21 / Neubeginn

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"Also was das angeht...", er stoppte und schien zu überlegen, wie er am besten antworten sollte.

Dabei biss er sich leicht an die Lippe, dessen Anblick ein unbekanntes Gefühl in mir auflöste.

'Konzentrier dich!', ermahnte ich mich selbst und sah wieder zurück zu seinen Augen, die auch nachts grün wie die einer Katze leuchteten.

"Meine Mutter hat irgendwie herausgefunden, dass du jetzt hier in Australien bist. Ich soll dir ausrichten, dass sie dich zum Essen einlädt", antwortere er mir und ich konnte nicht verhindern, dass ich etwas entäuscht von der Antwort war.

Natürlich freute ich mich Mrs. und Mr. Malone wiederzusehen, aber ich dachte Francis würde eher mit etwas persöhnlicherem antworten...etwas mehr über uns.

"Du kannst ihr sagen, dass ich freue sie wieder zu sehen. Aber warum muss du mir das mitten in der Nacht sagen? Woher wusstest du überhaupt wo ich bin?", fragte ich stirnrunzelnd.

"Ich hab deinen kleinen Freund Adam gefragt, wo du arbeitest. Er wollte es anfangs nichts sagen, aber mit etwas Geld konnte ich schnell Informationen kriegen", gestand er und ich verfluchte Adam, dass er sich so leicht erpressen ließ.

"Und noch eine Sache...Ich musste es dir mitten in der Nacht Bescheid geben, weil ...naja meine Mom hat dich für den Samstag eingeladen und wenn du ein Kalender hast, weißt du, dass morgen schon Samstag ist", ließ er die Katze aus dem Sack.

Leicht verärgert sah ich ihn an. "Warum sagst du mir das so spät?". Er sah mich etwas schuldbewusst an, jedoch verändert das sich schnell, weil sein Gesicht jetzt ausdruckslos wurde.

"Du hast mich die letzten Wochen immer in der Uni ignoriert", sprach er und ich merkte wie seine Stimme etwas tiefer wurde. Gott, wie ich seine Stimmungsschwankungen nicht ausstehen konnte!

"Gib nicht mir allein die Schuld. Du bist mir genauso aus dem Weg gegangen wie ich dir. Also spiel nicht hier das Opfer, denn du weißt warum ich dich ignoriert habe", beklagte ich mich und blickte ihn wutverzerrt an.

Eigentlich war ich nie nachtragend. Immer wenn mir Unrecht getan wurde, habe ich es der Person verziehen und die Geschehnisse vergessen, aber bei Francis...er war gegenüber mir gewalttätig geworden und das war mehr als nur ein Unrecht für mich. Er hatte mich zwar körperlich nur leicht verletzt, denn die blauen Flecken an meinen Handgelenken verschwanden schnell, aber seelisch hat er mich am meisten getroffen.

Ich wurde noch nie geschlagen...noch nie so. Und die Erkenntnis, dass ausgerechnet Francis der Erste war, ließ mich wieder traurig werden.

Jetzt schwieg er und schien innerlich mit sich selbst zu kämpfen, denn er spielte immer mit seinen Fingern und hatte diesen Ausdruck im Gesicht, immer wenn er in Gedanken versunken war.

"Es-es tut mir leid...ernsthaft, ich wollte nie, dass das passierte. Meine Vergangenheit war nicht leicht und ich werde bei diesem Thema immer aggressiv, sodass ich auch mal die Kontolle über mich selbst verliere. Erst nachdem du damals weg warst, hab ich gemerkt was ich gemacht habe...was ich dir getan habe und ich bereue es zutiefst. Ich hoffe du kannst mir jemals dafür verzeihen, denn ich würde gerne mit dir von vorne beginnen", gestand er und sah mich bittend an.

