Felix
Ich konnte mich endlich dazu aufraffen, mich an das Klavier zu setzen. Zwar ging es mir nicht gut und vermutlich würde dieser Zustand noch lange anhalten, aber ich wollte mein Klavier wenigstens nicht noch länger einfach nur dastehen lassen, so wie ich es die letzten Tage getan hatte. Tief durchatmend fing ich an, auf diesem eine Melodie zu spielen. Eine, die mir einfach einfiel. Doch als ich genau hinhörte, würde ich am liebsten noch einmal weinen. Denn es war keine fröhliche oder wenigstens neutrale Melodie, sondern eine traurige, langsame. Und diese beschrieb einfach perfekt meine Situation im Moment.
Ich vermisste Changbin. Mehr, als ich überhaupt dürfte. Ich wollte bei ihm sein, wollte ihm wieder etwas vorspielen, wollte mit ihm reden und lachen, wollte mit ihm wieder im Park spazieren gehen, wollte ihm weiter bei seinem Buch helfen, wollte einfach nur Zeit mit ihm verbringen. Aber durfte ich mir das überhaupt wünschen? Oder so denken? Bestimmt wollte er rein gar nichts mehr mit mir zutun haben, aber wem verübelte ich das? Ich kam mit Menschen nicht klar und deshalb verdiente ich es auch nicht, seine Freundschaft zu haben. Er sollte es sich für jemand anderen aufsparen. Für jemanden, der alles mehr verdiente als ich.
Doch als es an der Tür klingelte, schreckte ich auf und hörte augenblicklich auf zu spielen. Warum war jemand gekommen? Chan war es bestimmt nicht, denn eigentlich müsste er noch auf seiner Arbeit sein oder bei seinem Freund. Die aus meinem Studium waren bis jetzt noch nie hier gewesen, also wer sollte es sonst sein? Mein Herzschlag beschleunigte sich, als sich ein bestimmter Name in meine Gedanken schlich.
Changbin.
Könnte es sein, dass er es war? War er zu mir gekommen, über seinen Schatten gesprungen? Unmöglich. Niemals würde Changbin zu mir kommen. Ich hatte Fehler gemacht und nicht er. Bei einem erneuten Klingeln wurde ich langsam panisch. Ich wusste nicht, was ich tun sollte. Öffnen würde ich die Tür bestimmt niemals. Dafür hatte ich zu große Angst. Angst davor, zu verletzen oder verletzt zu werden. Mir war aufgefallen, dass diese Angst nach Changbin's Rauswurf deutlich größer geworden war.
Langsam schlich ich auf die Tür zu, legte mein Ohr daran und versuchte zu lauschen. Ich wusste nicht, was genau ich versuchte zu hören. Ich erhoffte mir einfach, irgendwie zu erfahren, wer genau vor dieser Tür stand. Eigentlich könnte ich auch aus dem Fenster schauen, aber das Problem dabei war, dass man dann sehen würde, dass ich Zuhause war und das sollte nicht so sein.
Aber dann hörte ich eine Stimme. Eine Stimme, die ich so vermisst hatte und die mir eine Gänsehaut bereitete. Also war er doch hier. Er war wieder zu mir gekommen, stand gerade vor meiner verschlossenen Tür und wartete darauf, dass ich sie ihm öffnete. Tatsächlich streckte ich meine Hand aus, wollte die Tür aufschließen, aber ich konnte nicht. Ich war zu schwach dafür, konnte meine Angst einfach nicht besiegen. Mein Herz brach bei dem Gedanken, als ich mir vorstellte, dass Changbin vor meiner Tür stand und ihm einfach keiner aufmachen würde, aber ich konnte mich nicht überwinden.
Und dann hörte ich wieder seine Stimme.
,,Felix, mach bitte die Tür auf."
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𝐒𝐲𝐦𝐩𝐡𝐨𝐧𝐢𝐞 𝐝𝐞𝐫 𝐋𝐢𝐞𝐛𝐞 ✦ 𝖢𝖧𝖠𝖭𝖦𝖫𝖨𝖷
FanficEin Autor und ein Musiker - füreinander bestimmt, ohne es zu wissen. Für sein neues Buch braucht Changbin eine Inspiration, eine Muse. Denn der Charakter seines Buches ist das komplette Gegenteil von Changbin's Persönlichkeit. Eines Tages trifft e...