Emotionen-Overload

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"Nein.", sage ich tonlos und trete zurück. "Nein, das kann nicht sein."

"Doch, Helen, das ist es ja, worüber ich mit dir reden wollte.", sagt Jungkook und presst die Hände auf die Schläfen. "Deshalb war ich auch so besorgt, als du nicht auf meine Anrufe und Nachrichten reagiert hast, ich dachte, dir wäre etwas zugestoßen."

"Und ich habe dich ignoriert, weil ich dich während der Tour nicht mit so einem Unsinn belasten wollte." Ich schließe frustriert die Augen und lasse den Kopf in den Nacken fallen.

"Das ist doch kein Unsinn!", sagt er und fasst mich energisch an den Schultern. "Sieh mich an!"

"Mache ich doch.", murmele ich und mein Blick trifft seinen. Er sieht verwirrt aus, panisch und überfordert.

"Wie konntest du das für dich behalten?", fragt er laut und ich habe das Gefühl, dass er mich am liebsten schütteln würde.

"Du hast es mir doch auch nicht erzählt.", sage ich verärgert.

"Das ist etwas völlig anderes.", sagt er und lässt mich los, um ruhelos durch den Raum zu laufen, während er sich immer wieder die Haare rauft.

"Es ist überhaupt nichts anderes.", entgegne ich bestimmt. "Du hättest es mir sogar sagen müssen. Ich hab's nicht getan, weil ich wusste, dass du genug zu tun hast, bis du wieder hier bist. Aber du hättest mit mir sprechen sollen."

"Wir hätten beide miteinander sprechen sollen.", stellt er fest. Er macht mich nervös, weil er so unruhig ist. Andererseits kann ich es ihm nicht verdenken. Ich sehe ihm bei seiner Wanderung durch den Raum zu, unfähig etwas zu sagen.

"Fuck.", sagt er irgendwann und bleibt stehen. "Fuck, fuck, fuck."

"Hör auf zu fluchen.", sage ich leise. "Das bringt uns auch nichts."

"Hast du einen besseren Vorschlag?", faucht er und beginnt wieder damit, herumzulaufen. Der Blick aus seinen Augen wirkt dunkler als sonst, ich sehe, wie die Gedanken hinter seiner Stirn hin und her rasen, auf der Suche nach einer Erklärung, nach einer Lösung.

"Vielleicht sprechen wir erstmal alle Details durch.", sage ich vorsichtig. Möglicherweise kommt er dabei ein bisschen runter und uns fällt etwas auf, das wir vorher noch nicht bemerkt haben.

"Und dann, Helen? Dann weißt du plötzlich, wer dieser Teufel hinter der ganzen Sache ist? Sorry, aber das ist absoluter Unsinn."

"Jetzt komm mal runter!", sage ich nun auch etwas lauter. Es bringt genau nichts, sich jetzt so verrückt zu machen.

"Nein!", ruft er. "Ich komme überhaupt nicht runter. Irgendein Arschloch nimmt es sich heraus, mich zu erpressen, was schlimm genug ist, aber dich da noch mit reinzuziehen ist einfach nur inakzeptabel. Und ich kann nichts, einfach gar nichts tun!"

"Du musst-"

"Ich muss überhaupt nichts. Ich muss dieses Schwein in die Hände bekommen und ihm-"

"Jungk-"

"Lass mich, Helen!"

Seine Brust hebt und senkt sich heftig auf und ab, die Wangen sind ganz rot, seine Hände zittern vor Wut und ich habe das Gefühl, dass er gleich irgendwelche Dinge gegen die Wand wirft. So habe ich ihn noch nie gesehen.

"Komm her." Meine Stimme klingt automatisch sanfter als sonst. Ich strecke ihm meine Hand entgegen und sehe ihn abwartend an. Er verschränkt die Arme vor der Brust und funkelt mich beinahe trotzig an.

"Bitte.", füge ich leise hinzu. Ich sehe, wie er mit sich und seinen Emotionen ringt. Er zögert einen Moment, ergreift dann meine Hand und lässt sich in meine Arme fallen.

Willkommen in Seoul [BTS Fanfiction]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt