Wir fahren nach Berlin

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Als mich der Wecker wenige Stunden später aus dem Schlaf reißt, weiß ich zunächst gar nicht, wo ich bin. Benommen setze ich mich auf und taste nach meinem Handy, dabei schmeiße ich mit Schwung das Buch herunter, das nach wie vor auf dem Nachttisch liegt.

"Oh Gott, mach das Licht aus.", stöhnt Mia, als ich die kleine Lampe anschalte und endlich mein Handy erblicke. Eilig stelle ich den Wecker aus und lasse mich wieder zurück in die Federn fallen. Am liebsten würde ich einfach wieder einschlafen und zurück in meinen Traum hüpfen. Mit einem kleinen Seufzen schließe ich die Augen und will gerade einfach alles ignorieren, als mir einfällt, wo ich hier gerade überhaupt bin.

In Jungkooks Hotelzimmer in Amsterdam. Ohne Jungkook.

"Wie tragisch.", murmele ich, setze mich schwerfällig auf und schwinge die Beine über die Bettkante. Mit einem Ächzen bücke ich mich nach dem Buch, man könnte meinen, ich wäre neunzig und nicht neunzehn. Es ist nur so unglaublich früh.

Als hätte Mia meine Gedanken gelesen, fragt sie mich mürrisch nach der Uhrzeit und würde mich vermutlich am liebsten in Stücke reißen, als ich ihr mitteile, dass wir viertel nach sechs haben.

"Wieso, Helen? Wieso?", fragt sie enttäuscht und ich rolle die Augen.

"Weil wir hier raus sein müssen, bevor die anderen aufstehen. Ich habe wenig Lust, dass hier gleich irgendwann eine Mitarbeiterin hereinstürmt, eigentlich Jungkook wecken will und zwei Vogelscheuchen in seinem Bett findet."

"Ja, aber wir haben viertel nach sechs! Wann checken sie aus? Um zehn?" Ich schätze mal, Mia wird mir das so schnell nicht verzeihen.

"Je früher desto besser. Und jetzt zieh dich an, ich will an die frische Luft.", sage ich und stehe endlich auf.

"Du schuldest mir drei Tassen Kaffee und ein riesiges Frühstück.", brummt Mia und fährt sich mit den Fingern durch die zerzausten Haare, um sie ein wenig zu bändigen.

"Es ist deine Schuld, dass wir überhaupt hier sind, also sei mal schön still.", entgegne ich und ziehe mir meine Jeans wieder an. Es ist irgendwie komisch, in einem Hotel übernachtet und keinen Koffer dabei zu haben, aber dementsprechend schnell sind wir auch bereit, den Rückzug anzutreten.

"Hast du alles?", frage ich Mia an der Tür. Wäre ja noch schöner, wenn wir irgendwas in einem Luxushotel in den Niederlanden vergessen würden, in dem wir nichtmal offiziell übernachten. Mia zeigt mir einen Daumen nach oben und macht das Licht aus. Ich will gerade die Tür öffnen, als mir jemand zuvor kommt und sie mit voller Wucht gegen meinen Kopf donnert.

"Aua.", stöhne ich auf, sehe plötzlich bunte Punkte und Schlieren vor meinen Augen auf und ab tanzen und fasse mir an den Kopf. Dann geht alles so schnell, dass ich gar nicht mehr weiß, wo oben und unten ist. Ein Tritt in den Magen, sodass ich einknicke, ein Schlag gegen die Schulter und schon dreht mir jemand die Hände auf den Rücken und drückt mich in einer fließenden Bewegung auf den Boden.

"Sag mal, geht's noch?", schreit Mia.

"Oh scheiße. Scheiße, Helen." Die Hände lassen mich sofort los und ich werde auf die Füße gezogen.

"Geht's dir noch ganz gut?", fahre ich Jungkook an, der sich völlig perplex an meinen Händen festhält. Dabei könnte ich gerade selbst Halt gebrauchen, da er mich im Bruchteil einer Sekunde ausgeknockt hat.

"Was sollte das denn, Karatekid?", fragt Mia, aber Jungkook scheint gerade ein bisschen fertig mit der Welt zu sein und starrt mich mit leicht geöffnetem Mund an.

"Ich... Ich dachte, du wärest ein Stalker oder so.", stammelt er und sieht mich entschuldigend an.

"Und dann bringst du mich direkt zur Strecke oder was?", frage ich lachend und drücke leicht seine Hände.

Willkommen in Seoul [BTS Fanfiction]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt