*P.o.V. Clarke*
Das letzte, was ich heute wollte, war mit meinem Exfreund am Tisch zu sitzen und ein glückliches Gesicht aufzusetzen. Aber letztlich tat ich genau das, ignorierte ihn jedoch gekonnt und lehnte mich stets - wenn ich mich mal anlehnte - zur anderen Seite.
Nach dem Essen hatte ich meinen Stuhl ein Stück zurückgeschoben und mein rechtes Bein angewinkelt, so wie immer. Und für gewöhnlich legte Finn immer seine Hand auf meinen Schoß, damit ich sie festhalten konnte oder er ließ sie ganz locker auf meinem Oberschenkel oder Knie liegen. Ich wartete nur darauf, das er den Versuch startete, aber er behielt seine Hände bei sich. Was womöglich auch daran lag, dass Filou unter dem Tisch und an meinen Füßen lag und ihn keine Sekunde aus den Augen ließ.
"Wie viele von den süßen Welpen wollen Loraine und Billy verkaufen?", erkundigte ich mich und lehnte mich weiter nach links, als ich an meinem Glas nippte und meinen Blick zu Mom schweifen ließ.
"Sie wollen womöglich ein oder zwei behalten. Der Rest wird verkauft", lächelte sie leicht.
"Sie behalten doch so viele?", hob ich überrascht eine Augenbraue.
"Scheinbar", nickte Marcus,
"Du wirst keine Zeit für einen eigenen haben."
Beinahe wehmütig sah ich von ihr unter den Tisch zu Filou, welche sofort den Kopf anhob und mich mit ihren treuen Augen ansah.
"Ich weiß...", seufzte ich und stellte mein Glas auf den Tisch, ehe ich weiter nach unten rutschte und sachte auf meine Brust klopfte.
Das ließ sich meine treue Seele nicht zweimal zeigen, denn sofort erhob sie sich und tauchte zwischen Tischplatte und meinen Beinen auf. Mit einem Satz hob sie ihre Vorderpfoten und positionierte sich regelrecht auf den Punkt gemütlich auf meinen Oberkörper und lehnte ihren Kopf auf meine Schulter.
"Ich hab dich trotzdem lieb, Filou", küsste ich ihr Fell und schlang meine Arme um sie, ehe ich auf grüne Augen gegenüber von mir traf.
Lexa lächelte liebevoll, was ich erwiderte und Filou näher an mich zog.
"Vielleicht leiht Loraine sie dir mal übers Wochenende aus", überlegte Raven.
"Da würde ich nicht nein sagen", zwinkerte ich ihr zu.
"Für einen Schäferhund ist deine Wohnung zu klein, Prinzessin."
Ich schloss meine Arme näher um Filou, als ein tiefes Grollen ihrer Kehle entwich und drückte mein angewinkeltes Bein kurz in ihre Seite, was sie schnaufen ließ und ich fühlen konnte, wie ihr Ohr kurz zuckte.
"Da stimme ich dir zu, Filou. Eine Wohnung ist nie zu klein."
Sie hob ihren Kopf von meiner Schulter, als ich ihren Namen nannte und sah mich an. Ihre dunklen mandelförmigen Augen sahen direkt in meine und ich lächelte sie einfach nur ein.
'Ich glaube, der Tag und die Lage wären nur halb so schön, wenn du nicht da wärst', sprach ich im Stillen zu ihr.
"Hat noch jemand Hunger?"
Die Gespräche gingen weiter, aber ich brachte mich nicht ein. Ich bewunderte, wie ruhig alle sein konnten angesichts der Lage und fragte mich die meiste Zeit, ob Mom etwas bemerkte; oder Marcus. Wenn, konnten sie es sehr gut verbergen.
"Clarke, Liebling?"
Und ich brach den Blickkontakt zu Filou, wobei jene ihren Kopf wieder an Ort und Stelle legte.
