Was für eine Nacht pt. 2

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"Ich wünsche euch viel Spaß in Japan! Passt auf euch auf.", sage ich zum Abschied, als Mee und Mina aus dem Auto steigen.

"Danke, Helen. Und pass gut auf Nicki auf.", sagt Mee grinsend und ich runzele die Stirn.

"Nicki?"

"Na, mein Auto. Es heißt Golden Nicki, als Hommage an die Königin Nicki Minaj."

"Oh. Ich dachte, Mia und ich sind die einzigen, die ihren Autos Namen geben.", sage ich und bin in Gedanken bei meinem knallroten VW Up, den ich auf den Namen Cheryl getauft habe und der jetzt in unserer Garage in Deutschland steht und auf meine Heimkehr wartet.

"Autos brauchen Namen.", sagt Mina und beugt sich vor, um mich durchs Fenster zu umarmen. "Zu Hause in Deutschland hatte ich auch ein Auto mit einem Namen, hier nehmen wir eigentlich immer die Golden Nicki."

"Wie hieß denn dein Auto?", frage ich interessiert und sie lacht.

"Jamal."

"Das ist in der Tat ein fantastischer Name.", sage ich, ebenfalls lachend.

"Verbringst du die Nacht im Dorm?", wechselt Mee plötzlich das Thema und ich reiße die Augen auf. Darüber hatte ich bis jetzt ehrlich gesagt noch gar nicht nachgedacht.

"Ich schätze nicht.", sage ich langsam. Schließlich will ich auch Hannah nicht alleine lassen, egal wie spät sie nach Hause kommt.

"Ich schätze doch." Mee sieht mich durchdringend an. "Wer weiß, wann sich so eine Gelegenheit nochmal bietet. Und außerdem bin ich zwar angetrunken, aber ich habe genau gesehen, dass es Taehyung nicht gut geht. Du willst ihn doch nicht mit den sechs anderen allein lassen, oder?"

"Nein.", seufze ich. Aber ob ich die Nacht dort verbringen will, weiß ich auch nicht.

"Wir werden sehen, wie sich die Dinge noch entwickeln.", sage ich dann. Ich übernachte überhaupt nicht gerne woanders. Alles ist so fremd und ich kann nicht einschlafen und außerdem kenne ich diese Kerle seit zwei Wochen. Nicht sonderlich lange. Zumindest persönlich. Und wieder einmal wird mir klar, dass ich so viel über sie weiß und sie nichts über mich wissen. Außer, dass ich ein hoffnungsloser Fall bin, wenn es um Essen geht.

"Helen?", fragt Mina amüsiert und ich schaue überrascht auf.

"Sorry, ich war in Gedanken. Was habt ihr gesagt?"

"Dass wir dir noch eine schöne Nacht wünschen und dass wir uns nächste Woche unbedingt treffen müssen."

"Danke. Und reißt Tokio nicht ab.", bitte ich mit einem Lächeln. Die beiden winken mir noch einmal zu und betreten den Wolkenkratzer, in dem sich sowohl das Tanzstudio als auch die gemeinsame Wohnung der beiden befindet.

Da Mee für den Weg vom BigHit Gebäude zu ihr nach Hause mein Navi war, habe ich mich noch nicht mit der Hightech Anlage ihrer Golden Nicki beschäftigt. Das muss ich jetzt aber wohl oder übel tun, denn ich bin alles andere als eine Person, die sich einen Weg nach einmaligem Fahren merken kann.

Hochkonzentriert drücke ich also ein paar Knöpfe, schalte dabei aus Versehen erst das Radio und dann die Sitzheizung ein und lande schließlich in einem Menüpunkt, der für mich stark nach Navigation aussieht.

Doch irgendwie klappt das Ganze nicht so, wie ich mir das vorgestellt habe und plötzlich sagt die nette weibliche Stimme des Geräts immer wieder "Route nicht verfügbar." - und das selbstverständlich auf Koreanisch. Dazu blinken Schriftzeichen auf. Ich schaffe es nicht, die Stimme auszustellen und irgendwann bin ich so frustriert, dass ich einfach Google Maps an meinem Handy zum Laufen bringe und damit durch die Straßen fahre.

Willkommen in Seoul [BTS Fanfiction]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt