1.Kapitel

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fünf Monate zuvor

*P.o.V. Clarke*

"Das ist mir scheiß egal!"
"Reyes... "
Irritiert blieb ich vor der Tür stehen und sah gegen das Holz, während sich meine Stirn in Falten legte.
'Sind das etwa - ', aber meine Gedanken wurden durch einen wütenden Ausruf unterbrochen.
"Wenn ich den in die Hände bekomme!"
"Rae... "
Das klang stark nach Raven und Octavia, aber was sollten die beiden auf diesem Campus suchen? Sie waren bereits fertig mit ihrem Studium und sollten in ihren Büros sitzen. Seit einem Jahren haben sie das Gebäude hier nicht mehr betreten. Leider hatte ich aus unserer Clique das Studium gewählt, welches am längsten andauerte. Aber immerhin hatte ich die Zielgerade jetzt vor mir.
Mein letztes und einziges Seminar für heute stand in einer halben Stunde an und da ich heute das Referat halten musste, war ich extra pünktlich hier, um alles aufzubauen.
Meine Hand legte sich langsam an die Türklinke, ehe ich so leise wie möglich die Tür aufzog.
"Wir sollten vielleicht warten bis sie da ist, findest du nicht?"
'Eindeutig Octavia.', nickte ich leicht.
"Scheiße verdammt, Blake! Wie kannst du so ruhig bleiben?"
'Raven... ', ich trat in den Türrahmen und sah meine zwei besten Freundinnen mit dem Rücken zu mir an der Fensterreihe sitzend auf einem der vielen Tische.
"Ich denke, wir sollten nicht gleich mit der Tür ins Haus fa-"
"Mit der Tür ins Haus fallen, O? Ist das dein Ernst? Wie... Ich könnte... Urgh! Der kann es nicht lassen, oder? So ein mieses kleines Stück-"
"Raven!", die Türklinke entglitt meinen Fingern, als ich mich von der bereits zufliegenden Tür abwandte und in den Raum trat.
"Clarke!", wie auf Kommando sprangen Raven und Octavia vom Tisch des Seminarraumes.
"Was, bitte, tut ihr hier?", die Tür flog mit einem lauten Knall zu.
"Clarke, wir... ", aber Octavia brach ab und hielt knapp einen Meter vom Tisch entfernt inne.
"Ich habe in einer halben Stunde hier ein Seminar-"
"Clarke?"
Abrupt sah ich von den beiden ab und weiter in den Raum hinein.
"Bellamy?", fragte ich verblüfft. "Was tust du denn hier?"
Er drückte sich vom Tisch weg und kam langsam auf mich zu. Fast automatisch bewegten sich meine Füße in seine Richtung. Wir hatten uns fast drei Wochen nicht gesehen, da er auf eine Geschäftsreise musste.
"Du bist wieder zurück?", lächelte ich erleichtert, da unsere Gruppe nun wieder vollständig war
"Seit knapp drei Stunden", nickte er, noch bevor wir einander erreichten.
"Das ist großartig!", ich fühlte das Brennen in meinen Augen, als er seine Hand sanft an meinen Hinterkopf legte und mich schließlich an sich zog.
Noch ehe seine Arme vollends um mir lagen und ich meine um seinen Oberkörper geschlungen hatte, waren meine Augen geschlossen und ich holte tief Luft.
"Ich hab dich vermisst, weißt du?", flüsterte ich.
"Für gewöhnlich stört dich mein Verschwinden doch nicht"
Ich lächelte leicht und blinzelte die Tränen weg.
"Mir ist da etwas zu Ohren gekommen", flüsterte er schließlich, als ich nichts weiter erwiderte, "stimmt es?"
Ich schluckte leicht und presste meine Augenlider kurz zusammen.
"Clarke?", vernahm ich Ravens hörbar geladene Stimme. "Stimmt es, dass-"
Ich fühlte Bellamys Kopfschütteln, da er mit seinem Kopf an meinem lehnte.
"Ich kann das jetzt nicht", schüttelte ich den Kopf und trennte mich langsam von Octavias Bruder, "Das geht jetzt nicht."
'Damit habe ich es nicht verneint.. '
"Dann stimmt es also!", nun konnte sich Octavia nicht zurückhalten.
Ich sah zu Bellamy auf und bat ihn stumm und fast flehend, dass er sie zum Schweigen bringen sollte. Natürlich verstand ich ihre Aufgebrachtheit... Ich fühlte mich selbst hintergangen und das mit recht-
'Nein! Nicht jetzt!', zwang ich mich zurück zum Wesentlichen.
"Ich muss mich jetzt vorbereiten", drehte ich mich zurück zu den beiden.
"Hast du hiernach Schluss?", klinkte sich Bellamy mit ein.
"Ja"
Mein Weg führte mich zurück zum Technikpult, wo ich meine Laptoptasche ablegte und meinen Rucksack auf den Stuhl stellte. Ohne sie darum zu bitten, trat Raven neben mich, öffnete die Tasche und begann meinen Laptop zu starten und anzuschließen.
"Das schaffe ich auch alleine, Rae", erklärte ich ihr.
"Ich brauche etwas zu tun", lächelte sie kurz zu mir hoch, "Setz dich zu O."
Nachdem wir einander für eine Zeitlang angesehen hatten, gab ich seufzend auf, ging den Weg zurück zu Octavia und zog mich auf die Tischplatte neben sie.
"Ich muss mich auf das Referat konzentrieren, okay?", sah ich zu ihr.
"Wir warten auf dich", ihre Hand legte sich auf meine, ehe sie meine sanft drückte, "In zwei Stunden kommst du mit uns nach Hause."
'Und dann? Sollen wir über das Geschehene reden?'
"Müsst ihr nicht arbeiten?", fragte ich stattdessen, "Ich möchte euch nicht von irgendwas abhalten. Ihr-"
"Mach dir darüber mal keinen Kopf", ein Blick zu Bellamy verriet mit sein ruhiges Lächeln.
"Na schön", murmelte ich nur.
Nachdem Raven alles angeschlossen und meine Powerpoint Präsentation gestartet hatte, setzte sie sich neben mich und holte tief Luft.
"Es tut mir leid", murmelte sie.
"Nicht jetzt, Raven"
Als schließlich meine Kommilitonen in den Raum traten, da es Zeit wurde für das Seminar, verabschiedeten sich die drei und wünschten mir viel Glück.
'Ich brauche hierbei kein Glück...', seufzend sah ich zu, wie die Dozentin, Frau Dr. Graven, die Tür schloss, als es Zeit wurde und ihre Brille richtete.
'Los geht's'
Während des ganzen Seminares und meines Vortrages konnte ich meine derzeitigen Probleme zurückdrängen und das tun, was mir Spaß machte. Gut, nachdem mein Vertrag gelaufen und die Rückmeldungsbögen an mich weitergereicht wurden waren, schweifte ich des öfteren mal ab und warf einen Blick auf die Bögen, die mir verriet, wie meine Kommilitonen mich und jenen Vortrag fanden. Aber Dr. Graven ist und war meine Lieblingsdozentin und ihr konnte man nur zuhören.
'Sie werde ich wohl vermissen'
Durch meine Mom und sie wurde mein Wunsch und Vorhaben, Ärztin werden zu wollen, nur verstärkt.
'Ich liebe Medizin. Ich liebe meinen Beruf. Ich kann es kaum erwarten!'
"Gut, dann wär's das schon für heute. Nächste Woche ist die letzte Runde, bringen Sie alle Fragen mit, die Ihnen durch den Kopf gehen. Bis nächste Woche!", erklärte Dr. Graven und gab damit das Kommando an die anderen, ihre Sachen in die Taschen zu packen, aufzustehen und beinahe geschlossen den Raum wieder zu verlassen.
"Gute Arbeit, Griffin!", als ich nach vorne ging, um alles wieder abzubauen, legte sie eine Hand an meinen Oberarm.
"Danke, Dr. G", nickte ich lächelnd.
"Wie geht's Abby?", erkundigte sie sich.
"Großartig", erwiderte ich, "Sie ist im Urlaub."
"Ohne Sie?"
"Naja jetzt ist Prüfungsphase", seufzte ich und ging weiter, "aber das macht nichts. Hinterher habe ich auch noch ein paar Wochen Zeit, um mich zu erholen."
Ich sah sie im Augenwinkel nicken.
"Richten Sie ihr liebe Grüße aus"
"Das werde ich"
"Weiter so, Griffin"
Wir teilten ein Lächeln, ehe meine Dozentin und ehemalige Kollegin meiner Mom den Raum verließ und ich damit alleine war und nochmal durchatmen konnte.
Ich ließ mir Zeit beim Zusammenpacken, da hiernach kein Seminar stattfand und summte ein Lied. Letzteres war wohl ein Fehler.
Denn ich bekam nicht mit, wie sich die Tür, welche sich in meinem Rücken befand, öffnete und jemand hineintrat. Erst als sich zwei Hände an meine Taille legten und sich ihren Weg nach vorne zu meinem Bauch suchten, zuckte ich zusammen und hielt in meiner Bewegung inne.
"Wie lief dein letztes Referat?", flüsterte jemand und holte mich zeitgleich aus meiner Schockstarre.
Abrupt drehte ich mich um und schob ihn zurück, beendet den Kontakt seiner Hände mit meinem Körper.
"Was machst du hier?", schüttelte ich den Kopf, als ich ihm in die Augen blickte.
"Ich kenne deinen Semesterplan, Clarke"
"Willst du mich verarschen?", hauchte ich, "Was willst du hier, verdammt?"
"Können wir reden?", bat er ruhig.
"Ich möchte nicht mit dir reden", presste ich mit Nachdruck heraus, als langsam aber sicher Wut an die Oberfläche kam und meine Verletztheit zurückdrängte, "Da gibt's nichts zu reden.", damit ging ich um den Tisch herum und schob meinen Laptop in die Tasche zurück.
"Bitte, Clarke"
Aber darauf ging ich nicht ein. Ich konnte mir nur ein verächtliches Schnauben nicht verkneifen, als ich den Reißverschluss zu zog und mir die Tasche umhängen wollte. Seine Hand schnappte jedoch über den Tisch und hielt mich davon ab, indem er seine Hand auf die Tasche legte.
"Lass uns reden, Clarke. Wirf unsere Beziehung-"
"Nimm deine Hand da weg, bevor ich sie dir breche, Collins", damit sah ich drohend zu ihm hoch, "Du solltest wissen, dass ich nicht scherze."
Aber er zog seine Hand nicht zurück, sondern starrte mich an. In seinen Augen erkannte ich den Wandel seiner Gefühle. Als ich sie heute das erste Mal getroffen hatte, waren sie sanft und...zum Teil unschuldig. Obwohl er alles andere als unschuldig war.
'Er kann diesen Blick zu gut. Aber ich werde nicht weich', das hatte ich mir in dem Moment geschworen, indem ich es herausbekommen hatte.
Doch jetzt drückten seine Augen etwas anderes aus und ich war mir nicht sicher, ob es mir gefiel.
Sie waren so kalt, hart und eine Spur wütend.
"Es tut mir leid, okay?"
Ich lächelte kalt, entriss ihm die Tasche und zog sie vom Tisch, ehe ich meinen Rucksack schnappte und mich mit den Worten: "Wenn du diese vier Worte ernst meinst, kannst du wieder kommen", abwandte.
Doch ich schaffe nur ein paar Schritte, bevor er nach meinem Handgelenk griff und mich zurück zog.
"Hör mir zu, bitte", aber es lag wenig Flehendes in seiner Stimme, als er mich gegen einen wahllosen Tisch drückte und meine Tasche und meinen Rucksack auf den Boden fielen, "Ich fühle nichts für sie, gar nichts!"
"Natürlich", nickte ich und sah zu ihm hoch, während sich die Kante des Tisches ungemütlich in meinen Rücken drückte.
"Ich liebe nur dich Clarke, das weißt du-"
"Ach ja?", rutschte es aus meinem Mund, "Wenn du nur mich lieben würdest, Finn, dann würdest du nicht mit dieser Schnepfe schlafen! Oder?", meine Stimme nahm bei jedem Wort an Lautstärke zu, so wütend wurde ich.
"Das war ein Ausrutscher! ", erklärte er ebenso laut.
"Ein Ausrutscher?!", rief ich aus und versuchte ihn von mir zu drängen, "Ein Ausrutscher geschieht genau einmal, Finn! Einmal! Und wie oft hast du mit ihr geschlafen, hm?!"
Er antwortete darauf nicht, sondern sah mich nur an.
"Lass mich los", verlangte ich und drückte meinen Körper gegen seinen und versuche seine Hände von mir zu bekommen.
"Ich bin noch nicht fertig!", schrie er mich an.
"Ich aber!"

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