"Hm?", hob ich eine Augenbraue.
"Ich habe die Vorräte da."
"So schnell?", fragte ich überrascht.
"Natürlich, nach unserem Telefonat habe ich sofort etwas bestellt", nickte sie, "Wenn ihr schon an eurem Standardtag angegriffen werdet, wäre es doch mehr als vorteilhaft, alles wieder auf Vordermann zu haben."
"Angegriffen?", hörte ich Finn fragen und spannte meinen Kiefer an.
"Weißt du davon nichts?", Mom sah von mir ab und stirnrunzelnd zu ihm, "Vor ein paar Wochen an einem Freitag... Warst du nicht dabei?"
Ich sah nicht zu ihm und blickte stur auf den Tisch vor mir.
"Bellamy und Raven wurden ins Krankenhaus geliefert. Ich hatte nur Clarke und O am Handy, stimmt, von dir war da keine Rede...", sie verstummte, als ich mich immer noch nicht einbrachte und auch nicht ihren Blick erwiderte, den sie offensichtlich auf mich gelegt hatte.
'Wie willst du dich aus dieser Sache herausreden, Collins?'
Ich hatte nicht das Bedürfnis ihn noch ein zweites Mal zu decken. Ich wusste, warum ich es ihr vor einigen Wochen verschwiegen hatte, aber jetzt... Jetzt war es mir egal. Sie war zuhause, nicht mehr im Urlaub. Das es bei Finn und mir nicht gut lief - es läuft gar nichts mehr zwischen uns -, konnte sie um meinetwillen wissen.
"Ach ja, ich erinnere mich", zog er es schließlich in die Länge, "Da bin ich einmal nicht bei einem offiziellen Treffen dabei...und schon passiert so etwas", und er wagte es doch tatsächlich zu seufzen.
Und schlagartig kippte die Stimmung und die Spannung stieg - genau wie mein Puls.
'Ruhig, Clarke', ich strich wieder über Filous Fell, welche nun nicht mehr so entspannt auf mir lehnte und sich kraulen ließ, 'Filou fühlt das.'
Aber je länger er erzählte und je mehr Lügen er meiner Mom und Marcus auftischte, je schneller ging mein Puls und auch meine Kiefermuskulatur tat so langsam weh.
"Oh wow", hauchte ich, nachdem er endete und klapste Filou versucht liebevoll auf den Rücken, wonach sie sich von mir herunter rutschten ließ. "Mom, tut mir schrecklich Leid, aber ich brauche eine Moment für mich."
"Ist alles okay?", als ich ihren Blick versucht ruhig erwiderte, sah sie mich verwirrt an, "Fühlst du dich nicht?"
'Wut äußert sich bei mir mit Blässe oder Röte. Diesmal war es wohl Blässe.'
"Alles okay?", wiederholte Finn, weshalb ich langsam von ihr absah und ihm und seinem unschuldigen Blick entgegen blickte.
'Hier und Jetzt und der Tisch gehört mir, Collins.'
"Ich brauche frische Luft", presste ich heraus.
"Wir sind im Freien."
"Hier ist es zu stickig", erwiderte ich und schob meinen Stuhl noch weiter zurück.
"Findest du?"
"Bleib sitzen, Finn. Ich habe nicht drum gebeten, dass du mich begleitest." "Folgst du mir, wirst du es bereuen."
Und ich schlängelte mich zwischen meinem und seinen Stuhl vorbei, ehe ich die Strickjacke vom Stuhl zog.
"Clarke?"
"Ich sehe schnell nach Mai, Mom."
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From the very first second
Fanfiction-Pausiert- Seifenblasen platzen so schnell, dass man den Prozess kaum wahrnimmt. Von der einen zur anderen Sekunde kann sich so manches Leben, so mancher Alltag, plötzlich in Luft auflösen. Ein jähes Ende kann dem einen eine Genugtuung sein, dem and...