Wir beide

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"Können wir uns sehen?"

Nein, eigentlich nicht, oder?

Eigentlich verdammt nochmal nicht, denn es ist mitten in der Nacht und ich werde nicht springen, sobald du pfeifst, weil ich dir schon viel zu sehr verfallen bin. Und du hättest mir auch einfach schreiben können, wie es dir geht oder morgen mit mir reden können.

"Ja, wo soll ich hinkommen?" Manchmal hasse ich mich selbst.

"Du könntest ins Hotel kommen.", schlägt er vorsichtig vor und eigentlich habe ich wirklich überhaupt keine Lust, mich dort schon wieder hinein und wieder hinaus zu schmuggeln und vom Sicherheitspersonal aufhalten zu lassen. Irgendwann wird nämlich jeder mal skeptisch.

"Gib mir eine halbe Stunde, dann bin ich da.", seufze ich dennoch. Schließlich will ich nicht, dass er sich hier in Berlin unnötig in Gefahr begibt, sich vermutlich noch verläuft und dann gar nicht mehr zurechtkommt. Und sein Fuß ist verletzt, das kommt noch dazu.

"Soll ich dir jemanden schicken, der dich abholt?", bietet er sofort an und ich schüttele den Kopf, was er natürlich nicht sehen kann. "Es ist nämlich schon ganz schön spät und ich weiß nicht, ob du um diese Uhrzeit alleine draußen herumlaufen solltest."

"Als ich gestern aus eurem Hotel abgehauen bin, war es noch später und ich habe es geschafft, also mach dir mal keine Sorgen.", entgegne ich und er schweigt einen Moment.

"Du bist sauer, oder?"

"Nein."

Ich bin wirklich nicht sauer, zumindest nicht über die gestrige Sache. Und eigentlich auch nicht wegen heute, immerhin ist er nicht verpflichtet, mir zu schreiben. Es ist schön, wenn er sich meldet, aber er kann es theoretisch auch genauso gut sein lassen.

"Ich würde dir trotzdem gern einen Wagen schicken.", sagt er dann. Immer muss er auf seiner Meinung beharren.

"Danke, aber ich bin schon los.", lüge ich.

"Immer musst du deinen Dickkopf durchsetzen.", meckert er und ich muss lachen, weil ich gerade genau dasselbe über ihn gesagt habe.

"Tu mir nur einen Gefallen und hol mich unten ab, ich glaube nämlich, die Leute aus dem Ritz rufen sonst bald wirklich die Polizei.", bitte ich, dann verabschieden wir uns und legen auf.

"Leute...", sage ich zu Hannah und Mia, die das Telefonat gespannt verfolgt haben. "Ich werde jetzt gehen, aber das habt ihr vermutlich schon scharfsinnig kombiniert."

"Also ich habe kaum ein Wort verstanden.", sagt Mia ein wenig betrübt. "Aber natürlich war mir irgendwie schon klar, dass du dich mit JK treffen wirst."

"Du weißt aber, dass das, was du hier schon seit Amsterdam veranstaltest, ziemlich riskant ist?", fragt Hannah ernst und ich nicke langsam.

Es ist kein Geheimnis, dass Hannah und ich in Korea etwas mit den Jungs unternommen haben, unsere Freundschaft haben wir nie versteckt. Doch es ist zugegebenermaßen ziemlich auffällig, wenn irgendjemand mitbekommen würde, dass ich regelmäßig in der Nacht in den Hotels der Jungs ein- und auskehre.

"Ich passe auf.", sage ich beruhigend und stehe auf. Die Wand direkt gegenüber von unserem Bett ist mit einem schmalen Streifen verspiegelt, sodass ich mich automatisch darin betrachte, nachdem ich mich erhoben habe.

"Siehst gut aus.", sagt Hannah sofort, aber es stimmt nicht. Man sieht mir an, dass ich auf dem Konzert war, meine Haare sind ganz zerzaust, mein Shirt, das ursprünglich mal in meiner Hose steckte, ist ganz zerknittert und ich habe hektische Flecken im Gesicht. Aber was soll's, vielleicht kann er ja das Licht ausmachen, wenn wir uns unterhalten. Dann ist das auch nicht so unangenehm.

Willkommen in Seoul [BTS Fanfiction]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt