"Mach's gut" - Minas Paris

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Seit wir in Paris sind, regnet es ununterbrochen. Ich bin mir wirklich nicht sicher, ob es überhaupt schon einmal aufgehört hat, seit wir letzten Samstag gelandet sind. Es ist nicht so frisch wie in Seoul, aber trotzdem ziemlich ungemütlich und ich ärgere mich, dass ich nur Klamotten eingepackt habe, die schön aussehen, mich aber nicht im geringsten warmhalten. Vor allem, weil ich so eine Frostbeule bin.

Doch was will man machen, wenn man auf die Pariser Fashionweek geht? Man kommt bestimmt nicht in Skiunterwäsche und dickem Anorak. Man kommt in den neusten Kleidern, den heißesten Trends und ganz bestimmt ohne Baret, von dem sich jeder modebewusste Franzose auf der Fashionweek beleidigt fühlt. Hier trägt man Dior und Saint Laurent und vor allem Chanel, Chanel, Chanel.

Dass ich hier sein kann, habe ich vor allem Mee zu verdanken, die durch ihren Status, den sie sich in so jungen Jahren bereits erkämpft hat, den ein oder anderen Vorteil in der Welt der High Society zugesprochen bekommt. Natürlich habe ich es ihr zu verdanken, wie immer, denke ich bitter und mein Herz fängt plötzlich unangenehm an zu stechen, als ich an sie denke.

Ich sitze in einem kleinen Café, ein unberührtes und vor allem ganz dem Klischee entsprechendes Croissant vor mir und meinen grünen Tee in der Hand. Ich konnte einen der letzten Fensterplätze ergattern und sehe nun zu, wie die Regentropfen langsam an der Scheibe hinab gleiten und wie draußen, ganz verschwommen zu erkennen, Menschen hastig unter ihren Regenschirmen über die Straße eilen.

Ich denke an Mee. Das tue ich schon die ganzen letzten drei Tage und mit jeder vergehenden Stunde wird mein Herz ein bisschen schwerer. Wir haben uns gestritten. So heftig wie noch nie. Und ich habe das Gefühl, dass der Schaden, der dabei entstanden ist, beinahe irreparabel erscheint.

Wir streiten öfter mal, Mee und ich, meist wegen belangloser Kleinigkeiten, meist meinen wir es nichtmal ernst. Meist fängt eine von uns nach der Hälfte des Streits an zu lachen und küsst die andere, weil Streit so unnötig und energieraubend ist.

Mee ist aufbrausend, aber genauso schnell auch wieder am Boden, kein Stück nachtragend, was mich betrifft. Sie ist eine taffe Frau, die sich alles in ihrem Leben erkämpft hat. Nichts wurde ihr geschenkt, nichts nimmt sie als selbstverständlich hin. In New York geboren, in Los Angeles aufgewachsen, in London zur Tänzerin ausgebildet worden und schließlich im Land ihrer Wurzeln, Südkorea, angekommen und bekannt geworden, hat sie das Herz einer Löwin, die sich nie für ihre Sexualität geschämt hat, nie darauf gehört hat, was die anderen sagen und immer ihren Weg gegangen ist. Ich bewundere sie mehr, als ich es je in Worte fassen könnte. Mee ist unglaublich.

Und jetzt ist sie unglaublich sauer.

Aber sobald ich wieder an den Dienstagabend zurückdenke, kocht auch in mir die Wut wieder über. Wir haben uns angeschrien, mitten auf der Champs Elysee. Was ein Bild das für die Passanten abgegeben haben muss... Eine hochgewachsene, in buntem Gucci Overall gekleidete Koreanerin mit energischer Stimme und eine kleine, rassige Dunkelhaarige aus Deutschland, die sich in zwei Sprachen ankeifen, als würden sie sich hassen, während der Regen ihre Gesichter hinabläuft und sich mit den Tränen der Wut und der verlaufenden Wimperntusche vermischt.

Ich war diejenige, die weggerannt ist. Ohne meinen Koffer, ohne meine ganzen Habseligkeiten und Klamotten bin ich in das nächstbeste Hotel gestürmt und habe mir schluchzend ein überteuertes Zimmer gebucht, in welchem ich drei Stunden lang einfach nur heulend auf dem Bett lag und dann irgendwann eingeschlafen bin.

Der Grund für den Streit hatte sich schon lange angebahnt, das wissen wir beide. Wir kennen uns, seit ich mit siebzehn an einem Tanzseminar in Amerika teilgenommen hatte, geschlagene sechs Jahre. In diesen Jahren haben wir uns von unseren dunkelsten Seiten gesehen, die hellsten Momente miteinander geteilt und uns geliebt.

Willkommen in Seoul [BTS Fanfiction]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt