KAPITEL 2️⃣

35 5 5
                                    

PoV Takuya

Gelangweilt schlenderte ich wie jeden Morgen meinen monotonen Schulweg entlang. Ich wusste jetzt schon, dass ich zu spät kommen würde, aber das war mir egal. In ein paar Wochen waren Ferien, da lohnte es sich nicht mehr, sich großartig anzustrengen.

»Takuya-kun, sie sind schon wieder zu spät!", begrüßte Yagami-sensei mich, freundlich wie immer. Ich ignorierte seinen Tadel und setzte mich zwischen meine besten Freunde, Sora und Koji. »Hättet ihr mich nicht entschuldigen können?«, zischte ich ihnen leise zu. »Du musst mal selber mehr Verantwortung übernehmen, Taku«, meinte Sora darauf nur. Ich verdrehte meine Augen. »Und du-«, begann ich, wurde aber von Yagami-sensei unterbrochen. »Sie können nicht zu spät kommen und dann auch noch meinen, den Unterricht stören zu müssen! Wenn sie jetzt nicht leise sind und nicht mal dem Unterricht folgen, muss ich wohl extra Aufgaben aufgeben.« Daraufhin war ich sogar zur Abwechslung mal still.

Als endlich das erlösende Schellen der Schulglocke ertönte, stürmte ich direkt nach draußen. Ich hielt die stickige Luft im Klassenzimmer einfach nicht mehr aus. Ich verschwand in den Wald nahe gelegen des Schulgebäudes; eigentlich durften wir dort nicht hin, aber als hätten irgendwelche Verbote mich jemals interessiert.
Ich setzte mich auf einen Stein unter eine Birke. Gedankenverloren starrte ich vor mich hin. Plötzlich spürte ich ein Stechen in meinem Rücken. Schmerzerfüllt zischte ich auf. Ich fuhr mit meiner Hand vorsichtig meinen Rücken entlang und stockte erschrocken, als ich unter meinem Schulterblatt einen leichten Hubbel spürte. Sofort sprang ich auf. Ich rannte zurück auf den Schulhof. Dort entdeckte ich zum Glück ziemlich schnell Sora und Koji.
»Sora! Koji!«, keuchte ich außer Atem. »Da bist du ja!«, sagte Koji. »Du warst mal wieder im Wald. Stimmt's oder hab' ich Recht?«, fing Sora direkt wieder an zu nerven. »Ja schon, aber das tut jetzt nichts zur Sache«, erwiderte ich. »Kommt bitte mal mit.«
Wir gingen -das Klingeln, welches den Beginn der nächsten Stunde ankündigte, ignorierend- zurück in den Wald, wo ich hergekommen war. Ich hoffte nämlich, dass uns dort niemand beobachten würde. Auf dem Weg blieb Sora kurz stehen, um mit einem Eichhörnchen zu reden, aber ich ignorierte dies.
»Also, was gibt's?«, fragte Koji neugierig. Ich war erstaunt, dass die beiden es geschafft hatten, so lange zu schweigen. »Ich... also, als ich gerade hier war, habe ich ein Stechen in meinem Rücken gespürt«, erklärte ich langsam. Ich bemerkte selber, wie dumm sich das ganze anhörte. »Und du willst jetzt, dass wir gucken, was da ist«, kombinierte Koji. Ich nickte. Ohne ein weiteres Wort zog ich mein T-Shirt hinten hoch, so dass Koji und Sora Blick auf meinen Rücken hatten. »Und?«, fragte ich. Stille. »Hallo?! Erde an Kora!« »Ähm...«, ergriff Koji das Wort. »Flügel«, brachte Sora endlich heraus. »Was?« Ich drehte mich mit einem Willst-du-mich-verarschen?-Blick zu den beiden um. »Ja, kleine Flügel«, bestätigte Koji Sora's Aussage.
Komplett verdattert stand ich da. »I-ich werd' dann mal nach Hause gehen«, murmelte ich. Sora und Koji nickten verständnisvoll. Sie verabschiedeten sich und liefen zurück zur Schule. Ich machte mich langsam auf den Weg nach Hause. Dort wollte ich mich selber nochmal vergewissern, ob das was Sora und Koji gesagt hatten, stimmte.

Seufzend ließ ich mich auf mein Bett fallen. Jap, meine beiden Freunde hatten vollkommen Recht gehabt. Ich hatte die Flügel mit eigenen Augen gesehen. Zur Ablenkung machte ich meine Musikbox an und startete meine Anime Playlist. Es kam Bye Bye Yesterday, aber wirklich achten auf die Musik tat ich nicht. Nervös saß ich einfach nur da, wollte etwas machen, wusste aber nicht, was. Voller Ungeduld sprang ich irgendwann einfach auf. Ich entschied mich, nochmal dahin zurückzugehen, wo Alles begonnen hatte.

Aufmerksam sah ich mich die ganze Zeit um, achtete darauf, ob ich irgendwas Außergewöhnliches entdeckte. Plötzlich meinte ich, eine Gestalt durchs Gebüsch huschen zu sehen. Angespannt lief ich in jene Richtung. Da tauchte wie aus dem Nichts eine komplett in schwarz gekleidete Person vor mir auf. Ihre Augen waren von einer Kapuze verdeckt, das restliche Gesicht von einem Schal. »W-wer bist du?«, war das erste, was ich rausbrachte. »Das ist nicht relevant«, sagte die Person. »Viel wichtiger ist das hier...« Sie holte ein kleines Gefäß mit einer blauen, flüssigen Substanz hervor. »Das ist der Grund, warum du dabei bist, zu einem Drachen zu mutieren.« Warte, was?! Ich mutiere zum Drachen?!
Ich versuchte, mir meinen Schock nicht anmerken zu lassen, was mir aber wahrscheinlich nicht wirklich gelang. Dies merkte ich unter anderem an dem spöttischen Grinsen der schwarz gekleideten Person. »Das hier ist ein Serum. Damit habe ich dich infiziert und werde noch viele weitere Menschen infizieren. Und du wirst mir dabei helfen.« Sie kam einen Schritt auf mich zu und streckte eine Hand nach mir aus. Erschrocken wich ich zurück. Da sah ich, wie ein Lichtblitz die Person traf und diese sofort umkippte.
Ich sah geschockt auf meine Hände. Dann wieder zu der Person. Ich bückte mich und griff nach dem Gefäß mit dem Serum, welches die Person fallen gelassen hatte. An der Öffnung war eine Metallspitze befestigt. Ich entdeckte außerdem ein Gewehr, das unter dem Umhang der Person versteckt gewesen war. Ich nahm es vorsichtig und begutachtete es. Anscheinend konnte man mit dem Gewehr das Serum auf die Leute schießen, die man infizieren wollte. Ich packte das Serum ein, ließ das Gewehr aber liegen; wäre zu auffällig. Schnell lief ich nach Hause und rief dort Koji an. Ich verabredete mich ihm und Sora für 20 Uhr bei mir zu Hause.
Ich dachte kurz daran, Hausaufgaben zu machen, verdrängte diesen gruseligen Gedanken aber sofort wieder. Stattdessen drehte ich wieder Musik auf und zockte irgendwelche Pokémon Games.

Lost In RealityWo Geschichten leben. Entdecke jetzt