*P.o.V. Lexa*
Ich weiß nicht, wie lange ich in Kyle Wicks Schuld stehen werde, aber mir war bewusst, dass es eine lange Zeit sein würde. Eine sehr lange...
“Atmet sie?”, hielt ich schwer atmend neben Abby, während Doktor G weiter zum Auto lief.
Binnen weniger Sekunden hatten wir das Ruder herumreißen können. Abby hatte sich, nachdem Bellamy und Octavia Finn hatten außer Gefecht setzen können, auf Clarke gestürzt und ich ebenfalls. Finn war nichts anderes übrig geblieben und hatte sie achtlos fallen lassen.
“Sag mir, dass sie atmet, bitte, Abby...”, ich zog Clarkes Hand in meinen Schoß.
“Ihr Atem ist mir zu flach. Viel zu flach... Es wäre mir lieber, wenn wir sie ins Krankenhaus bringen. Marcus-”, aber er unterbrach sie bereits: “Starte den Wagen, ich bringe sie zum Auto.”
“Wir sollten auch Echo mitnehmen.”
“Ich hole sie. Kümmert euch um Clarke!”
“Wir schaffen das, Clarke!”, Abby drückte bestimmt ihre Hand.
In dem Moment wurde mir bewusst, dass wir uns in einer ernsten Lage befanden und genau deshalb entschied ich, Abby und Doktor G weder ins Wort noch in ihre Handgriffe zu greifen und sie bei ihrer Arbeit - Stabilisation von Clarkes Kreislauf, ihre Atmung und vieles, was in diesem Auto möglich war - nicht zu belästigen oder zu stören, aber ich verließ dennoch nie Clarkes Seite - erst als ich dazu vor den milchigen Glastüren des Krankenhauses mit der Aufschrift "Not-OP" gezwungen wurde. Mit dem Schließen jener Türen hätte ich angenommen, dass meine Welt durch diese beständige Unwissenheit zusammenbrechen würde, dass ich in Tränen ausbreche, weil ich Clarke nicht beschützen konnte oder dass die Kopfschmerzen zu einem eigenen Kollaps führen würden. Aber stattdessen griff ich mit einem monotonen Gesichtsausdruck - wie ich in der Spiegelung der Tür sehen konnte - in meine Hosentasche, wählte Anyas Nummer und legte es schließlich an meine Ohrmuschel.
“Wie geht's Clarke?”, brach es sofort aus ihr heraus, “Sind sie schon im OP?”
“Wurden diese Arschlöcher abgeführt?”, hörte ich mich fragen, obwohl ich etwas vollkommen anderes zuerst sagen wollte.
Denn im Normalfall klärt man zu allererst über den Gesundheitszustand auf, bevor einem der Kragen platzt. Aber angesichts der Tatsache, dass ich wusste, dass Clarke in guten Händen ist - und das wussten die anderen ebenfalls - musste ich erst meinem zweiten Gedankengang Luft machen.
“Wurden sie”, kam es zeitgleich von Anya und Luna.
“Gut”, ich atmete aus und schloss meine Augen, während ich den kurzen Weg zur gegenüberliegenden Wand rückwärts nahm und mich dagegen lehnte, “Sie sind mit Clarke im OP.”
“Wo bist du?”
“Wo soll ich wohl sein? Ich sitze gegenüber von der Tür, Luna.”
“Wir machen uns auf den Weg und sind in zehn Minuten bei dir.”
“Okay.”
Als sie auflegte, ließ ich mich an der Wand heruntergleiten und mein Handy samt Hände in meinen Schoß sinken. Mehrmals wurde ich innerhalb der nächsten zehn Minuten aufgefordert, den Flur zu räumen und möglichen Notfällen Platz zu schaffen, aber ich konnte nicht. Abby würde mit großer Wahrscheinlichkeit dort wieder heraustreten und ich wollte den Augenblick nicht verpassen.
‘Ich hätte wachsamer sein sollen’, leicht nickte ich, als ich meinen Kopf an die Wand lehnte und meine Augen von allein zu fielen, ‘das hätte nicht passieren müssen.’
“Lexa!”
