Kapitel 8

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"Ich kann es kaum glauben, Lisa. Er hat die Schachtel geholt und mir den Schlüssel zu seiner Wohnung überreicht." Lisa sitzt auf meinem Sofa und schaut mich irritiert an. "Was ist denn genau passiert?" Ich kann mich nur noch daran erinnern, wie du völlig aufgelöst aus dem Starlight gestürzt bist." Lächelnd lehne ich mich zurück und schaue auf meine Uhr. "Wieviel Zeit hast du mitgebracht?"...
Nachdem ich ihr alles bis ins kleinste Detail erzählt habe, sieht sie mich mit großen Augen an. "Du wirst es wahrscheinlich nicht sehr oft von mir hören Hannah, aber ich bin sprachlos. Mit allem hätte ich gerechnet, aber niemals dass du Colin so schnell verzeihst. Ich höre noch deine Worte, du bereust es ihn kennegelernt und dich auf ihn eingelassen zu haben." "Wenn ich ehrlich bin, ich auch nicht" antworte ich. "Aber ich habe Colin noch nie so verletzbar erlebt. Ich habe in seinen Augen gesehen, dass er alles was er sagt auch so meint. Auf einmal wurde mir klar: er hat genauso unter der Trennung gelitten wie ich. Das er über seinen Schatten springt und Gefühle zulässt, hat mir gezeigt, dass es eine gemeinsame Zukunft geben kann. Er ist zu mir zurückgekommen, also habe ich entschieden ihn zurückkommen zu lassen." Lisa schüttelt ihren Kopf und nimmt mich in den Arm. "Ich freue mich. Nach all den Wochen, in denen ich dich verzweifelt und orientierungslos gesehen habe, ist es schön dich so glücklich zu sehen. Es ist als strahlst du von innen. Colin und du, ihr gehört einfach zusammen." "Genau das Selbe denke ich auch." Antworte ich ihr. Sie ist wirklich die beste Freundin der Welt und sie liest in mir wie in einem Buch. Es ist als ob wir uns schon ein Leben lang kennen. "Wie geht es denn jetzt weiter?" Fragt Lisa mich. Wenn ich ehrlich sein soll, habe ich mir noch keine Gedanken gemacht. Es ging einfach alles so schnell. "Vielleicht beginnen wir damit, meine Sachen für den Umzug zu Colin einzupacken." Und so verbringen wir den Nachmittag damit, meine Sachen auszumisten. Zum Glück habe ich die Kisten von meinem Umzug nach New York aufgehoben. Wir wollen uns gerade auf den Weg nach unten machen, da klingelt es plötzlich an meiner Tür. Als ich sie öffne steht ein Bote davor. In den Armen hält er einen riesigen Strauß Roter Rosen. "Sind sie Hannah Cooper?" "Ja" antworte ich. "Ich soll ihnen diese Blumen geben." Überrascht nehme ich sie und schaue Lisa fragend an. Aber sie hebt und senkt nur die Schultern. "Vielen Dank, von wem sind sie?" Frage ich den Boten. Doch auch er schüttelt nur den Kopf und deutet auf eine Karte im Strauß. Dann verabschiedet er sich und geht. Nachdem wir wieder in meiner Wohnung sind, suchen wir sofort nach der Karte. "Was meinst du, wer schickt dir so einen Strauß?" Fragt Lisa. Natürlich wünsche ich mir, dass sie von Colin sind, doch das wäre nicht seine Art. Das romantischste was er für mich gemacht hat, war auf dem Musikfestival. Nachdem wir endlich zueinander gefunden hatten, gestaltete sich das Beisammensein  etwas komplizierter. Also hat Colin, den Van der Band mit Kerzen dekoriert und es uns dort gemütlich gemacht. Es war eine wundervolle Nacht, die nur durch das Aufwachen in seinen Armen getoppt wurde. So sehr ich es mir vielleicht auch wünsche, von Colin sind die Rosen nicht. "Hier ich hab sie." Lisa schreit regelrecht und hält die Karte nach oben. "Sag schon, von wem sind sie?"  Sie schüttelt nur den Kopf. "Tut mir leid Süße, dein Colin macht auf geheimnisvoll, es steht kein Name dazu. Nur ein Gedicht: Du bist Mein, ich bin Dein, dass wird auch immer so sein." "Das ist bestimmt nicht von Colin. Seine Texte haben definitiv mehr Pathos." Nun wenn sie nicht von Colin sind, von wem sind sie dann? Ich sehe Lisa an und weiss, dass sie genau das Selbe denkt. Wir haben beide keine Idee wer mir solche Rosen schickt. "Das Beste wird sein, ich stelle sie erst einmal in eine Vase und dann kümmern wir uns um die Kartons. Im Moment ist mir nur der Umzug wichtig und für diesen habe ich noch eine Menge zu tun." Ich sehe wie Lisa etwas erwidern will, doch sie kennt mich und weiss, dass es keinen Sinn macht mir jetzt zu widersprechen. Seufzend öffnet sie die Tür und wir machen uns auf den Weg nach unten.

