20.Kapitel

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*P.o.V. Clarke*

Ein wenig erfrischt und angezogen, gingen Lexa und ich Hand-in-Hand die Treppe herunter, wobei wir zur Hälfte des Flures unterschiedliche Richtungen einschlagen wollten und abrupt zueinander sahen.
"Wir gehen erstmal raus. Vielleicht sind Abby und ... Dr. G.?...-", hob Lexa eine Augenbraue.
"Du hast recht, vielleicht sind die beiden auch draußen."
Doch noch während wir durch die Wohnstube traten, vernahm ich die Stille und hielt sie zurück, als sie die Terrassentür öffnen wollte.
"Was?", flüsterte sie.
"Hörst du das?", hauchte ich.
Sie runzelte leicht ihre Stirn, als ich sie von der Tür wegzog.
"Nein."
"Eben. Ich höre auch keinen."
In dem kurzen Moment, in welchem wir kurz vor der Tür standen, war mir aufgefallen, dass keiner draußen zu sehen war.
"Sie sind nicht im Garten", sah ich zu ihr.
Ich zog sie zurück zum Flur und zur Treppe, welche in den Keller führte.
"Clarke, ich kann nicht mit nach-"
"Oh doch, das kannst du", erbarmungslos zog ich sie hinter mir her, "Wir trennen uns nicht."
Sie holte tief Luft, folgte mir dann jedoch die Stufen herab. Am Ende des Ganges öffnete ich die Tür und hielt inne. Erleichtert atmete ich auf. Echo lag noch im Bett und die Maschine, an welche wir sie geschlossen hatten, zeigte mir ihren zufriedenstellenden Zustand an.
"Gut", murmelte ich, ehe ich Lexas Hand los ließ und zum Bett herüber ging, um den Infusionsbeutel zu kontrollieren sowie die Kanüle und Einstichstelle.
Bis ihre Hand zuckte und mich zu ihr aufsehen ließ.
"Echo?", hob ich eine Augenbraue, "Kannst du mich hören?"
Eine leichte Falte bildete sich auf ihrer Stirn, wonach ich vorsorglich ihre Hand in meine nahm und kurz über meine Schulter zu Lexa sah. Sie fühlte sich etwas unbehaglich hier unten, weshalb sie meinen Blick erwiderte und schließlich doch langsam zu uns herüber kam.
"Wo...", aber Echo brach ab und holte tief Luft.
"Nicht zu tief einatmen", erklärte ich ihr und hob die Decke einhändig zur Seite, um einen Blick auf den Verband werfen können.
"Ich kenne...Stimme..."
Sie hauchte es und anhand ihrer Satzbildung erkannte ich, dass sie noch nicht wirklich hier war.
"Tut dir etwas weh?"
Im Augenwinkel sah ich sie leicht den Kopf schütteln.
"Gut. Ruh dich noch etwas aus", drückte ich leicht ihre Hand und wollte sie loslassen, doch ihr Griff um meine nahm eher zu, weshalb ich abrupt zu ihr hochsah.
"Clarke!", sie sah mich blinzelnd an.
"Du erkennst mich, das ist schon mal gut", lächelte ich leicht, "Du hattest einen Unfall. Doktor Elise Graven hat dich zu uns gebracht, weil ein Krankenhaus zu weit weg war und du bis dahin verblutet wärst."
Sie wollte sich zum Sitzen aufstützen, aber ich hielt sie davon ab, während sie bereits das Gesicht verzog.
"Beweg dich ja nicht", warnte ich sie, "Deine OP ist noch nicht mal einen halben Tag her, alles klar?"
"Dieses miese Schwein", presste sie heraus.
"Wovon redest du?"
Sie hatte ihre Augen wieder geschlossen, als sie sich in ihr Kissen zurückgelehnt hatte.
"Welches miese Schwein?", hakte Lexa erneut nach, als ich Echos Hand los ließ und abermals den Verband kontrollierte - nur um erleichtert feststellen zu können, dass er sich nicht verfärbte.
"Collins", brummte sie.
Und ich gefror in meiner Bewegung. Meine Hände erstarrten und ich fühlte, wie buchstäbliche jegliche Farbe aus meinem Gesicht wich.
"Was hat Finn getan?"
Ich schluckte schwer.
"Er wollte nicht... Das ist irrelevant, er wird dafür bezahlen", erklärte sie mit fester Stimme, als ich ihre Hand an meinem Handgelenk fühlte, "Clarke?"
"Mhm?", ich blinzelte und atmete tief ein.
"Ist heute noch der 25.?"
Ich schaffte es nur zu nicken.
"Er wollte zu dir. Ich hab versucht, ihm das auszured-"
"Er war hier", erwiderte Lexa an meiner Stelle.
Langsam ließ ich meinen Blick vom Verband zurück zu Echo wandern.
"Das tut mir leid", presste sie ihre Lippen leicht aufeinander.
"Und dabei ist das entstanden?", hakte ich nach und nickte zu ihrem Bauch.
"Ja."
"Das tut mir leid", ich räusperte mich, "Vermutlich hast du genauso gedacht wie ich damals."
Sie lächelte leicht: "Da lagen wir dann wohl beide falsch."
"Sie sind am Anfang immer lieb und nett", als ich mich zu Lexa wandte, fügte ich hinzu: "Aber irgendwann findet man die richtige Person."
Ich fühlte ihre Hand an meinem Rücken, ehe sie mir ein sanftes Lächeln schenkte.
"Also doch."
Ich hob eine Augenbraue und drehte mich wieder zu dem eigentlich ursprünglichen Grund
