17.Kapitel

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*P.o.V. Lexa*

"Sie war mein Baby."
Ich konnte ihre Aussage immer wieder durch meine Gedanken rauschen hören, als ich zum wiederholten Mal zu ihr herüber sah.
Sie blickte starr auf die Straße und fuhr den Landrover beinahe beiläufig. Ich konnte sagen, dass sie mit den Gedanken ganz woanders war und ich verstand es. Ich konnte es aber nur verstehen und mir auch nur vorstellen, wie sie sich fühlte. Ich konnte es mehr als nachvollziehen, aber ich denke, nicht mal bruchstückweise konnte ich das nachvollziehen, wodurch sie gehen musste.
"Ein Jahr und acht Monate!"
Solange musste sie damit leben.
'Und nur Abby wusste es.'
Als Clarke sich bereits wieder in den Landrover gesetzt hatte auf dem Grundstück, herrschte immer noch diese unerträgliche Stille.
"Was?", hatte Octavia gehaucht, "Was hat sie gesagt?"
"Steigt in eure Autos und fahrt Clarke hinterher", hatte Abby leise erwiderte, "Es ist für sie leichter, es euch zu zeigen. Vielleicht kann sie es euch dann erzählen."
Ich hatte mich wie von selbst in Bewegung gesetzt und war zum Landrover gegangen und hatte neben Clarke auf dem Beifahrersitz Platz genommen.
      Mein Augen huschte zum Rückspiegel, wo ich vage Octavia und Raven ausmachen konnte. Sie starrten aus dem Fenster, unfähig ein Gespräch anzufangen.
'Wo sollte man auch ansetzen?'
Als ich hörte, wie Clarke den Blinker setzt, sah ich das große Schild, welches in dieselbe Richtung zeigte, in welche wir fuhren.
'Friedhof.'
Ein Kloß bildete sich in meinem Hals, welchen ich versuchte herunter zu schlucken und schloss kurz meine Augen. Als Clarke den Wagen zum Stoppen brachte, öffnete ich meine Augen mit dem Abschalten des Motors.
"Clarke?", hörte ich Raven sanft fragen und sah ebenfalls zurück zu ihr.
"Noch einen Moment, bitte", flüsterte eben jene mit zitternder Stimme.
"Solange wie du brauchst, Süße", Octavia bedeckte Clarkes Schulter sachte mit ihrer Hand.
Als sie schließlich nickte, stiegen wir aus. Ich ging um den Rover herum und öffnete ihre Tür, reichte ihr stumm meine Hand und lächelte sie liebevoll an, als sie zu mir aufsah.
"Danke1", flüsterte sie, als sie meine Hand annahm und sich heraushelfen ließ.
Während ich die Autotür schloss und das 'Klick' hörte, verschränkte sie unsere Finger miteinander und lehnte sich leicht gegen mich. So gingen wir durch den Eingangsbogen des Friedhofes mit den anderen im Rücken. Eine stille, besorgte und entsetzte Traube folgte Clarke, genau wie ich ihr. Ich wusste nicht, wo wir hinmussten, aber ich wusste, dass sie diesen Weg bereits im Schlaf beherrschte.
'Wie konnte sie das geheim halten?'
Der Friedhof war leer, fast wie verlassen. Aber ich fand es gerade mehr als passend. Clarke würde einen Moment brauchen. Ich fühlte ihr Zittern und strich beruhigend über ihren Handrücken, bis sie nach einer gefühlten Ewigkeit in den Tiefen des Friedhofs stehen blieb und tief einatmete.
"Ein Moment, ja?", hauchte sie und sah kurz zu mir auf.
"Natürlich", erwiderte ich genauso leise und ließ ihre Hand los.
"Allein?", hörte ich Abby fragen.
Clarke nickte nur und wandte sich schließlich mit den Worten: "Gib mir ein paar Minuten bevor ihr nachkommt", von uns ab.
Ich sah ihr nach, wie sie dem kleinen Weg zwischen den Bäumen folgte und letztendlich aus unserem Blickfeld verschwand.
"Abby?"
Ich drehte mich zur Gruppe. Marcus schien bei seinem fragenden Blick ebenso wenig Bescheid zu wissen. Abby schüttelte nur leicht den Kopf.
"Warum hat sie nicht mit uns geredet?"
"Stellt nicht mir eure Fragen", sie sah jeden einzeln an, "Ich sage nur, dass es eine schwere Zeit war."
Ich holte tief Luft.
"Wenn Clarke bereit ist zu reden, dann wird sie das. Und das wisst ihr auch", schluckte sie leicht und blinzelte.
Marcus zog sie näher an sich und strich über ihren Arm.

*P.o.V. Clarke*

Ich sah ihren Stein schon von weitem und lächelte gegen den Tränenschleier an.
"Hi, mein Engel."
Ich kniete mich vor den Grabstein und blinzelte, um ihn in Augenschein nehmen zu können. Mom und ich, wir hatten uns die größte Mühe gegeben. Ich wollte sie in Erinnerung tragen, auch wenn ich sie nie wirklich kennenlernen durfte. Sie war etwas Besonderes - für mich. Sie war meine Tochter und sie würde es immer bleiben. Anfangs hatte ich mir eingeredet, sie im Himmel zu sehen, sobald ich das Zeitliche segnen würde. Was mich wiederum zu ihrem Namen gebracht hatte.

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