Felix
Als ich den kleinen Brief in der Hand hielt, wusste ich zuerst nicht, was ich davon halten sollte. Ich hatte Angst davor, ihn zu öffnen und zu lesen. Angst davor, dass dort schlimme Beleidigungen standen oder dass er mich hasste. Aber so war Changbin nicht. Ich hatte seine Stimme gehört, denn ich hatte mit dem meinem Rücken an der Tür gelehnt. Nachdem er aufgetaucht war, hatte ich mich keinen Zentimeter gerührt. Es war komisch, aber mir kam es so vor, als würden wir uns so näher sein. Oder ich bildete mir alles nur ein.
Nun entschloss ich mich doch dazu, den Brief zu lesen. Kaum hatte ich ihn geöffnet und nur die ersten paar Zeilen gelesen, kamen mir direkt Tränen in die Augen und ich schluchzte einmal auf. Selbst jetzt, in unserer Situation, war Changbin einfach nur ein toller Mensch. Einer, den ich nicht verdient hatte. Er hatte Recht. Ich lehnte an der Tür und wollte nichts lieber, als ihn zu umarmen und ihm alles sagen - alles, was ich empfand.
Doch diese verdammte Angst ließ einfach nichts zu.
-
Am nächsten Tag war ein weiterer Brief vor meiner Tür. Er hatte also nicht gelogen, als er meinte, dass er jeden Tag herkommen würde. Sofort nahm ich den Brief in die Hand und verschloss erneut die Tür, setzte mich auf den Boden und faltete nun deutlich freudiger den Brief auf als gestern.
Lieber Felix,
Weißt du eigentlich, wie sehr ich mich darüber gefreut habe, als ich gesehen habe, dass der Brief von gestern nicht mehr da lag? Du hast jetzt schon Fortschritte gemacht, ist dir das eigentlich bewusst?
Du hast die Tür geöffnet, Felix. Du hast sie aufgemacht, weil du vermutlich neugierig warst. Und dann hast du den Brief gesehen, nicht wahr? Und ich bin mir ziemlich sicher, dass du sie alle lesen wirst.
Ich möchte mich noch einmal dafür entschuldigen, dass ich dich so schnell überfordert habe. Es hat gedauert, bis du überhaupt bereit warst, mit mir eine Freundschaft einzugehen und schon am gleichen Tag kam ich mit meinem Gerede. Aber alles war ernst gemeint.
Ich habe dir versprochen, dass ich dich nicht alleine lassen werde. Sobald diese Tür nicht mehr zwischen uns ist, werde ich dich in den Arm nehmen und nicht mehr loslassen. Ich werde dir Geborgenheit und Sicherheit geben. Einfach alles, was du verdient hast. Denn du bist ein besonderer Mensch.
Ich konnte übrigens endlich an unserem Buch weiterschreiben. Die Zeit vor deiner Tür gestern hat mich irgendwie dazu motiviert, wieder zu schreiben. Denn ich habe die Hoffnung nicht verloren und das werde ich auch nicht. Außerdem möchte ich dir danken, Felix.
Danke.
Ohne dich hätte ich vermutlich niemals dieses Buch schreiben können. Du bist meine Inspiration, meine Muse. Das wusste ich schon vom ersten Tag an, als du mich im Musikraum so kalt abgewiesen hattest. Erinnerst du dich noch daran? Ich tue es gerne. Ich erinnere mich an jedes einzelne Mal, an dem wir auf irgendeine Art und Weise Kontakt zueinander hatten.
Weißt du noch damals, im Park? Unser allererstes Treffen? Du hast mich gefragt, was passieren wird, wenn das Buch zu Ende ist. Hattest du Angst, dass ich dich dann ignorieren und vergessen würde? Falls ja, dann muss ich dir widersprechen. Ich werde dich niemals ignorieren oder vergessen können.
Du bist so eine einzigartige Person. Du hast dich vom ersten Augenblick an in meine Gedanken gefressen und dort warst du auch bisher. Hast diesen Platz nie verlassen. Und ich denke, dass du dort auch immer bleiben wirst.
Ich werde auf dich warten, Felix. Ich werde darauf warten, dass du diese Tür öffnest. Egal, wie lange du dafür brauchen wirst.
Ich werde da sein.
Dein Changbin
Direkt kamen mir wieder Tränen in die Augen. Ich erinnerte mich auch an jedes einzelne Mal. Niemals würde ich diese besonderen Tage vergessen. Aber noch immer war ich nicht bereit, diese Tür zu öffnen. Und dann kam mir ein einziger Gedanke:
Wir waren uns so nahe und doch so fern.

DU LIEST GERADE
𝐒𝐲𝐦𝐩𝐡𝐨𝐧𝐢𝐞 𝐝𝐞𝐫 𝐋𝐢𝐞𝐛𝐞 ✦ 𝖢𝖧𝖠𝖭𝖦𝖫𝖨𝖷
FanficEin Autor und ein Musiker - füreinander bestimmt, ohne es zu wissen. Für sein neues Buch braucht Changbin eine Inspiration, eine Muse. Denn der Charakter seines Buches ist das komplette Gegenteil von Changbin's Persönlichkeit. Eines Tages trifft e...