Cheater

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Loves Sicht

Ich zog mir den Reißverschluss meiner Jacke bis oben hin zu und nahm meine große Sporttasche auf die Schulter. Das letzte Training vor dem Wochenende war beendet. Die nächsten Tage standen zwei Spiele an, auf die ich trotz all den Umständen in letzter Zeit vorbereitet war. Vorgestern hatte Clary, Scarlette vor mir ihre Meinung gesagt und nach diesem Streit war Scarlettes Laune auch dahin gewesen. Sie hatte mich angegiftet und erneut hatte sich ein Streit gebildet. Die letzten zwei Tage hatte sie auch auf keine meiner Whatsapp Nachrichten und Anrufe geantwortet. Ich wollte ihr nicht mehr hinterher laufen und beschloss daher einfach zu warten bis sie sich wieder eingekriegt hatte. Auch wenn ich wusste das es noch dauern konnte.

Ich hatte den Blick auf meine Schuhspitzen gerichtet als ich die Kabine verließ und sah Clary daher nicht kommen. Erst als sie mich am Ärmel festhielt drehte ich mich um.
"Hey", sie flüsterte fast als sie mich begrüßte und versuchte es sogar mit einem kleinen Lächeln.
"Hast du kurz Zeit?" beeilte sie sich zu sagen bevor ich sie auch Grüßen konnte.
"Klar" ich hatte das Gefühl das ich ihr etwas schuldig war nach der ganzen Geschichte. Sie schob mich zurück in die Umkleide die mittlerweile leer war.
"Ich weiß echt nicht wo ich anfangen soll, ohne das es so rüber kommt als würde ich deine Beziehung kaputt machen wollen" mir schwante böses als sie die Stille mit ihrer dünnen Stimme ausfüllte. Misstrauisch zog ich die Augenbrauen zusammen.
"Du weißt das Scarlette kifft?"
"Sie hat mir gesagt das sie damit aufhören will"
"Naja immer wenn sie das tut, gerät die etwas außer Kontrolle" sie sprach weiter und ignorierte meine Antwort auf ihre Frage. Ich war mir nicht sicher was sie vor hatte aber mein bisheriges Gefühl war kein gutes.
"Sie war vor zwei Tagen im Lux und hat da auch einen gezogen, aber Love....nicht alleine. Ich kenne den Typen nicht und ich will ihn auch nicht kennenlernen aber ich habe gesehen wie sie sich geküsst haben und dann auch miteinander verschwunden sind" sie spielte mit den vielen Ringen an ihren Fingern und konnte mich nicht mal richtig ansehen.
"Ich weiß das ist alles blöd gelaufen und das du grade nicht so gut zu sprechen bist auf Scarlette, aber Clary solche Anschuldigungen sind auch nicht der richtige weg. Wir sehen uns" damit verließ ich die Umkleide erneut.

Auch wenn ich wusste, dass das nicht wahr sein konnte stand ich vor Scarlettes Büro um ihr die seltsame Story zu erzählen. Ich klopfte zweimal an die Holztür auf der ihr Name stand. Als das herein ertönte betrat ich das Zimmer und schloss die Tür hinter mir.
"Weißt du wo ich herkomme?"
"Schweden?"
"Nein", ich musste lachen. Manchmal dachte sie wirklich nicht nach.
"Aus der Kabine. Clary wollte mit mir reden" ich setzte mich auf den Stuhl vor ihrem Schreibtisch. Als sie den Namen ihrer ehemaligen besten Freundin hörte, legte sie den Stift aus der Hand und spitzte die Ohren. Sie ging mit mir ganz normal um. So als hätte unsere letzte Meinungsverschiedenheit gar nicht existiert.
"Was hat sie denn gesagt?" wollte sie wissen und stützte ihr Kinn auf ihre Hand.
"Ach, sie meinte das du wieder gekifft hättest und irgendeinen Typen geküsst hast, und was weiß ich. Totalen unsinn eben." ich lachte über die Erinnerung, die noch nicht in all zu langer Ferne lag. Doch als ich ihren zerknirschten Blick sah, hörte ich augenblicklich auf zu lachen. Sie konnte mir nicht mehr in die Augen schauen als ich sie ungläubig anstarrte.
"Love...."
"Das ist nicht dein Ernst" ein beklemmendes Gefühl ergriff mein Herz und hielte es fest.
"Es....ich hab an dem Abend was geraucht und" ich stand auf. Ich wollte gerade einfach nicht mehr in ihrer Nähe sein. Ich konnte nicht fassen was sie getan hatte. Das passierte mir nicht zum ersten Mal. Dieses Gefühl, das einen ergriff wenn man erfuhr was der liebste Mensch einem angetan hatte, war unbeschreiblich.
"Hast du ihn nur geküsst?" war das letzte was ich wissen wollte.
"Nein" antwortete sie leise. Ich riss die Tür auf und schlug sie hinter mir wieder zu. Das war das letzte. Solche Menschen waren das letzte. Ich konnte immer noch nicht so richtig realisieren was eben passiert war, aber ich wusste das es nun vorbei war. Automatisch wählte ich die Nummer von Nellie. Bereits nach dem zweiten Klingeln hob sie ab.
"Du hattest recht" war gerade das einzige was ich sagen konnte.

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