Für einen Keller ist meiner sehr übersichtlich. Bis auf einige Erinnerungsstücke aus meiner Heimat und der Kartons steht dort nur noch mein Klavier. "Was macht denn das hier unten?" Natürlich hat Lisa sofort das Klavier gesehen. Ich ignoriere sie, so als hätte ich sie nicht gehört. Doch Lisa ist hartnäckig, wenn sie sich etwas in den Kopf gesetzt hat. Sie stellt sich mir in den Weg und zwingt mich sie anzusehen. "Also los Hannah, warum hast du dein heißgeliebtes Klavier hier unten und nicht oben in deiner Wohnung." Betreten schaue ich auf den Boden - warum mache ich dass immer, dann kann ich mir gleich ein Schild umhängen auf dem steht: Hallo mein Name ist Hannah Cooper und ich habe etwa falsch gemacht. Sei doch einfach mal resolut. Ich atme tief ein und seufze "Also gut, nachdem wir die Schatulle vergraben haben, wollte ich mich von allem trennen was mich an Colin erinnert, also auch vom Klavier." "Dann können wir es ja wieder mit nach oben nehmen..." "Nein" falle ich ihr ins Wort. "Ähm bei dem ganzen Umzugsstress in den nächsten Tagen steht es nur im Weg und nachher geht es noch kaputt. Hier unten ist es sicher." Skeptisch sieht sie mich an und überlegt. "Also gut, fürs erste glaube ich dir." Sie schnappt sich einige der Kartons und geht nach oben. Ich folge ihr mit dem Rest und sehe dabei das Klavier an. Tränen schießen mir plötzlich in die Augen. Auf einmal spüre ich, wie mir die Kartons aus den Händen rutschen. Ich bin schweißgebadet, zittere am ganzen Körper und ringe nach Luft. Es ist so ein Gefühl, als ob der Raum immer kleiner wird. Ich muss hier raus. Panisch laufe ich in den Aufgang und sacke in mich zusammen. Was ist denn mit mir los? Die Hände vor den Augen sitze ich weinend auf der Treppe. Plötzlich höre ich Schritte. Schnell springe ich hoch und wische mir die Augen trocken. Gerade rechtzeitig, denn auf einmal steht Colin vor mir. "Hallo Kätzchen, was machst du denn hier." Ich lächle ihn an "Hey, mit dir habe ich gar nicht  gerechnet. Wir holen Umzugskartons aus dem Keller." Er lächelt und geht an mir vorbei. Dann schnappt er sich die Kartons und verharrt einen Moment lang auf dem Klavier. Doch er sagt kein Wort, richtet sich auf und geht mit den Kartons nach oben. Ich schließe den Keller ab und folge ihm.

Als wir in meiner Wohnung sind, packt Lisa schon die ersten Sachen ein. Colin begrüßt sie und geht dann an ihr vorbei. "Ich fange in der Küche an." Bevor ich ihn davon abhalten kann, geht er in die Küche und bleibt vor den Rosen stehen. "Was sind das für Blumen?" Ich höre wie sich seine Stimme verändert. Verdammt, so schwindet meine letzte Hoffnung, sie sind definitiv nicht von ihm. "Die hat heute ein Bote gebracht. Sind sie denn nicht von dir?" Ich versuche die Situation zu retten. Doch es ist zu spät, denn ich kann genau sehen wie seine Augen immer dunkler werden. Auf einen Tornado gefasst hole ich tief Luft. Doch nichts passiert. Colin dreht sich von mir weg. Ich sehe wie sich seine Muskeln  anspannen. Doch anders als erwartet dreht er sich zu mir zurück und lächelt. Er nimmt  mich in den Arm und küsst mich. "Die sind wirklich schön."

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