Seine Worte rührten mich, obwohl ich es nie zugeben würde. Ich wusste trotzdem nicht, ob ich diesen Tag jemals vergessen könnte, aber diese stumme Bitte in seinen grünen Augen überzeugte mich, dass er es wirklich bereute.
Und verdienen nicht alle Menschen eine zweite Chance?

"Von vorne beginnen klingt gut", war das einzige, was ich sagte, jedoch reichte das, um ihm zum Lächeln zu bringen. Er strahlte, wodurch man sein linkes Grübchen sehen konnte.

"Das ist toll. C'est bien", sprach er und ich verdrehte nur meine Augen, jedoch konnte ich mein Kichern nicht verkneifen.

Plötzlich kam er mir näher, sodass mein Kopf in den Nacken legen musste, um in sein Gesicht zu schauen. Leicht streckte er seine Arme aus und sah mich mit einem undefinierbaren Blick an.
Verwirrt sah ich ihn an.

"Darf ich dich umarmen?", fragte er leise und sah erwartungsvoll zu mir. Etwas geschockt sah ich ihn an. Er wollte mich umarmen? Wieso?

Bedrückt sah er mich an, als ich ihm nicht antworte. Gerade wollte er ein Schritt von mir weggehen, da ging ich auf ihn zu und umartme ihn stumm.

Ich konnte sein Gesicht nicht sehen, da ich meins an seine Brust geschmiegt hatte, aber ich konnte mir vorstellen wie geschockt er aussah, da er sich, als ich ihn umarmte, zuerst verkrampfte, aber danach beschtützerisch seine Arme um mich legte und sein Gesicht in meinen Haaren verschwand.

Sein Duft, der mich umhüllte war wie eine Droge für mich, denn sobald ich in seine Nähe kam, vergaß ich alles um mich herum. In diesem Moment gab es nur mich und Francis, der die Umarmung auch zu genießen schien, da er mich noch mehr zu sich drückte, damit ich ihm näher war.

Nach einer Zeit, die sich wie Ewigkeiten anfühlten, ließen wir uns schließlich los.

"Wo wohnt denn deine Mom?", fragte ich ihn, um die peinliche Stille zu umgehen. "Da ist noch ein Problem. Meine Mom wohnt nicht gerade in der Nähe". Ich sah ihn fragend an.

"Jetzt rück schon raus! Wo wohnt sie?", befahl ich mit der Geduld am Ende.
"Sie wohnt mitten im Outback und wir brauchen ungefähr 5 Stunden mit dem Auto dahin", erklärte er.

"Wir?"

"Ja wir! Oder wer außer ich soll dich sonst dahin bringen?", lachte er oder besser gesagt lachte er mich aus, woraufhin ich beleidigt wieder auf seine Brust schlug

"Jetzt werd mal keine beleidigte Nudel. Wie auch immer...wenn jetzt alles geklärt ist, kann ich dir ja sagen, dass ich dich morgen um sieben Uhr abholen werde. Also nicht verschlafen, sonst komm ich und wecke dich auf...auf meiner Art und Weise", drohte er mir verschmitzt und grinste dreckig.

"Wie willst du kommen und mich aufwecken, wenn du kein Schlüssel zu meiner Wohnung hast", lachte ich, da sein verdutztes Gesicht einfach goldwert war. Er hatte echt nicht mit so einer Antwort gerechnet.

"Ich bekomm die Tür schon irgendwie auf, vertrau mir. Und jetzt komm ich begleite dich die letzen Meter zu dir nachhause", ohne auf ein Rückwort zu warten, ging er schon vor, sodass ich ich ihm hinterher laufen musste.

"Hey, kannst du denn nicht warten?", beschwerte ich mich.

"Warten kann ich, aber ob ich das will ist eine andere Sache", konterte er zurück.

Weiter ging ich nicht darauf ein, sondern ging schweigend neben ihn weiter und grinste still beim Gedanken, dass er sich nach den fünf jahren nicht verändert hatte, sondern genauso nervig ist wie früher.

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 Mᴀ Cʜᴇ́ʀɪᴇ  Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt