Rezoni

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Blickkontakt

Pov.Rezo

Wie immer saß er vor mir, im Zug.
Wie immer sahen wir uns an, aber sprachen nicht miteinander.
Wir lächelten. Unsere Blicke sagten mehr, als man denken konnte
Ich sah, wenn es ihm scheiße ging,
Ich sah, wenn er sauer war,
Ich sah, wenn er glücklich war,
Heute sah er aufgeregt aus.

Ich kannte seinen Namen nicht.
Ich kannte seine Stimme nicht.
Ich kannte sein Leben nicht.
Ich wusste nur das wir über die Jahre eine Art 'innige Verbindung' aufgebaut hatten.

Eigentlich wollte ich ihn schon längst angesprochen haben, doch ich wollte unseren Blickkontakt nicht stören. Es war ein schönes Gefühl.
So als würden wir uns alles sagen können ohne zu sprechen.
Alles zeigen können ohne die Finger zu bewegen.
Alles machen können ohne vom anderen missverstanden zu werden.
Doch ich wusste auch, dass ich mich schon lange in ihn verguckt hatte.

Nie hätte ich gedacht das heute mehr passiert.
Doch, er stand auf und setzte sich auf den freien Platz neben mich.
Er sah mich an, ich sah ihn an.
Wir wussten beide, dass wir mehr waren als Fremde.

"Hey."murmelte er.
Ich hörte zum ersten mal seine Stimme.
"Hey."gab ich zurück.
Er hörte zum ersten Mal meine Stimme.
"Schaust du öfter Fremde Menschen an?"fragte er.
"Nur dich."antwortete ich lächelnd.

"Wie heißt du?"fragte ich.
"Nenn mich Toni"sagte er.
"Und dein Name?"
"Rezo"antwortete ich.
"Du bist schon süß."sagte er.
Ich wurde rot. Ich hätte nicht gedacht, dass er so direkt sein würde.

"Was machst du, wenn du nicht irgendwelche Leute in der Bahn anstarrte?"fragte er.
"Ich singe viel."antwortete ich, "Wie sieht es mit dir aus?"
"Ich singe auch gerne."antwortete er.
"Dein Lieblingslied?"fragte ich.
"Da gibt es zu viele."antwortete er.
"Kenne ich." meinte ich.
"Und jetzt?"fragte er.
"Blieb ich bei dir."antwortete Toni.

Ich beugte mich etwas zu ihm hin.
Er sich zu mir.
"Weißt du, ich glaube du weißt jetzt schon mehr über mich, als irgendeine Person, die ich schon ewig kenne."hauchte ich bevor ich meine Augen schloss.

Ich spürte seine Lippen auf meinen. Kurz danach spürte ich einen leichten Druck. Ich lächelte.
Es war nicht der schönste Kuss meines Lebens. Es war weder Atemberaubend, noch perfekt.
Aber es war das liebevollste und echteste was ich je gespürt hatte.

Dann hielt der Zug.
"Du musst hier raus."flüsterte ich Toni zu.
"Heute nicht."antwortete er.
Und ich lächelte und küsste ihn erneut.

Jetzt wusste ich wer der Geheimnissvolle in der Bahn war.
Ich kannte seinen Namen und er meinen.
Ich kannte seine Stimme. Und er meine. Und der Blickkontakt? Der existierte immernoch. Manchmal seh ich ihn einfach nur an und es fühlt sich richtig alles zu sagen ohne zu sprechen. Alles zeigen zu können ohne die Finger zu bewegen. Alles machen zu können ohne vom anderen Missverstanden zu werden.
Unsere Gefühle lesen ohne Buchstaben
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Poetischer Einstieg in dieses Oneshot Buch.

Polaroid.

Lasst uns verschwommene und verblasste Bilder von damals in die bunten Geschichten packen, die sie mal waren <3

Wünscht euch was

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