"Immer nur für jetzt" - Helens Paris

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"Bitte, Madame... s'il vous plaît.", sage ich verzweifelt und raufe mir die Haare. Es darf doch nicht wahr sein, dass ich nicht in das verdammte Hotelzimmer komme.

Mit meinem Französisch verhält es sich ungefähr so wie mit meinem Arabisch: Ich spreche es nicht. Und ich habe nicht die leiseste Ahnung, wie ich der Dame an der Rezeption klarmachen soll, dass ich die Person auf der Fotografie bin, die sie in der Hand hält.

"Jetzt sag doch auch mal was.", zische ich Mia an, die etwas weiter hinten mit unseren Koffern steht.

"Je ne parle pas français.", sagt sie und hebt entschuldigend die Schultern.

"Du hattest es drei Jahre lang in der Schule.", meckere ich. "Da wirst du ja wohl mehr sagen können als meine Wenigkeit."

"Nö, ich hab nie aufgepasst. Absolutes Hassfach.", sagt sie und spielt ganz entspannt an dem Griff ihres Koffers herum, während ich mich wutschnaubend wieder zur Rezeptzionistin drehe.

"Jetzt hören Sie mal, Madame. Ich parle gar non pas françias, aber ich bin die Madame auf dem Bild, dass sie in der Hand halten." Jungkook hatte den glorreichen Plan, ein Foto von mir an der Rezeption zu hinterlegen, mit dem ich meine Identität bei der Ankunft im Hotel bestätigen kann, weil er zu diesem Zeitpunkt aller Wahrscheinlichkeit nach schon in der Konzerthalle ist. Warum er das Zimmer nicht einfach auf meinen Nachnamen gebucht hat, bleibt für mich nach wie vor ein Rätsel.

Nun stehe ich hier, gezeichnet von der Anreise und versuche einer Französin mit verkniffenem Mund zu erklären, dass ich der Mensch auf dem Foto bin, auch wenn ich gerade viel, viel hässlicher und zermatschter aussehe, weil Jungkook natürlich das schönste und auch realitätsfernste Foto nehmen musste, das von mir je existiert hat und welches er höchstpersönlich an jenem Abend der Mondfinsternis geschossen hat.

"Non.", sagt die Frau nur und ich hätte am liebsten ihre blöde rote Schleife aus ihren Haaren gerupft. Ja, ich sehe gerade etwas überfahren und durch aus, aber ich bin doch immer noch dieselbe Person.

"Ça.", sage ich und deute auf das Bild. "Und ça." Damit deute ich mit hektisch kreisenden Bewegungen auf mein Gesicht.

Wie kann man so unglaublich störrisch sein und einem nicht sprachtechnisch ein kleines bisschen entgegen kommen? Ich bin seit zwei Stunden in Paris und habe schon die Nase voll. Was soll ich denn jetzt tun? Einfach in der viel zu luxuriösen Lobby hocken? Kommt nicht in Frage.

In diesem Moment sehe ich eine mir sehr wohl bekannte Person die Treppe hinuntereilen und mein Herz macht einen freudigen Satz, weil das unsere Chance ist, Zugang zu unserem Zimmer zu erhalten.

"Jimin.", rufe ich laut und er bleibt sofort stehen. Ich winke ihm energisch zu, sodass er sich zu uns bewegt.

"Hel, Mia, schön euch zu sehen, aber-"

"Weißt du, wo Jungkook ist?", unterbreche ich ihn unsensibel. "Er geht nicht an sein Telefon und mir wird nicht geglaubt, dass ich die Person auf dieser Fotografie bin."

"Er ist schon in der Konzerthalle und ich sollte schleunigst zusehen, dass ich dort auch hinkomme, ich bin viel zu spät dran.", sagt er und wippt auf den Fersen vor und zurück. Ich will ihn auch gar nicht lange aufhalten, doch zuerst muss ich meine Identität bestätigt bekommen.

"Wir werden nicht in das Zimmer gelassen, das für uns gebucht wurde. Ich habe Jungkook ja gesagt, dass das alles eine schreckliche Idee ist."

"Park Jimin. Schauen Sie das nach.", sagt Jimin sofort mit fordernder Stimme an die Rezeptzionistin gerichtet, welche ihn eingeschüchtert anstarrt und dann hastig auf den Tasten ihres Computers herumtippt.

Willkommen in Seoul [BTS Fanfiction]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt