𝔱𝔴𝔢𝔫𝔱𝔶

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"und was ist, wenn ich asexuell bin?", jeongguk kaute sein Gemüse noch zu Ende und sah dann seine Eltern an, welche beiden einen irritierten Blick auf ihren Gesichtern hatten.
der Junge fragte dies, weil seine Eltern schon wieder auf das Thema: "mein Junge, wann bringst du denn endlich ein Mädchen mit?" kamen.
es nervte ihn, so gewaltig. gott!

"wenn ich weder Brüste noch Schwänze mag, hm? was wäre dann? wenn ich keinerlei Bedürfnis dazu hätte, Sex zu haben oder jemanden zu küssen? oder gar mit jemandem zusammen zu sein?"
er hatte seine Stäbchen hingelegt, sah seine Eltern weiterhin an — nur diesmal mit Interesse im Gesicht.
"das ist schwachsinn, jeongguk. gott hat uns so gesxhaffen, da gibt es keine Abweichungen von. lass den Quatsch.", sprach sein Vater und schnaubte zum Ende hin.

der Junge wurde wütend, jedoch zeigte er es nicht und atmete tief durch. "ist gut.", hauchte er, ehe er weiter aß und durchgehend auf sein Gericht starrte.
weshalb war das verboten? jemanden zu lieben, auch wenn dieser jemand ein anderes Geschlecht hatte?
"was wenn ich später keine Kinder haben will? seid ihr dann sauer?", holte er das Thema jedoch wieder zurück und sah diesmal zu seiner Mutter.

"jeongguk..", sie seufzte, legte diesmal ihre Essstäbchen weg, sah dann ihren Sohn an, welcher.. beinahe Unsicher ansah.
"das kommt von ganz alleine, wenn du eine Frau findest, die du liebst.", sie sprach so sanft und lieblich, weshalb man nicht mal denken könnte, dass sie solch ein ekelhaftes Denken hatte.
ihre Worte schmerzten so sehr, dass der Junge sein Glas leer trinken musste, da sein sich Rachen anfühlte, wie eine Wüste.

"ich gehe lernen", sprach er dann, biss sich auf seine Zunge und stand schon auf — seine Eltern riefen ihm noch hinterher, wobei er dies ignorierte, was wohl sein Recht war.
oben schloss er seine Zimmertür ab, schmiss sich dann aufs Bett und atmete einige Male durch.
immer wieder rief er sich ins Gewissen, was seine Eltern gesagt hatten.
er malte sich aus, wie sehr sie ihn hassen würden, wenn er ihnen von sich erzählte.

und dann kam er wieder zu dem Punkt, wo er sich fragte was nicht damit stimmte, schwul zu sein.
war es eine Krankheit? eine unheilbare, wogegen selbst die besten Ärzte nichts tun könnten?
war es eine Störung? eine, die durch Psychologen gerettet werden könnte?
oder besaß er einen Dämon, der nur durch viele langwierige Prozesse ausgetrieben werden kann?

wenn jeongguk könnte, würde er doch alles ändern, was das anging.
er würde sich in eine Frau verlieben, irgendwann Heiraten und Kinder bekommen, welche seine Zukunft bereichern würden.
er könnte zeigen, dass er jemanden liebte und musste sich nicht schämen, wenn er eine Frau anschaute — sie attraktiv fand.

unbemerkt rollte ihm eine heiße Träne über die Wange, während er weiterhin wie begannt an die Decke seines Zimmer starrte.
schluchzen tat er noch nicht, es waren schlichtweg Tränen der Verzweiflung, welche tief aus seinem Inneren kamen.
ihm tat das weinen innerlich so unheimlich weh, dass er sonst immer alles versuchte, um es zurückzuhalten — denn nicht selten tat der Junge sich in solchen Momenten weh.

sei es nur, dass er seine Knöchel zu stark knacken ließ, oder doch seine Arme zerkratzte, sodass er anfing zu bluten.
auch wenn es nichts wirklich schlimmes war, war dem jungen Koreaner bewusst, dass er früher oder später unter dieser Last zusammenbrechen würde — wenn er es keinem aus seiner Familie sagen konnte, frei damit leben konnte.

gay | ᵗᵃᵉᵍᵍᵘᵏWo Geschichten leben. Entdecke jetzt