✵♫♪Melodie 22♫♪✵

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Felix

Stille war eingekehrt. Kaum war mein letzter Satz ausgesprochen, schien selbst Changbin nicht mehr zu wissen, was er sagen sollte. Dabei hatte er bis jetzt doch immer eine Antwort parat gehabt. Aber mir war bewusst, dass man nach so etwas erst einmal etwas brauchte, bis man es verdaut hatte. Ich arbeitete schließlich immer noch daran, mich nicht ständig daran erinnern zu müssen. Viele würden das Klavier dann als etwas schlechtes sehen, aber für mich waren es nur gute Erinnerungen.

Meine beiden Eltern waren ebenfalls sehr musikalisch gewesen. Während mein Vater eher seine Stimme genutzt hatte und sang, war meine Mutter diejenige gewesen, welche die Instrumente liebte und vor allem das Klavier - sie hatte es mir beigebracht, als ich das erste Mal ein eigenes Stück von ihr gehört habe. Noch immer spielte ich es, obwohl es bereits fertig war. Denn es erinnerte mich auf gute Weise an meine Eltern.

,,Ich will kein Mitleid haben oder irgendwas in diese Richtung hören", meinte ich nun zu Changbin und hob langsam meinen Kopf, sah direkt in seine Augen. Sein Blick war noch immer sanft und liebevoll. Konnte er mal damit aufhören? Das ließ selbst mich beinahe weich werden und gerade das wollte ich verhindern. ,,Das wollte ich nicht sagen", meinte Changbin und stand langsam auf.

Misstrauisch folgte ich jedem seiner Schritte, als er wieder vor dem Klavier hielt und einen Blick darauf war. Würde er es auch nur einmal anfassen, dann würde ich ihn sofort herausschmeißen. Nicht einmal Chan durfte es berühren. ,,Ich bewundere dich." Nun sah ich doch irritiert zu dem Älteren, der seinen Blick vom Klavier abwandte und mir direkt in die Augen sah. ,,Viele hätten damit aufgehört, weil es schlechte Erinnerungen bringt. Aber du nicht. Du hütest dieses Klavier wie einen Schatz, weil es deinen Eltern gehört hat. Ich sehe nicht einmal eine einzige Staubschicht, was wohl heißt, dass du es mehrmals täglich putzt und nicht einmal darauf hätten manche Lust."

Verblüfft starrte ich ihn an, wollte irgendwas sagen, aber wusste einfach nicht, was. Stattdessen sprach er weiter und kniete sich vor mich hin. ,,Ich werde nicht nach dem Grund dafür fragen. Weil ich möchte, dass du es von dir aus selbst erzählst. Weil ich möchte, dass du mir vertraust. Und ich werde dir schon noch zeigen, dass du es kannst." Kurz streichelte er sanft und zart über meinen Oberschenkel, da setzte er sich schon wieder auf das Sofa und schrieb in sein Notizbuch. Noch immer kam kein einziges Wort aus meinem Mund.

Es war einfach seltsam. Die Stelle, die seine Hand berührt hatte, kribbelte noch immer leicht. Sofort drehte ich mich von ihm weg und widmete mich wieder dem Klavier, während ich erneut anfing zu spielen. Changbin schien wohl wirklich eine Freundschaft mit mir zu wollen. Er wollte, dass ich ihm vertraute und nicht einmal bedrängen tat er. Er ließ mir genau die Zeit, die ich für das alles brauchte und irgendwie ließ das mein Herz etwas wärmer werden. Vielleicht war er doch nicht so schlimm, wie ich erst gedacht hatte.

Vielleicht hatte Chan doch recht gehabt und wir könnten Freunde werden.

𝐒𝐲𝐦𝐩𝐡𝐨𝐧𝐢𝐞 𝐝𝐞𝐫 𝐋𝐢𝐞𝐛𝐞 ✦ 𝖢𝖧𝖠𝖭𝖦𝖫𝖨𝖷Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt