21.

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Ich ging die Treppen hoch und blieb vor Ricks Zimmertür stehen. Ich war noch immer wütend über gestern, jedoch verstand ich seinen Ausraster von vorgestern. Ich weiß nicht was mich dazu getrieben hat die Türklinge runterzudrucken und sein Schlaffzimmer zu betreten. Er lag auf seinem Bett mit dem Kopf Richtung Decke und seinen Arm über seine Augen. Ich schloss die Tür hinter mir zu und setzte mich auf der Bettkante. Rick legte seinen Arm zu Seite und schaute mich müde an. „Was willst du?"

„Wie geht es dir?", fragte ich. Tolle Art ein Gespräch zu beginnen Carona. Du kannst dir selbst applaudieren.

Rick schmunzelte. „Was soll die Frage? Ein Konversationsstarter?"

„Weißt du, dass ich lieber den Rick vom Auto mag, der mir Leckereien aus der Bäckerei gebracht hat und dumme Schwätze von sich gibt? Du hast mir richtig Angst vorgestern gemacht."

„Tut mir Leid. Ich muss zugeben, dass es nicht fair von mir gewesen ist meine ganze Frust auf dich raus zu lassen. Ich weiß nicht...", überlegte er kurz, „irgendwie hat nichts vorgestern funktioniert. Ich habe so viel geplant und alles ist irgendwie schiff gelaufen. Ich wurde sogar blau und grün verprügelt. Dabei kann ich mich selbst währen."

„Drei gegen eins ist gerade nicht fair."

„Aber für solche Situationen wurde ich trainiert."

Meine Augen wanderten zu seinem Bauch. „Tut es sehr weh?", fragte ich.

„Nein.", sagte er und setzte sich aufrecht hin. Dabei presste er seine Lippen zusammen.

„Lügner.", murmelte ich und zog seinen T-Shirt über seinen Bauch hoch. „Wie kannst du behaupten es tue nicht weh. Warte hier. Ich hole dir Eis."

Ich kam schnell wieder aus der Küche mit einer Schüssel Eiswürfeln und einen Küchentuch zurück. „Tut mir Leid, dass ist was unten zu finden war."

Ich wickelte einpaar Eiswürfel in das Tuch. „Leg dich wieder auf dem Rücken."

„Das muss nicht sein. Ich kann das auch alleine machen."

„Klar, weil du es seit deiner Verletzung gemacht hast.", verdrehte ich die Augen, „schau mal wie lila und blau das ist."

„Carona...".

„Rick.", gab ich ihm den selben Blick, der er mir zu warf.

Er verdrehte die Augen und legte sich auf dem Rücken. Ich hingegen grinste vor mich hin und zog sein T-Shirt einwenig hoch. Ich hielt das Eis dort wo es am stärksten blau war.

„Warum kümmerst du dich?", hörte ich Rick irgendwann fragen.

„Weil ich so bin. Ich helfe den Leuten um mich herum egal ob sie mich hassen oder lieben."

„Deine Eltern hätten dich zum Papst schicken sollen, damit er dich als Heilige ernennt."

Ich druckte das Eis fester auf seinem Buch.

„Autsch! OK tut mir Leid!", lachte er leicht, „ich werde nichts mehr sagen."

„Gut.", sagte ich zufrieden.

Eine lange angenehme Stille legte sich im Zimmer ein. „Wie war mein Vater als er gearbeitet hat?", unterbrach ich die Stille.

„Er war ernst, systematisch, präzise aber er ging die Sachen raffiniert an. Wenn etwas nicht funktionierte, fand er eine andere Möglichkeit. Er dachte immer erst an die Sicherheit seiner Partner und nur am Ende an seine. Ich habe es immer an ihm bewundert."

„Hast du ihn lange gekannt?"

„Ja.", sagte er mit einer rauen Stimme voller Emotionen, „er war wie ein großer Bruder. Wir haben uns über fünfzehn Jahren gekannt. Eigentlich war er mehr als ein Vater als was meiner je gewesen ist."

Ricks Augen weiteten sich plötzlich aus. „Ich hätte es nicht sagen sollen. Vergiss es."

„Du und dein Vater, ihr seid nicht eng?", versuchte ich weiter zu bohren obwohl ich genau wusste, dass er nicht darüber sprechen wollte. Ich musste mich an seinem Gespräch mit seinem Vater erinnern, den ich belauscht habe. Zumindest zur Hälfte.

„Wie gesagt Carona, vergiss bitte was ich gesagt habe."

„Wie kam es, dass mein Vater sich entschieden hat aufzuhören? Nachdem was ich gehört habe, schien er das alles hier zu mögen.", wechselte ich das Thema ab.

„Seine Liebe für seine Familie. Er wollte bei seinen Kindern sein."

„Es hat ihm aber lange gedauert aufzuhören.", murmelte ich.

„Nein, er konnte nicht einfach so aufhören. Mein Vater hat ihn bis zum bitteren Ende ausgequetscht damit er weiter plündert." Ricks Augen schimmerten wütend. „Dein Vater hat so oft versucht Antonios Fesseln zu entkommen, jedoch immer wieder schaffte mein Vater Thomas davon abzubringen."

„Du standest meinem Vater sehr nah.", stellte ich fest. Sonst würde er nicht seinen Vater abgründig tief hassen. Dennoch musste es noch einen anderen Grund geben, weshalb er herablassend über diesen Mann sprach. Aber er schien nicht darüber reden zu wollen und das musste ich akzeptieren. Immerhin standen wir nicht nah. Ich war mehr seine Gefangene.

„Weißt du...er hat sehr oft über dich gesprochen. Er nannte dich immer Caro, sein Ass am Ärmel. Er liebte dich über alles."

„Wirklich?", legte ich das Eis zur Seite, da es anfing zu schmelzen. „Was hat er so erzählt?"

Rick lachte und setzte sich wieder aufrecht. „Das du die schlauste Person auf Erden wärst mit der Begabung von Monet."

Ich musste nun Grinsen. „Da hat er einwenig übertrieben."

„Er sagte auch, dass du irgendwann eine wunderschöne Lady wirst. Und da hatte er Recht. Du siehst bezaubernd aus."

Ich spürte wie meine Wangen warm wurden. „Danke.", glättete ich geschmeichelt meinen Kleid. „Ich glaube ich gehe am besten schlaffen."

Rick nickte. Ich stand auf und war kurz davor die Tür hinter mir zuschließen als Rick meinen Namen rief. Ich drehte mich um und schaute in seine bezaubernde Augen. Die ganze Wut und Frust, die ich zuvor empfand verflog. Warum konnte ich ihn nicht hassen?

„Danke Carona."

Ich nickte nur und verschwand in meinem Zimmer. 

CaronaWo Geschichten leben. Entdecke jetzt