Ich zuckte zusammen, öffnete abrupt meine Augen und wandte meinen Kopf nach links. Octavia und Raven liefen einen Schritt voraus, gefolgt von Anya, welche von meiner Perspektive aus die Mitte bildete.
“Lexie, sitzt du schon die ganze Zeit da?”, hoben sich Ravens Augenbrauen, “Schauen die Schwestern deswegen so genervt?”
“Ich sollte gehen, aber ich habe mich wortlos dagegen gesträubt”, als sie vor mir zum Stehen kamen, hörte ich bereits aufgeregtes Gemurmel, erkannte aber den Grund nicht.
Der Gang machte eine Biegung und von dort kamen die Geräusche.
“Luna, Harp und Linc erklären gerade die Situation”, nickte mir Anya zu.
Der Luftzug, welcher mit ihrem abrupten Anhalten an mir vorbei zog, ließ meine Wangen kühler erscheinen, als sie sein sollten. Als mir O dann vorsichtig ein Taschentuch hinhielt, wusste ich, dass meine Vermutung stimmt.
Ich trocknet meine Wangen und wischte die Tränenspuren weg, ehe ich mir von Anya aufhelfen ließ.
“Wo ist Marcus?”, runzelte Raven ihre Stirn.
“Er hat uns nur rausgelassen und wollte einen Park-”
“Wir haben eine Berechtigung, Schwester Mags!”
“Wenn man vom Teufel spricht”, seufzte O.
Wir drehten doch recht synchron unsere Köpfe nach links, als die vier endlich um die Ecke traten und Marcus zeitnah sagte: “Ich habe Abby anpiepen lassen. Ihr wird mitgeteilt, wo wir uns befinden.”
“Sie weiß, dass wir hier direkt-”, aber er unterbrach Raven: “Folgt mir. Wir können nicht hier im Gang bleiben.”
“Aber-”
“Abby wird uns sobald wie möglich Bescheid geben und solange gehen wir hoch in den Aufenthaltsraum der Oberärzte”, trat er an uns vorbei.
“Aber da haben wir keinen Zutritt.”, wandte Harper ein.
“Jetzt schon”, er ging ein gutes Stück voran, ehe wir zögerlich folgten.
Letztlich zog mich Anya mit von der Stelle, da ich mich abermals wortlos sträuben wollte, meinen Posten zu verlassen.
“Wir bekommen Bescheid, sobald die OP vorbei ist, Lex”, hatte sie meine Hand gedrückt, während ich noch immer die Tür im Blick hatte, ihr jedoch folgte.
Jetzt, einige Etagen und Treppen später, überreichte mir Marcus eine dampfende Tasse gefüllt mit Kaffee und nickte mir aufmunternd zu.
“Clarke wird es gut gehen”, goss er sich ebenfalls eine Tasse ein, “Abby und Elise haben schnell handeln können.”
“Zum Glück hat Wick seine Meinung noch geändert”, murmelte Raven und nippte an ihrer Tasse.
“Er muss sich dennoch verantworten”, wandte Linc ein.
“Wo ist überhaupt Echo?”, hakte Octavia nach.
‘Sie habe ich ja vollkommen vergessen!’, ging es geschockt durch meinen Kopf, als ich ebenfalls abrupt zu Marcus sah.
“Freunde und Kollegen von Abby und mir versorgen sie.”
“Gut”, seufzte ich.
“Macht euch keine Sorgen. Clarke ist in guten Händen und wird kein Schaden davon tragen.”
“Den Schaden hat sie bereits vor einem Jahr und acht Monaten davon getragen”, murmelte Harper.
“Ich verstehe nicht, wie man so uneinsichtig sein kann”, nickte ich leise, aber zustimmend, “Clarke hat ihren Standpunkt vertreten und er muss vorher schon gemerkt haben, dass dort etwas falsch läuft. Warum lässt er sie dann nicht in Ruhe?”
“Dafür reicht scheinbar sein Denkvermögen nicht”, brummte Luna.
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From the very first second
Fanfiction-Pausiert- Seifenblasen platzen so schnell, dass man den Prozess kaum wahrnimmt. Von der einen zur anderen Sekunde kann sich so manches Leben, so mancher Alltag, plötzlich in Luft auflösen. Ein jähes Ende kann dem einen eine Genugtuung sein, dem and...