Kapitel 1️⃣5️⃣

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PoV Clary

Ich legte meine Hände auf Takuya's Arm und konzentrierte mich aufs Heilen. Mein Rücken glühte; wahrscheinlich leuchtete dieser gerade. Ich konnte beobachten, wie sich die Wunde an Takuya's Arm schloss. Ich spürte, wie ich langsam schwächer wurde, doch die Wunde war noch nicht ganz geheilt. Ein letztes Mal bündelte ich meine Kräfte und die Wunde schloss sich komplett. Erschöpft ließ ich mich ins Gras sinken und beobachtete Lou und Draco, wie sie Takuya's Arm betrachteten; sie waren offensichtlich erstaunt. Mein Atem ging schnell und meine Augen fielen fast zu. »Alles okay, Clary?«, fragte Lou. »Du siehst fertig aus.« Sie musterte mich besorgt. »Bin nur etwas erschöpft«, meinte ich. Ich spürte, wie meine Augen schließlich zufielen; ich konnte es nicht verhindern.
»Nich' schlafen, du musst uns das etwas genauer erklären«, hörte ich Draco's nervige Stimme. »Wieso hat dein Rücken so geleuchtet?» Unter Anstrengung öffnete ich meine Augen wieder und stand schwankend auf. Doch glücklicherweise hatte ich mich schnell wieder gefangen. Ich ging auf den Baum zu, den ich vorher attackiert hatte und lehnte mich an ihn.
»Wie ihr ja wisst, bin ich ein Werwolf«, fing ich an. »Ich weiß das nicht«, warf Draco ein. Ich warf einen Dolch nach ihm, der leicht seine Wange streifte. »Ich rede gerade, also Klappe«, sagte ich und blickte Draco böse an. Er hob beschwichtigend die Hände. »Okay okay, sprich weiter.« Ich seufzte und fuhr fort: »Also, jeder Werwolf hat so ein Wolf-Tattoo auf der linken Schulter, doch bei mir geht dieses Tattoo über den gesamten Rücken, bis zu meinem linken Fußgelenk. Ich habe keine Ahnung, wieso das so ist und auch der Alpha des Rudels, bei dem ich für ein paar Tage war, konnte mir nicht weiterhelfen«, beendete ich meinen Vortrag. Ich blickte in vier verschiedene, aber alle gleichermaßen verwunderte Gesichter; ein drachenartiges Gesicht, ein eichhörnchenartiges Gesicht, ein menschliches Gesicht und ein Katzengesicht. Nuno krallte sich in meine Hose und versuchte, an mir hochzuklettern. Ich nahm sie auf den Arm und streichelte ihr über den Kopf, was sie zum Schnurren brachte. Sehr beruhigend, musste ich zugeben.
»Könntet ihr aufhören, mich anzustarren wie so Autos«, murmelte ich. Obwohl mein Blick auf der kleinen Katze lag, konnte ich die Blicke der anderen auf mir spüren. »Takuya magst du besiegt haben, aber unser Kampf ist noch nicht vorbei«, hörte ich da Draco sagen. Bei den Worten fingen meine Augen an zu funkeln. »Wie du meinst. Aber dich werde ich nicht mehr heilen können.« »Das wirst du auch gar nicht brauchen.« Ich setzte Nuno ab und lief mit gezücktem Schwert auf Draco zu. Doch ich war unvorsichtig und hatte zu unüberlegt gehandelt; Draco wich mit Leichtigkeit aus und verpasste mir mehrere Schnitte mit seinem Dolch.

»STOPP!!!« Lou's Brüllen ließ mich innehalten. Alle drehten sich zu ihr. »Clary, Draco, hört doch endlich auf.« Ich trat zu ihr. »Keine Sorge Lou, mir geht es gut. Ich habe schon viel schlimmere Verletzungen abbekommen.« Ich legte ihr beruhigend eine Hand auf den Kopf, doch sie schüttelte diese ab. »Außerdem halten Teufel und Dämonen doch viel aus«, mischte Takuya sich ein und sah mich spöttisch an. Ich knurrte. »Vielleicht hätte ich dich doch nicht heilen sollen.« »Aber ich muss sagen, du kämpfst echt gut, Hündchen«, warf Draco ein. »Nenn mich nicht Hündchen, ich bin ein Wolf!«, stellte ich klar. Ich wusste schon gar nicht mehr, wen ich mit meinen Dolchen abwerfen sollte. Haben die sich etwa gegen mich verbündet?
»Ich bin raus«, schnaubte ich. Ich lief in den Wald und stoppte erst, als ich an einem Fluss ankam. Dort säuberte ich meine Wunden. Nachdem ich dies erledigt und das Blut abgewaschen hatte, ging ich langsam zurück zu unserer kleinen Lichtung. Ich war mindestens eine halbe Stunde weggewesen; genug Zeit für alle, sich zu beruhigen, mich eingeschlossen.
»Seht da, unser Teufelchen ist zurück«, meinte Draco, als er mich erblickte. Ich musste mich zurückhalten, nicht sofort wieder einen Dolch nach ihm zu werfen. Abe ich wurde zum Glück durch das Knurren eines Magens abgelenkt. »Wessen Magen hat da gerade so laut geknurrt?«, fragte ich in die Runde. »Meiner, ich hab' seit gestern nichts gegessen«, meldete Takuya sich. Ich sah ihn kurz an und kramte dann in dem Rucksack des Wanderers. »Takuya, Draco, ihr geht Feuerholz sammeln, Lou hilft mir, das Essen vorzubereiten«, wies ich die drei an.

Nachdem Takuya und Draco das Feuer entfacht hatten, stellte ich jedem -Nuno eingeschlossen- einen Pappteller vor die Nase. Der Wanderer war echt gut ausgestattet gewesen. Es war genügend Essen für die nächsten paar Tage in dem Rucksack.
»Nicht schlecht Hündchen, du kannst geklautes Fingerfood auf Papteller verteilen«, spottete Draco mit vollem Mund. Ich knurrte ihn an; er hatte das Hündchen für meinen Geschmack zu sehr betont. »Also ich will ja nicht Klugscheißern, aber Catella heißt Hündchen auf Latein und klingt irgendwie besser«, meinte Takuya. Warum zur Hölle reden dir über einen Spitznamen für mich?
Ich hatte echt keinen Bock mehr darauf, also entfernte ich mich ein Stück von den anderen. Ich zog mein Schwert und attackierte wieder den schon übel zugerichteten Baum. Nach einem besonders kraftvollen Schlag, ertönte ein Knacken. Der Baum kippte zur Seite. Blöderweise drohte er, genau auf Draco und Takuya zu fallen. Ich schoss vor und blockte mit meinem Schwert den fallenden Baum. »Draco, Takuya!«, schrie ich, um sie auf die Gefahr aufmerksam zu machen. Sie reagierten zum Glück schnell und verließen die Gefahrenzone. Ich sprang zur Seite und der Baum krachte zu Boden. Ich ließ mich vor Erschöpfung ins Gras fallen und schlief ein.

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