Die Wahrheit erzählen (Update online)

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Dienstag, 2. September 1975

„Lexie! Komm schon, steht auf.", hörte ich meine beste Freundin lachen und spürte ein leichtes Rütteln an meinem Arm.

„Hm?", murmelte ich verschlafen und griff nach meiner Brille auf dem Nachttisch neben mir.

„Sag bloß, du willst den ersten Schultag im neuen Jahr ohne ein Frühstück beginnen?", fügte sie hinzu und verschwand anschließend mit ihrer Schuluniform im Bad.

„Auf keinen Fall.", sagte ich nun zu mir selbst, da unsere Zimmergenossinnen noch schliefen.

Ich öffnete meinen Koffer – gestern Abend hatte ich nach der Auseinandersetzung mit Sirius keine Lust mehr gehabt, ihn noch auszuräumen – und zog einen grauen Rock, ein weißes Hemd und meine Gryffindor-Krawatte hervor.

Während der Unterrichtszeiten war eine Schuluniform vorgeschrieben und die jeweilige Krawatte zeigte, welchem Haus wir angehörten. Wenn unser Unterricht offiziell vorbei war, durften wir unsere Alltagsklamotten tragen.

„So, du kannst jetzt rein.", meinte Lily, als sie die Badezimmertür öffnete und zurück in den Schlafraum kam. „Ich geh schonmal in den Gemeinschaftsraum und warte dort auf dich."

„Könnt ihr nicht leiser sein? Hier versuchen noch welche, zu schlafen!", ertönte plötzlich ein Meckern von links.

Lilys und mein Blick wechselten zu Alexis Collins. Neben ihr hatten wir noch eine weitere, vierte im Zimmer – Grace Wilson. Alexis und Grace waren genau wie Lily und ich die besten Freundinnen. Aber abgesehen vom Schlafsaal hatten wir nichts mit den beiden zu tun. Außerhalb unseres Saals meiden wir uns und innerhalb versuchten wir, den anderen so gut es ging nicht im Weg zu stehen.

„Tschuldigung.", flüsterte ich und sah im Augenwinkel, dass Lily wegen Alexis genervt die Augen verdrehte.

Während Lily ganz aus unserem Zimmer verschwand, schlich ich auf leisen Sohlen ins Bad und zog meine Schuluniform an, bevor ich mir noch die Zähne putzte.

Ich legte meine Schlafsachen zurück auf mein Bett und ging schließlich aus unserem Zimmer raus, wobei ich die Tür so leise wie möglich hinter mir schloss.

Alexis und Grace waren die Art von Mädchen, die morgens niemals frühstückten – was weder Lily noch ich verstehen konnten, aber jedem das Seine.

„Jetzt gib schon zu, dass du meine Schwester nur als Vorwand nimmst! Ich weiß ganz genau, dass du hier nur auf meine Ankunft gewartet hast. Ich wette, Lexie ist schon längst unten.", hörte ich am Anfang der Treppe schon die Stimme meines Bruders.

„Potter, dir sollte wirklich mal jemand das Wachs aus den Ohren ziehen.", erwiderte Lily mit übellauniger Stimme. „Soll ich es dir etwa noch buchstabieren? Ich will nichts von dir, verstanden?"

„Ach, Lily. Ich sehe dir an, dass du lügst. Irgendwann wird dir die Wahrheit schon noch rausrutschen. Ob du es willst oder nicht.", antwortete James gelassen.

Ich kam am Ende der Treppe an und sah einen breit grinsenden James, eine wütend dreinblickende Lily und die drei besten Freunde meines Bruders beieinanderstehen. Peter faltete die Hände, als würde er für James hoffen, dass Lily ihm zustimmt. Remus blätterte nur an der Couch gelehnt in einem Buch, das mir ganz nach Verteidigung gegen die dunklen Künste aussah. Und Sirius rieb sich die Schläfen, weil er – genau wie Lily – ziemlich genervt von der Situation war.

Das einzige, was jetzt noch fehlte, war aus Lilys Ohren schießender Rauch. Auch wenn sie gerade nur mit dem Rücken zu mir stand – durch das Zittern ihrer Beide konnte man ihre aufsteigende Wut auch so erkennen.

Lexie Potter (Rumtreiberzeit)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt