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Jacob ignorierte die Tatsache, dass der Bürgersteig eigentlich nur für Fußgänger gedacht war und nicht für Autos. Die armen Passanten wischen schreiend aus und fielen schockiert auf dem Boden. Jacob hupte wie ein Wahnsinniger und wisch alle Hürden aus. Mülleimer, Sitzbänke, Menschen, Hunde und Laternen. Hinter uns hörte man das Heulen von Motorrädern, die nun ebenfalls die Verkehrsreglungen missachteten. Ich nehme mal an in dieser Situation gab es nur ein Code: Leben oder Sterben. Du entscheidest. Und um ehrlich zu sein entscheide ich mich für das Leben.

„Da kommen zwei Motorräder auf zehn Uhr.", hörte man Opa durch das Radio.

„Warte!", bückte ich mich vor, damit Jacob mich hören konnte, „Woher weiß das Opa?"

Jacob grinste. „Schau nach oben."

Ich schaute zum Himmel und fand einen Helikopter nicht weit von uns fliegen. „Du machst Scherze! Woher hat Opa ein Helikopter?"

„Oliver hat es gemietet."

„Und er sitzt auch dort oben?", fragte ich ihn.

Jacob nickte. „Dann warum holen sie uns nicht ab? Motorräder können nicht fliegen!"

Jacob drehte sich zu mir um. „Kleines, das haben wir vor, aber dafür muss Oliver landen."

„Dann warum ist er nicht auf Vermonts Gebäude gelandet?", klang doch logisch oder?

Jacob öffnete sein Mund ohne eine Silbe zu sagen. Nach einpaar Minuten kam die beste Antwort, die ich in den letzten zwei Wochen gehört habe: „Gute Frage."

Wirklich? Das ist alles was er dazu sagen kann. Nach dem was wir alles machen müssten?

„Und wo wird er genau landen?", fragte ich genervt.

„Wo wir sicher sind.", mischte sich Rick ein. Er fing an mir eine Schutzweste über meinen Oberkörper an zu ziehen. „Kopf runter und hör auf zu reden. Alles wird gut."

Ich verdrehte die Augen. Wenn jemand mir das sagte, musste ich mich umso mehr Sorgen machen. Es wird nämlich nicht gut! Genau davon habe ich gerade gesprochen! Unsere Verfolger fingen an auf uns zu schießen. Ich duckte mich und bettete zu Gott für das erste Mal in meinem Leben. Möge er uns Beschützen, Amen!

Jacob fuhr nun auf die halbwegs freie Straße und drückte auf dem Gas. Nur leider unsere Verfolger auch. Rick nahm sein Gewehr ebenfalls heraus und zielte ruhig auf die Motorräder. Ein Schuss traf einen Reifen, was den Motorrad und den Fahrer nach hinten schleuderte. Der andere Schuss traf den Tank, also explodierte das Motorrad und der dritte traf den Fahrer in der Brust. Nun blieben nur noch drei Verfolger hinter uns. Zielstrebig fuhren sie auf uns zu. „Jacob!", rief Rick, „ich habe nur noch zwei Kugeln und drei Verfolger."

„Verstanden.", sagte Jacob und drehte das Auto um und stoppte mitten auf der Straße.

„Was machst du genau?", wollte ich panisch wissen. Jacob und Rick antworteten mit einem Lachen. Kürzlich darauf folgte ein lautes Reifenquietschen und Jacob fuhr gegen das Verkehr. Ich kaute auf meine Lippen nervös herum. Wir fuhren 200km/h und steuerten gegen drei Motorräder. Das Beste an der ganzen Sache war, dass niemand von den Fahrern hier bremsen wollte.

„Wir werden sterben...", wiederholte ich immer wieder leise vor mich hin.

„Nein das werden wir nicht!", rief Rick laut und richtete seine Waffe auf einer unserer Verfolger, die nun in einer Pfeilformation fuhren. Jacob währenddessen schloss das Autodach. „Bei drei geht es los!", sagte Rick.

„Eins, zwei", zählte er, „drei!"

Im selben Moment erschoss Rick den rechten, äußeren Fahrer. Er fiel auf dem Boden ohne ein Lebenszeichen zu geben. Jacob im selben Moment, indem der Knall in unseren Ohren ertönte, drehte den Lenker um neunzig Grad. Die restlichen Verfolger knallten gegen das Auto und drehten Purzelbäume in der Luft.

„Ich hoffe dein Auto ist versichert.", sagte ich zu Jacob. Eine schöne Delle hat es bestimmt hinterlassen!

„Das Auto gehört mir nicht.", zuckte er die Achseln.

„Wem gehört es dann?"

„Ist es wichtig?", schaute er mich durch den Rückspiegel an.

Ich verdrehte die Augen. Er hat das Auto gestohlen. Super! Warum überraschte es mich nicht.

Einpaar Autos hupten uns an. „Wollen wir nicht die Straßenseite wechseln? Immerhin fahren wir gegen den Fahrsinn!", äußerte ich frustriert.

Jacob ignorierte mich und fuhr weiter. Ich konnte nicht vor mich hinschauen, also schloss ich die Augen und versuchte an etwas anderes als mein Tod nachzudenken. Nach einer Weile hielt das Auto an. Ich blickte auf und stellte fest, dass wir irgendwo im nirgendwo waren. Um uns herum war nur eine grüne Weide zu sehen. In der Ferne konnte man einpaar Schafe erkennen. „Wo sind wir?", fragte ich die zwei Männer, die ruhig und gelassen auf deren Sitze saßen.

„Der Treffpunkt.", erklärte Rick kurz und knapp. Bevor ich genauer nachfragen konnte, ertönte ein lauter Helikopterrauschen über unsere Köpfe. Ich blickte aus dem Fenster und sah wie Oliver uns zu winkte, während er den Helikopter auf der Weide landete. Das laute lärm vom Motor verschwand nach einpaar Minuten und Opa und Jacob sprangen aus dem Helikopter. Ich rannte zu Opa und ließ mich von ihm fest umarmen. Seine Wärme umhüllte mich und ich fühlte mich wieder geborgen. Jedoch gab er mir nicht das Gefühl der Sicherheit, da ich erstaunlicherweise mich in Sicherheit bereits gefühlt habe. Trotz den erschreckenden Erlebnissen, die uns bis her gefolgt sind, musste ich zugeben, dass ein Teil von mir wusste, dass mir nichts passieren würde, da Rick mit mir war. Ich war immer in Sicherheit mit ihm seit dem Moment wo er mich in Vermonts Hochhaus gefunden hat. Ich unterdrückte diese Emotionen, die mich beängstigten und schaute meinen Opa lächelnd an. „Wir können jetzt zurück und alles beenden. Wir haben das was Antonio von uns verlangt hat."

Opa blickte verwirrt. „Ich siehe aber den Leoparden nicht."

„Ja genau, wo ist er?", wunderte sich Jacob ebenfalls.

Ich schaute zu Rick. Er nickte mir zu. „Antonio wollte nie den Leoparden. Er wollte den Gegenstand, das sich dort verbirgt."

„Was genau war in der Skulptur?", wollte nun Oliver wissen. Seine Augen funkelten vor Spannung. „Das hier.", zeigte Rick den USB allen Anwesenden. „Jedoch haben wir keine Ahnung was drauf gespeichert wurde."

Jacob kaute auf seine Nägel und runzelte verdattert die Stirn. „Warum hat er uns das aber verheimlicht? Ich meine, ich würde es verstehen, wenn er es von euch", er deutete auf mich und Opa, „geheim halten wollte. Aber vor uns und vor allem vor dir Rick...ich verstehe das nicht?"

„Ich auch nicht.", gab Rick zu, „aber das ist ein Grund genug um herauszufinden, was drauf ist."

„In deiner Stelle, würde ich es nicht machen!", ertönte eine nur zu bekannte Stimme.

Prim!

CaronaWo Geschichten leben. Entdecke jetzt