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Sobald ich die Tür hinter mir Schloss ließ ich mich gegen die Lehne fallen. Opa hat mich mit einem schwarzen Opel zwei Ecken nach Vermonts Villa abgeholt. Im Auto saß auch leider Herr Miesepeter. Ich schloss meine Augen und genoss die Stille. Jeder Muskel in meinem Körper schmerzte. Ich hätte nie gedacht, dass Putzen so anstrengend sein konnte. Ich habe den ganzen Ostflügel säubern müssen. Die Fläche betrug das doppelte meines Hauses. Jedoch was ich am schlimmsten fand, waren die Kameras überall. Sie beobachteten alles was ich machte. Sogar als ich den schwarzen Regal mit den Trophäen abgestaubt habe, kam Steve herein und beobachtete mich von der Seite. Jetzt da ich darüber nachdenke, war es äußerst seltsam. Verbarg sich etwas hinter dem Regal? Bevor ich genauer darüber nachdenken konnte, unterbrach die nervige Stimme von Herrn Miesepeter die Stille. Selbst Opa verdrehte die Augen. Wenn er etwas hasste, war das Reden im Auto. Er hatte Verständnis für lange Fahrten aber sonst hielt man lieber seinen Mund zu.

„Du hast weder eine Wanze noch eine Kamera in Vermonts Haus versteckt."

„Hm...", summte ich vor mir herum, „vielleicht, weil ich die ganze Zeit beobachtet wurde?" Ich drehte mich zu ihm um. „In dieser Villa hängen über all Kameras und wenn es keine gibt, wird man von einer der Leibwächter überwacht. Die Vermonts vertrauen niemanden. Selbst denen die über zehn Jahre für sie arbeiten."

Ich drehte mich wieder um und setzte mich korrekt hin. Oliver beugte sich vor. „Dann musst du eine Weise finden die Kameras zu installieren."

„Das weiß ich.", murmelte ich genervt. Er musste nicht die Drohung seines Bosses in mein Gesicht reiben. Ich hatte sie jede Sekunde auf mein Gewissen und auch im Ohr! Ich nahm den diskreten Hörstöpsel aus meinem linken Ohr heraus und warf es aus dem Fenster.

„Hey!", schrie Miesepeter. „Weißt du wie teuer sie sind?"

„Nein.", sagte ich einfach und schloss meine Augen.

„Sie kosten..."

„Oliver!", knurrte Opa warnend und stoppte endlich diese nervige Motorstimme.

Oliver öffnete wie ein Fisch seinen Mund und schloss ihn wieder. Wie ein kleines Kind setzte er sich still hinten im Auto. Opa und ich genossen die friedliche Ruhe und ignorierten die dunkele Aura hinter uns. Opa hielt schließlich vor einer charmanten Villa an. „Rick hat das Hauptquartier hierher verfrachtet.", klärte mich Opa auf, „Er meinte das Hochhaus wäre nicht sicher genug."

Ich nickte und folgte ihm in das Haus, das von hohen Bäumen umzingelt war. Fremde, neugierige Augen konnten damit nicht ihren Weg in den Garten finden. Oliver schloss das Tor hinter uns. Das Haus war weiß, simpel eingerichtet mit dem Nötigsten. Es fühlte sich nicht wie ein Zuhause an, sondern wie ein Ferienhaus, das man kurz davor war zu verlassen. Jeder hatte sein eigenes Zimmer. Zwei waren oben und drei unten neben dem Wohnzimmer, wo zahlreiche Laptops und große Bildschirme standen. Die Küche war klein und eng gebaut. Das Herd war makellos sauber. Niemand schien es benutzt zu haben. Ich öffnete den Kühlschrank. Ich fand nur Bier, eine alte eingefrorene Pizza und eine Box Eiskrem. Ich schloss genervt die Tür. Mein Magen knurrte und ich wollte unbedingt etwas sättigend und leckeres. Nicht alt und vergammelt!

„Ich habe Chinesisch bestellt.", hörte ich Eierkopf hinter mir sagen.

„Jacob!", erschrak ich mich.

