✵♫♪Melodie 35♫♪✵

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Changbin

Ich wusste, dass Felix Zuhause war. Nicht nur, weil Chan es mir verraten hatte, sondern auch, weil ich es spürte. Es war eigenartig, aber ich nahm seine Präsenz auf der anderen Seite der Tür wahr. Er war da.

"Bitte, Felix... mach mir auf", bat ich etwas leiser und lehnte meine Stirn gegen die Tür. Wie immer hatte ich mein Notizbuch dabei, obwohl ich selbst nicht genau wusste, warum. Aber vielleicht musste ich es auch nicht wissen, sondern einfach fühlen.

Noch immer öffnete mir der Jüngere nicht die Tür. Ich verstand, dass er Angst hatte und dass er glaubte, ich würde ihn nun hassen. Aber das tat ich nicht. Ich hatte gedacht, dass er mich nicht leiden konnte und ich mir zu viel erhofft hatte, doch Chan hatte mir alles erklärt - mir sein Verhalten erklärt.

Deswegen war ich nun hier. Denn ich wollte Felix zeigen, dass ich ihn wirklich liebte und ihn nicht aufgeben würde. Niemals. Er bedeutete mir unglaublich viel und dass dies bereits nach einigen Wochen Kontakt der Fall war, konnte es nicht bedeutungslos sein. Wir beide waren füreinander bestimmt. Das spürte ich.

"Felix, es tut mir leid. Wirklich. Ich wollte dich nicht überfordern und ich wollte nicht deine Angst auslösen", erklärte ich der Tür, die mein einziger Schutz gerade schien. Meine Hand lag auf dem Türknauf, jedoch konnte ich sie nicht öffnen. Das konnte nur Felix, aber er würde es nicht tun.

"Bitte, lass mich hinein", bat ich mit langsam sterbender Stimme. Meine Hoffnung, ihn zurückzugewinnen und ihm zu helfen, verschwand langsam wieder und ich hatte das Gefühl, hier völlig umsonst zu stehen. Vermutlich stand er gar nicht hinter dieser Tür und hörte mich überhaupt nicht.

Und genau in diesem Moment hatte ich eine Idee. Sie war nicht die brillanteste und vermutlich würde es nichts nützen. Doch ein Funke Hoffnung in mir sprach dafür und redete mir ein, dass ich so wenigstens alles loswerden konnte, was ich ihm sagen wollte. Alles, was mir auf dem Herzen lag.

Also setzte ich mich vor die Tür, lehnte mich mit dem Rücken dagegen und zückte mein Notizbuch. Sogleich nahm ich den Stift in die Hand und suchte eine weiße Seite heraus, auf der noch nichts stand. Diese würde ich jetzt in ein Meisterwerk verwandeln. In ein Meisterwerk aus Worten.

Lieber Felix,

Ich weiß nicht, warum ich gerade nicht neben dir sitze und dich in meinen Armen wiege. Ich kann nicht erklären, weshalb wir voneinander getrennt sind. Und ich bezweifle, dass ich dir alles sagen kann, was du verdient hast zu hören.

Ich weiß, du hast Angst. Angst, verletzt und allein gelassen zu werden. Ich habe dir bereits gesagt, dass ich dich nie allein lassen werde. Ja, die letzten Tage über kam ich nicht hierher, aber ich hatte das Gefühl, dass du mich nicht sehen willst; dass ich dir eher schade als helfe.

Das Letzte, was ich möchte, ist, etwas zu tun, was du nicht willst.

Darum bin ich daheim geblieben, habe ich mich meiner Wohnung versteckt und es nicht einmal geschafft, mein neustes Buch anzurühren. Meine Gedanken haben sich nur um dich gekreist und siehe da: Jetzt sitze ich vor deiner Tür und schreibe dir einen Brief.

Vielleicht bist du nicht bereit dazu, deine Angst zu überwinden und die Tür zu öffnen, die uns beide in diesem Moment voneinander trennt. Ich bin mir sicher, du lehnst genau wie ich auf der anderen Seite gegen diese Tür und wünschst dir nichts sehnlicher, als mich zu umarmen. Denn genau das wünsche ich mir gerade.

Aber ich werde jeden Tag aufs Neue hierher kommen und dir jeden Tag einen neuen Brief schreiben. In diesen Briefen möchte ich dir von meinen Gefühlen erzählen, von Dingen, die ich erlebt habe, wie ich Autor wurde, was hinter meinen Büchern steckt und ganz besonders möchte ich dir von meinem neusten Buch erzählen - von unserem Buch.

Und jeden Tag möchte ich dir mehr zeigen, dass ich dich niemals gehen lasse, sobald du mich wieder in dein Leben lässt.

Denn für dich würde ich alles aufgeben.

Dein Changbin

𝐒𝐲𝐦𝐩𝐡𝐨𝐧𝐢𝐞 𝐝𝐞𝐫 𝐋𝐢𝐞𝐛𝐞 ✦ 𝖢𝖧𝖠𝖭𝖦𝖫𝖨𝖷Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt