10.Kapitel

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*P.o.V. Lexa*

Hätte ich gewusst, welchen Verlauf dieser Tag annehmen und wie er ausgehen würde, wäre ich nicht aufgestanden und hätte stattdessen dafür gesorgt, dass Clarke liegen blieb.
“Wann müssen wir da sein?”, nahm ich den Anruf von Lincoln entgegen, als ich mich nach einem verspäteten Frühstück von Clarke verabschiedet hatte.
“In drei Stunden. Wir fahren mit so wenig Autos wie möglich”, klärte er mich auf, “Ich bin in zwei Stunden da, dann können wir noch ein paar Sachen holen.”
“Alles klar, Linc”, nickte ich und startete meinen Pick-up, “Ich fahre jetzt nach Hause. Bis nachher dann.”
“Fahr vorsichtig.”
“Ha-Ha!”, und ich legte auf, als ich den Gang einlegte und mich unwillkürlich an den Morgen erinnerte.
“Müssen wir aufstehen?”, hatte Clarke verschlafen gefragt und mich wieder näher an sich gezogen.
“Maisie freut sich mit Sicherheit schon dich zu sehen”, hatte ich daraufhin erwidert.
“Lex?”
Ich hatte meinen Kopf angehoben, um sie ansehen zu können.
“Ich glaube, ich kann nicht mehr alleine schlafen”, hatte sie ein zauberhaftes Lächeln auf den Lippen.
“Musst du auch nicht”, hatte ich ohne zu zögern meine Lippen auf ihre gelegt.
Ich lächelte immer noch, als ich mein Auto vor dem Wohnblock parkte und schließlich ausstieg. Es war noch Zeit für eine Dusche und dann musste ich mich auch schon weiter fertig machen. Aber mein mulmiges Gefühl verflog selbst dabei nicht.

*P.o.V. Clarke*

“Du hättest mich nicht fahren müssen, Harp.”
“Ach doch”, hielt sie ihren Wagen vor der Range.
“Dann musst du mich wohl nachher wieder abholen”, erwiderte ich und sah zu ihr herüber.
“Ist, glaube ich, das kleinste Problem, Clarke”, zwinkerte sie und lehnte sich zu mir vor, “Ruf mich dann an, okay?”
“Danke”, ich erwiderte ihren Wangenkuss und öffnete die Tür.
“Gib Mai einen Kuss von mir”, rief sie mir nach.
“Mach ich”, kicherte ich, “fahr vorsichtig, Harp.”
“Immer.”
Ich winkte ihr nach, bevor sie schließlich in der Kurve verschwand und ich mich auf den Weg zu den Ställen machte.
“Maisie...”, summte ich, als ich ihrer Box näher kam und hörte sie schnauben, “Ich bin's.”
Nach knapp einer halben Stunde Routine führte ich sie auf das offene Feld, welches irgendwann vor Moms Grundstück enden würde und schloss das Tor hinter uns.
"Bereit, Mai?", strich ich über ihren Hals und lächelte.
'Ich verbringe gerne mit ihr Zeit', seufzte ich zufrieden, als ich meinen Fuß in die Schlaufe hob und mich schließlich auf den Sattel zog, 'Auf dem Rücken eines Pferdes ist man frei.'
"Na dann mal los", ich drückte meine Verse zusammen, als ich sicher saß und die Zügel fest in der Hand hielt, "Es geht zu Mom, Maisie."
Sie wieherte und hob ihre Vorderbeine an, ehe sie losgaloppierte und ich nach einer gefühlten Ewigkeit den Wind in meinen Haaren fühlte und die Freiheit, welche ich mit dieser Geschwindigkeit verband.
Ich achtete nicht auf die Zeit, als wir über Wiesen, Felder und Weg donnerten, fühlte jedoch die Enttäuschung in mir emporsteigen, als ich das Grundstück meiner Mutter sichtete.
"Gleich sind wir da, Mai", strich ich über ihre Mähne und lächelte leicht, als sie von selbst langsamer wurde, "Na, du kennst deine Koppel noch, oder?"
An den Garten meiner Mutter grenzte eine kleine und optimale Koppel für Maisie. Immer, wenn ich mit ihr hierher kam, verbrachte sie die Zeit am Trog oder lag im Halbschatten und ruhte sich aus.
"Und genauso wird es auch heute kommen, meine Süße", ich machte mich schwerer, als wir nur noch wenige Meter vom Tor entfernt waren, "Ich nehme den Sattel herunter und du kannst dich frei bewegen, Mai."
Als sie vor dem Tor hielt, stieg ich ab und lotste sie schließlich durch das Tor. Für mich war auch das, was folgte, Routine. Es ging einfach alles von der Hand. Ich nahm ihren - schweren - Sattel ab und schwang ihn über den Zaun, ehe ich auch das Geschirr abmachte und über ihren Hals strich: "Ruh dich aus."
Sie schnaubte und stupste meine Hand an, ehe sie langsam zum Wassertrog herüber trabte und ich mich seufzend von ihr abwandte.
Nachdem das Geschirr neben dem Sattel hin, nahm ich meine Wasserflasche zur Hand und verließ die kleine Koppel, darauf bedacht, das Tor richtig zu schließen.
‘Wann kommst du eigentlich wieder, Mom?’
Ich erinnerte mich nicht daran, dass sie mir gesagt hatte, wann in etwa sie zurück sein würde.
Marcus und sie waren schon ein paar Monate weg und ich gönnte es den beiden. Sie hatten jeweils beide schwere Monate hinter sich und konnten sich endlich mal eine Auszeit gönnen. Ich bin nur froh, dass Mom wieder jemanden gefunden hat, nach dem, was mit meinem Dad passiert war.
‘Und dann arbeitet Kane auch noch im Krankenhaus’, es war schon ironisch, ‘Sollte jemals etwas sein, werden wir jedenfalls nicht an einer Krankheit sterben...’
Ich sah zum Haus hoch, als ich den Weg entlang ging und rückte ab und an ein paar Töpfe zurecht, welche wohl bei einem nächtlichen Sturm verschoben worden waren. Als ich am Pool ankam, stoppte ich und sah hinein.
“Verdammt”, murmelte ich, als ich realisierte, dass die Filteranlage ausgestellt worden war.
Nachdem ich meine Haare zu einem unordentlichen Dutt hoch gebunden hatte, nahm ich den Kescher zur Hand und trat an den Rand. Ich wollte zumindest das Gröbste heraus bekommen, bevor ich die Maschine wieder anstellte.

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