meiner Trennung.
"Was meinst du damit?", fragte jedoch Lexa.
"Als wir uns das erste und letzte Mal hier gesehen haben, hatte ich bereits die Vermutung, dass zwischen euch mehr ist", gestand sie und versuchte sich in dem Bett weiter hochzudrücken.
"Du sollst liegen bleiben, Echo", bedeckte ich ihren Oberschenkel mit meiner Hand, während ich die Decke wieder zurecht zog, "Die Naht ist noch zu frisch."
"Ich habe ein ganz schlechtes Gefühl, Clarke", sie verzog leicht das Gesicht und ließ sich wieder ins Kissen sinken.
"Bezogen auf?", ich war bereits wieder dabei den Verband freizulegen, aber sie hielt mich auf und erwiderte: "Nicht darauf bezogen. Du bist eine gute Ärztin, ich weiß, ich kenne dich nicht, aber das habe ich im Gefühl."
"Was meinst du dann?", hakte Lexa nach.
"Emori steht auf meiner Seite und sie teilt meine - eure - Meinung. Das hätte nicht passieren dürfen und glaub mir, wenn ich es gewusst hätte, dann-"
"Echo, das-"
"Nein, hör mir zu, Clarke!", schüttelte sie entschieden den Kopf. "Er ist besessen von dir. Finn ist besessen von dir. Er kommt mit der Trennung nicht klar."
Ich schluckte leicht und lehnte mich näher in Lexas Berührung, was dazu führte, dass sie näher an mich trat und mir Halt gab.
"Er wird alles versuchen, um dich zurück zu bekommen", endete Echo.
"Das wird nicht passieren", erwiderte ich fest, "Ich bin fertig mit ihm."
"Das weiß er, will er aber nicht hinnehmen", sie lächelte müde, "Versuch ja nicht, alleine mit ihm zu sein."
Ein kalter Schauer lief über meinen Rücken: "Was meinst du damit?"
"Er sieht dich als seinen Besitz."
"Sie ist nicht sein Besitz", kam es beinahe zischend von Lexa.
Ich holte tief Luft.
"Ich weiß das", nickte Echo und schloss kurz ihre Augen.
"Ruh dich aus", lächelte ich leicht.
"Ich habe mich von ihm getrennt", murmelte sie.
"Beste Entscheidung deines Lebens", presste ich leicht meine Lippen zusammen.
Sie war erschöpft und müde und ich vermute, dass dieses Gespräch nicht zu ihrer ersten Wahl zählte.
"Du bist stark, Clarke."
"Du auch."
Und sie lächelte, ehe sie in den Schlaf driftete und Lexa und mich schweigend zurückließ.
"Was tun wir jetzt?"
"Der Patientin geht's gut", drehte ich mich zu ihr, "und jetzt stellen wir fest, wo die anderen sich herumtreiben. Da oben...", ich nickte sanft hoch zur Decke, "...ist es mir zu ruhig."
"Dem stimme ich zu", nickte sie leise.
Ich fühlte, wie sie mich musterte, erwiderte ihren Blickkontakt jedoch so ruhig ich konnte, ehe ich leicht lächelnd meine Hand an ihre Wange legte: "Denk nicht darüber nach."
"Das ist schwer", presste sie sachte ihre Lippen zusammen, "Wie weit wird er gehen, Clarke?"
Das Klicken des 'k's ließ diesmal einen angenehmen Schauer über meinen Rücken streichen, ehe ich sie zu mir herunter zog und meine Lippen auf ihre legte. Erst nach unserem Kuss erwiderte ich: "Es kommt doch immer darauf an, inwieweit ich etwas mit mir machen lasse, oder?"
"Wenn du dich nicht mehr verteidigen kannst-"
"Lexa", schüttelte ich den Kopf, "Finn ist auch nur ein Mensch, er kann nicht übernatürliche Kräfte entwickeln, nur weil er mit einer Trennung nicht klar kommt."
"Trotzdem. Er ist dir gegenüber handgreiflich geworden..."
Meine Augen schlossen sich fast von selbst.
"War das das erste und letzte Mal, Clarke? Oder gibt es da noch etwas, was ich wissen sollte?"
Meine Hand rutschte von ihrer Wange auf ihre Schulter und ich atmete tief durch, während ich die Erinnerungen an jenen Abend zurückdrängte.
"Das wird nicht nochmal passieren. Ich war schwach...", flüsterte ich, als sich ihr Arm um meinen Rücken legte und ich sanft an sie gezogen wurde.
"Du warst nicht schwach", schüttelte sie leicht den Kopf, "du warst nie schwach, Clarke, und das weißt du auch."
Ich nickte so leicht, dass ich mich selbst fragte, ob sich meinen Kopf überhaupt bewegte. Aber Lexa schien es gesehen zu haben, denn als ich meinen Blick hob und auf ihre grünen Augen traf, sah ich nur Liebe und Geborgenheit.
"Ich liebe dich", drückte sie einen sanften Kuss auf meine Stirn, als ich meine Arme um sie schlang.
"Ich liebe dich auch."
Fünf Minuten später, als wir das Erdgeschoss betraten, wünschte ich mir, wir wären vorsichtiger vorgegangen. Denn binnen Sekunden nahm ich eine Bewegung im Augenwinkel wahr, doch es war bereits zu spät. Ein Gegenstand traf meine Schläfe und ich verlor augenblicklich das Bewusstsein, während Lexas Hand aus meiner verschwand.

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