend sehe ich sie an. "Keine Ahnung." Sie zuckt nur mit ihren Schultern und läuft dann in den Unterrichtsraum. Ich kann nicht abstreiten, dass ich mich das gleiche auch schon mehrfach gefragt habe. Sollte ich ihn ansprechen? Sollte ich warten, bis er mich anspricht? Warum muss nur alles immer so kompliziert sein? Seufzend setze ich mich auf meinen Platz neben Giulia.

Gleich haben wir Mathe. Da werde ich ihn auf jeden Fall sehen, heute sind wir uns bis jetzt nämlich noch nicht über den Weg gelaufen. "Ich hab gar keine Lust, Ally. Warum höre ich eigentlich immer auf dich?" Meckernd sieht mich mein bester Freund an. "Jetzt stell dich nicht so an. Dadurch, dass du gezwungen bist, immer deine Aufgaben zu machen, wirst du auch besser, ich verspreche es dir." Begeistert scheint er trotzdem nicht zu sein, weshalb ich ein keines Lachen nicht unterdrücken kann. "Jaja, mach dich nur über mich lustig." Er sieht mittlerweile sogar schon genervt aus, weshalb ich lieber ganz still bin und mich einfach neben ihn setze. Na toll, muss er ausgerechnet jetzt abgefucked von mir sein? Immerhin könnte ich gut eine Ablenkung gebrauchen. Sobald ich nämlich daran denke, dass jede Sekunde der Junge, mit dem ich Samstag Nacht verbracht habe, hier reinkommt, wird mir sofort flau im Magen und mein Herz schlägt um einiges schneller. Was hat er nur aus mir gemacht? Um nicht dauernd über ihn nachzudenken, nehme ich schonmal mein Mathe Heft und meine Stifte aus meinem Rucksack, schlage die Hausaufgaben auf und lese mir noch einmal durch, was genau ich da berechnet habe. Immerhin kann ich mich so gleich noch besser beteiligen. "Du bist echt ein Streber." kommt es leise von Jacob, woraufhin ich ihn in die Seite stoße. "Hey!" Wenn er nur wüsste... Auch wenn er mein bester Freund ist, ich kann es ihm irgendwie nicht sagen. Noch nicht. Es ist nicht so wie bei Giulia, sie ist ein Mädchen, sie versteht das. Jacob konnte die Jungs vom Fußball nie leiden, weshalb er auch nicht nachvollziehen kann, wieso ich ihm Nachhilfe gebe. Wenn er jetzt wüsste, was daraus geworden ist...
Ich werde aus meinen Gedanken gerissen, als vor mir auf dem Lehrer Pult Mr Stone seine Tasche abstellt und um Ruhe bittet. Ist Ashton schon gekommen und ich war zu verträumt? Kurz sehe ich mich um, kann ihn aber nicht ausfindig machen. Vielleicht kommt er auch einfach nicht. "So, wer ließt die erste Hausaufgabe vor?" Sofort melde ich mich, das war einfach zu leicht. "Allison." Gerade als ich fertig bin mit dem Diktieren meiner Lösung, öffnet sich die Tür und Ashton tritt in den Raum. "Mir ist ja schon bekannt, dass sie gerne zu spät kommen, aber dann ist wenigstens eine Entschuldigung angebracht!" Mr Stone wirkt wütend, was Ashton - mal wieder - nicht zu interessieren scheint. Er nickt nur und geht direkt an mir vorbei. Kein Blickkontackt, er hat mich nichtmal annähernd angesehen. Ist er schlecht gelaunt? Ich versuche mich einfach wieder auf den Unterricht zu konzentrieren.

Der Tag heute war einfach nur anstrengend und meine gute Laune von heute morgen ist auch weg. Ash hat mich den ganzen Tag ignoriert, mir nicht einen einzigen Blick geschenkt, kein Hallo, kein irgendwas. Hatte er wieder Streit mit seinem Dad? Selbst wenn, er wird ja wohl in der Lage sein, mit mir zu reden... Ich schrecke hoch, als ein Auto neben mir hält. "Soll ich dich mitnehmen? Ich wollte sowieso noch zu euch, ein paar Dinge klären." Lächelnd sieht Nicole mich an. Der Fußballer scheint nicht im Auto zu sein. Ich nicke und steige ein, da ich sowieso auf dem Weg nach Hause war. Die anderen haben alle noch Unterricht, bei mir fallen die letzten zwei Stunden zum Glück aus. "Wie geht's dir? Wir haben uns lange nicht mehr gesehen." Ich habe selten eine so herzliche Frau wie Nicole getroffen. Wie kann man bitte nur so liebenswert sein? Obwohl ihr Mann ja schon ziemlich das Gegenteil ist. Nicht zu mir, aber zu Ash. "Mir geht's sehr gut." lächle ich. Auch wenn ich gerade wegen ihrem Sohn eigentlich schlechte Laune habe. "Wie geht es dir?" "Auch gut. Es ist alles ein bisschen stressig, aber ich kenne es ja nicht anders." lacht sie nur und hält an einer Ampel. "Du tust Ashton wirklich gut. Seit du ihm Nachhilfe gibst, ist er viel besser geworden. Ich habe mit seinen Lehrern gesprochen, es macht sich sogar jetzt schon bemerkbar. Das Verhältnis zwischen seinem Vater und ihm hat sich total entspannt, er kann weiter Fußball spielen und David ist voll okay damit. Was auch immer du mit ihm gemacht hast, er hat sich verändert - positiv!" Ihre Aussage freut mich wahnsinnig! Nicht nur die Tatsache, dass ich dafür gesorgt habe, sondern auch, dass es ihm besser zu gehen scheint. Stress mit seinem Dad ist also schonmal nicht der Grund dafür, dass er mich ignoriert. "Hab ich gerne gemacht." Etwas verlegen spiele ich an meiner vorderen Haarsträhne. "Und Ruby mag dich. Was sage ich, sie vergöttert dich!" Lachend sieht sie mich kurz an und gibt Gas, da die Ampel von rot auf grün wechselt. "Ich mag sie auch sehr. Sie hat eine tolle Persönlichkeit!" erzähle ich ihrer Mutter, während sie nickt. "Das haben beide meiner Kinder. Auch wenn es nicht immer leicht ist, bin ich sehr stolz darauf."

>Ich kann heute nicht.<

Schon zum fünften Mal lese ich mir seine Nachricht durch. Und schon wieder sagt er ab. Warum ist er so komisch, so distanziert? Vor zwei Tagen lag ich noch in seinen Armen, wir haben uns geküsst und jetzt spricht er nicht mehr mit mir? Hab ich was falsch gemacht? Okay Stopp! Vielleicht hat er einfach einen schlechten Tag. Warum muss ich mir auch immer so viele Gedanken machen? Alles ist heute passiert, er war nur heute so zu mir. Jeder steht mal mit dem falschen Fuß auf, ich sollte nicht immer alles überbewerten. Morgen wird er mir bestimmt erklären, warum er abgesagt hat. Und jetzt mache ich mir verdammt nochmal keine Gedanken mehr darüber!

LöwenherzWo Geschichten leben. Entdecke jetzt