Korean Kauderwelsch

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Urs' sonst so freundliche blaue Augen blitzen nun eiskalt durch den Raum zu uns herüber. Ich bekomme sofort eine Gänsehaut und bin mir ziemlich sicher, dass Jungkook, könnten Blicke wirklich töten, nun nicht mehr unter uns weilen würde.

"Keine Ahnung, was der will.", murmele ich und sehe schnell woanders hin.

"Auf Koreanisch, bitte." Jungkook grinst mich an und ich hole tief Luft, um etwas zu sagen, nur um dann festzustellen, dass ich es nicht kann.

"Nan molla.", sage ich also und er runzelt die Stirn.

"Das ist auch das einzige, was du sagen kannst oder?"

"Hey!", protestiere ich. "Das ist nicht fair."

"Ich rede jetzt nicht mehr mit dir, bis du mir auf Koreanisch antwortest.", verkündet mein Sitznachbar und verschränkt die Arme vor der Brust.

"Ich würde ja gerne, aber ich kann nicht. Ich kann einfach noch nicht so viel sagen. Deshalb bin ich ja hier.", erkläre ich mich, doch er schaut einfach geradeaus und beißt sich auf die Lippe, um sich ein Grinsen zu verkneifen.

Dabei bin ich mir nichtmal sicher, ob er alles verstanden hat, was ich gesagt habe. Schließlich weiß ich genau, dass Englisch ihm mindestens genauso schwerfällt wie mir Koreanisch.

Ich weiß nicht genau, was mich dazu verleitet, aber ich beuge mich zu ihm und platziere mein Kinn auf seiner Schulter und sehe ihn von der Seite an.

"Bitte ignoriere mich nicht.", sage ich leise in meinem schönsten Koreanisch. Natürlich nachdem ich gegoogelt habe, wie man es richtig sagt.

Überrascht dreht er den Kopf zu mir und unsere Gesichter sind sich plötzlich ganz nah, nicht, dass das nicht meine Intention gewesen wäre. Trotzdem bleibt mir auf einmal fast die Luft weg, als ich ihm so nahe bin, dass ich meine eigene Spieglung in seinen Augen erkennen kann.

Mir ist mehr als bewusst, dass Urs immer noch nicht den Blick von uns genommen hat und das bestärkt mich nur darin, mutiger zu werden und Jungkook mit dem Zeigefinger gegen die Nase zu stupsen und mich gleich darauf wieder zurückzuziehen.

Er zieht die Nase kraus, neigt den Kopf kurz zur Seite und sieht mich dann mit einem durchdringenden Blick an.

"Sag mal, willst du diesen Kerl dahinten eifersüchtig machen oder was ist hier los?", fragt er gerade heraus und sieht eine Sekunde später so aus, als würde er bereuen, was er gesagt hat.

Ich schließe kurz die Augen, natürlich hat er es bemerkt. Natürlich.

"So ist das nicht...", sage ich und Jungkook verkneift sich freundlicherweise ein "Auf Koreanisch!"

"Wie ist es dann?", erwidert er stattdessen neugierig und ich überlege, wie ich es ausdrücken kann, ohne von dem Kuss erzählen zu müssen.

"Ich möchte mich ehrlich gesagt momentan lieber ein wenig von ihm distanzieren." Doch leider war auch das die falsche Wortwahl, denn plötzlich sieht Jungkook so aus, als würde er Urs gerne den Hals umdrehen.

"Belästigt der Kerl dich etwa? Ich kann-"

"Nein, nein, nein.", sage ich ein bisschen verzweifelt. "Wir haben uns eigentlich immer gut verstanden, nur im Moment ist es ein bisschen kompliziert."

"Ach so." Doch ich kann sehen, wie es hinter seiner Stirn arbeitet und er offensichtlich irgendetwas ausheckt. Ich beschließe jedoch, mich nicht weiter damit zu beschäftigen. Soll er sich doch den Kopf über Urs zerbrechen.

Die Dozentin betritt den Saal und es wird sofort still.

"Jetzt wird's ernst.", zischt Jungkook mir ins Ohr und obwohl es überhaupt nicht lustig ist, fange ich an zu kichern.

Willkommen in Seoul [BTS Fanfiction]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt