Kapitel 63

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Ich stehe in Bikini, einem leichten Sommerkleid und mit wasserfesten Wimperntusche bewaffnet vor meinem Spiegel. Sollte ich nicht doch lieber hier bleiben? Das kann ich nicht machen, damit würde ich Julien viel zu sehr enttäuschen. Seufzend greife ich nach meiner Strandtasche, in der sich mein Geldbeutel, ein Handtuch und Wasser befinden. 

Auf dem Weg zum Strand überlege ich mehrfach, wieder umzukehren und nach Hause zu gehen. Warum ist auch alles so kompliziert? Ich komme unserem Platz immer näher und sehe von weitem schon Max und Ruby tutelnd auf ihren Handtüchern sitzen. Die beiden sind echt süß. Weder Julien, noch Ashton kann ich sehen, weshalb ich erleichtert aufatme. Vielleicht hat Ashton ja noch abgesagt? "Hey." begrüße ich die beiden lächelnd und breite mein Handtuch aus, um mich direkt danach darauf zu setzen. "Ally!" Ruby umarmt mich freudig. "Wo ist Julien?" Frage ich neugierig und bekomme direkt die Antwort von seinem Bruder. "Mit Ash im Wasser." Oh man, er ist also doch hier. Egal, ich schaffe das. 
Nach einer Weile kommen die beiden Jungs aus dem Wasser, woraufhin sich Ruby und ihr Freund dazu entscheiden hineinzugehen. "Ich wollte langsam die Pizza besorgen. Wollt ihr mitkommen oder hierbleiben? Ashton entscheidet sich dafür, hier zu bleiben, während ich unschlüssig bin. Ich habe keine Lust, aber hier alleine mit Ash will ich auch nicht sein. "Ich halte mein Versprechen." Die Worte von Ashton überraschen mich. Er scheint bemerkt zu haben, dass ich nicht weiß, was ich machen soll. "Dann bleibe ich hier." Julien nickt mir nur entgegen, während ich mich auf den Bauch lege und meine Augen schließe. Ich werde das schon überleben. Auch wenn es verdammt weh tut. Einerseits will ich genau das, was ich gesagt habe, andererseits wünsche ich mir, dass er so richtig um mich kämpft, um mir zu zeigen, dass er mich vielleicht doch liebt. Aber dass er es nicht tut, bestätigt mir im Prinzip ja nur, dass ich mit allem recht hatte und mit ihm definitiv abschließen sollte. Auch wenn es mir mehr als nur schwer fällt. 

Julien kommt relativ schnell wieder zurück und zu meiner Überraschung muss ich sagen, dass Ashton komplett sein Versprechen gehalten hat. Andererseits hätte ich zu Ruby und Max gemusst, jedoch wollte ich ihre Zweisamkeit nicht stören. Und es war ja auch gar nicht nötig. "Ich hab zwei Familienpizzen." Stolz sieht Julien uns an. "Bist du wahnsinnig, wer soll das alles essen?!" Lachend sieht Ruby ihn an. "Du?" Jetzt lachen wir alle. Das zierliche Mädchen zuckt nur mit den Schultern, öffnet einen der beiden Kartons und schnappt sich ein Stück. 

Ich muss zugeben, der Abend ist wirklich schön. Ashton hält sich komplett zurück, er redet nicht einmal viel, nur ab und zu wirft er etwas in unsere Gespräche ein. Und es erleichtert mich. "Du warst noch gar nicht im Wasser, Ally!" Meine Reaktion ist eindeutig, ich schüttele nur den Kopf. "Ich gehe auch nicht, keine Lust." "Komm schon, wir gehen alle." Auffordernd sieht mich Julien an. "Wenn du nicht selbst kommst, hebe ich dich hoch und werfe dich ins Wasser!" Da ich es ihm wirklich zutraue, stehe ich seufzend auf. "Aber nur kurz." Ich bemerke Ashtons Blick auf mir, als ich mein Kleid ausziehe und nur noch im Bikini vor allen stehe. Es ist mir verdammt unangenehm, immerhin habe ich einen kleinen Bauchansatz und meine Figur ist absolut nicht die schönste. Guckt er mich deswegen so an? Ich räusperte mich und gehe aufs Wasser zu. "Kommt ihr jetzt?!" Nickend laufen die anderen hinter mir her. Im Wasser hält der Fußballer verdammt viel Abstand. Er hält sich tatsächlich an sein Versprechen, wer hätte das gedacht? 

Es ist mittlerweile fast 8 Uhr, weshalb wir unsere Sachen zusammenpacken und uns langsam auf den Heimweg begeben. Ich werde wohl laufen müssen, da der letzte Bus schon weg ist. Die anderen sind wohl mit 2 Autos hier, Julien, damit er und Max direkt fahren können, und Ashton. "Holt dich niemand ab?" Ich schüttel den Kopf auf Juliens Frage hin. "Meine Eltern haben ein Meeting und von Justin lasse ich mich sicher nicht abholen." Ich bemerke das demütige Gesicht von Ashton, als ich meinen Bruder erwähne. "Ich würde dich ja gerne fahren, aber dann wird es für Max und mich wirklich spät." Ich winke ab, weil ich keine Umstände machen möchte. "Das passt schon." "Ich könnte dich mitnehmen." Seine Stimme ist ganz leise, so als wolle er eigentlich nicht, dass es jemand hört." Nein, das mache ich nicht. "Danke, aber ist schon okay. "Hast du Angst, ich kidnappe dich?" Sein Schmunzeln löst ein Karussel in meinem Bauch aus. Er sieht gerade echt sexy aus. Das ist der Ashton, den ICH kennengelernt habe. "Nein, aber-" "Dann gibt es doch kein Problem." Doch. Ich hab mich in dich verliebt und halte das einfach nicht aus. Ich will gerade Widerspruch einlegen, als mir einfällt, dass Ruby ja noch hier ist. "Okay. Danke." Ich klinge eher emotionslos. Aber mehr geht nicht, ansonsten fange ich hier auf der Stelle an zu heulen. Wir verabschieden uns alle, am emotionalsten ist definitiv der Abschied von Ruby und Max. Das zierliche Mädchen verliert einige Tränen, hält sich jedoch tapfer. "Viel Glück mit Hannah." Wünsche ich Julien und sehe ihn lächelnd an. "Danke. Und dir auch viel Glück. Er ist gar nicht so schlimm, wie du denkst." Diese Worte flüstert Julien mir bei unserer Umarmung zu, sodass sie sonst niemand hören kann. 

Als die beiden weg sind, drehe ich mich zu Ashton, um darauf zu warten, dass er zu seinem Auto läuft. "Ich geh noch zu Lia." Teilt Ruby ihrem Bruder mit und signalisiert ihm so, dass sie nicht mit ihm mitfahren wird. Bitte nicht. Sie war doch der Grund dafür, dass ich mitfahre. "Wie kommst du nach Hause?" Schade, dass er nur zu seiner Schwester so ehrlich fürsorglich ist. "Mum und Dad holen mich später. Bis morgen." Und schon ist sie verschwunden. "Ich wusste davon nichts, wirklich." Der Fußballer scheint meinen skeptischen Blick gesehen zu haben. Wenn ich ehrlich bin, klang er auch nicht so, als hätte er es gewusst. "Und ich halte mein Versprechen." Sein Blick ist ernst. Ich weiß nicht  ob ich es gut finde oder nicht, am liebsten würde ich ihn jetzt gerade küssen und auf der anderen Seite eine reinhauen für sein Schauspieltalent. "Passt schon." antworte ich nur und bewege mich auf sein Auto zu. Wenigstens ist die Fahrt nicht allzu lange. 

Die Autofahrt war leise. Sehr leise. Abgesehen davon, dass das Radio leise im Hintergrund lief, nachdem es Ashton nach einiger Zeit Totenstille angeschaltet hat. "Danke fürs fahren." sage ich trocken und steige aus dem Auto aus, nachdem wir angehalten haben. "Schlaf gut." Diese Worte klingen gerade so herzlich aus seinem Mund. Bevor ich weiter in meine Gedanken versinken kann, mache ich die Autotür zu und Ashton fährt davon. 

Nachdem ich drinnen angekommen bin, begegne ich natürlich Justin, der gerade etwas zu Essen macht. Wir ignorieren uns beide gegenseitig, wobei ich jedoch damit zu kämpfen habe, seine Platzwunde an der Schläfe zu ignorieren. Ashtons Wunden sind kleiner und zum Glück schon auf dem Weg der Besserung. Justins hingegen sieht ziemlich böse aus. Egal. Nicht mein Problem. Erschöpft gehe ich nach oben und lege mich auf mein Bett. Was für ein Abend. 

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Bei mir ist zwar erst Samstag Abend, aber da bei euch schon Sonntag morgen ist, hier ein neues Kapitel!

Wie geht's euch so?

Ich hoffe, euch hat das Kapitel gefallen! ❤😊

LöwenherzWo Geschichten leben. Entdecke jetzt