„Tut mir Leid.", grinste er. „Rick will dich sehen.", wurde er dann ernst und verschwand aus der Küche. Ich ließ mir Zeit und plumpste schließlich auf dem Sofa genau gegenüber Rick.

Er runzelte die Stirn. „Wie lange brauchst von der Küche bis hierher?"

„Solange wie ich brauche.", zucke ich die Schultern und machte es mir in Schneidersitz bequem.

„Oliver meinte du hättest keine Kameras installiert..."

„Rick!", unterbrach ich ihn, „ich kann nirgendwo eine kleine Kamera installieren wenn ich jede Sekunde beobachtet werde. Diese Villa ist besser gesichert als ein Gefängnis."

„Das habe ich verstanden.", hob er abwährend die Hände hoch. „Du wirst trotzdem einpaar mit dir jeden Tag herum schleppen falls du doch die Gelegenheit findest eine zu installieren. Bis dahin wirst du uns als eine Kamera dienen."

„Ich kann dir nicht recht folgen.", schüttelte ich verwirrt den Kopf.

Oliver kam mit einer kleiner Box, die wie eine Schmuckkiste aussah. Er öffnete sie. Eine wunderschöne Brosche in der Form eines Schwanes. Sie bestand aus zahlreichen bunten Kristalle. „Du wirst sie jeden Tag anziehen. Eine Kamera ist dort versteckt. Oliver kann dann alle nötigen Informationen erhalten und gleichzeitig dich beschützen falls etwas schief laufen sollte."

Ich nickte und nahm die Box mit der Brosche entgegen.

„Was hast du alles bei den Vermonts heute gesehen?", wollte Rick dann wissen.

„Sie haben fünf riesige Rottweiler..."

„Fünf?", sprang Jacob auf.

Ich nickte. „Von der aggressiven Sorte. Dann gibt es zwei Hauptwächter."

„Wie heißt er?", wollte Rick wissen und holte ein Notizblock.

„Steve."

Er nickte und schrieb den Namen auf. „Was noch?"

„Im Haus gibt es insgesamt fünfzehn Räume, ein Stockwerk untergeteilt in verschiedenen Flügel."

„Wo ist Vermonts Galerie?"

„Im Ostflügel. Dort mache ich sauber."

„Was befindet sich noch dort?"

„Sie nennen es Tanzsaal, dort wo die feierliche Events stattfinden. Im Ostflügel befindet sich auch ein kleiner Raum mit vielen Trophäen. In Vergleich zu den anderen Zimmern steht dort keine Kamera aber dort läuft immer Steve vorbei. Er hellt dort Wache. Ich glaube sie verstecken dort etwas."

Rick hob sein Kopf vom Notizblock hoch und blickte mich direkt an. „Hast du irgendwo unser Zielobjekt gesehen?"

„Nein...", antwortete ich langsam, „außer wenn die Skulptur hinter diese Regale versteckt ist.", überlegte ich laut.

„Das wirst du herausfinden müssen.", meinte er. „Was mit dem Garten? Wie groß ist er?"

„Sehr groß."

„Wie groß?", beharrte Rick.

„Ungefähr doppelt so groß wie der Grundstück hier...schätze ich..."

Rick nickte. „OK, morgen findest du heraus was hinter diese Regale sich verbirgt. Oliver wird dich von weitem unterstützen. Und wir", wandte er sich zu Opa und Jacob, „wir machen das was wir vorhin abgesprochen haben."

„Was habt ihr vor?", wollte ich unbedingt wissen. Warum plötzlich so geheim?

„Das musst du nicht wissen. Jeder hat sein Job.", wimmelte er mich ab und verschwand aus dem Wohnzimmer. Nach einpaar Minuten hörte man das Heulen eines Motors. „Wohin geht er hin?", fragte ich die drei Männer im Raum.

„Irgendwo.", sprang Jacob auf, „Hunger?"

Er reichte mir das bestellte, chinesische Essen. Ich blickte fragend zu Opa. „Tut mir Leid Liebling. Ich darf dir nichts sagen."

Seufzend stopfte ich mir die Frühlingsrollen in den Mund. Was hatten sie bloß morgen vor?

CaronaWo Geschichten leben. Entdecke jetzt