Ruhe

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Eigentlich habe ich erwartet, dass die komplette Mannschaft an Polizeibeamten hier aufläuft und mich mit Fragen bombardiert. Aber niemand kommt, nicht einmal meine Schwester. Also kann ich mich ausruhen und schlafen. Aber irgendwie beschäftigt es mich schon, dass Nina nicht da ist. Sonst ist sie doch immer ...

Ein Geräusch reißt mich aus dem Schlaf. Ich schrecke hoch und schaue mich um Raum um. Niemand zu sehen oder zu hören. Vielleicht ist ja gerade auch jemand aus dem Zimmer raus. Als ich mich näher betrachte, entdecke ich eine Infusion, deren Schlauch in meiner Hand verschwindet. Also haben die mir im Schlaf einfach einen Zugang gelegt, diese ... Okay, Lina. Nicht aufregen, es sind nur dumme Ärzte. Ich lege meinen Kopf ab und schließe meine Augen wieder. Ich genieße die Ruhe. Dann vernehme ich auf einmal wieder Geräusche und öffne meine Augen. Nina steht neben meinem Bett und schaut mich an. „Nina", sage ich leise. „Hey, du bist ja wach. Du hast über 14 Stunden geschlafen", sagt sie. „Und in der Zeit hat man mir einen Schlauch in die Hand gejagt", beklage ich mich.

„Nur, um Ihnen ein bisschen Flüssigkeit zu geben", platzt Dr. Seehauser herein. „Man hätte mich vorher fragen oder wecken können", sage ich. „Wir wollten Ihnen die Ruhe und Erholung gönnen", sagt der Arzt. „Ach, egal. Wann kann ich gehen?", frage ich. „Ich würde Sie gerne noch ein paar Tage hierbehalten und Ihnen einen Psychologen ...", beginnt er. „Nein. Ich möchte gehen und wenn ich jemanden zum Reden brauche, habe ich meine Schwester und ihre Kollegen", unterbreche ich ihn. „Lina. Lass ihn doch erstmal aussprechen", tadelt Nina mich. „Ich war eigentlich schon fertig. Wie gesagt: es ist nur ein Angebot, dass Sie natürlich nicht annehmen müssen. Und wenn Sie gerne entlassen werden möchten, Frau Schmeuser, dann mache ich eben die Papiere fertig", sagt Dr. Seehauser. „Danke", sagt Nina in meinem Namen und wartet, bis er draußen ist. „Lina, du wärst hier vielleicht sicherer als bei mir", sagt meine Schwester vorwurfsvoll. „Soll das vielleicht heißen, dass du deine Fähigkeiten in Frage stellst", ärgere ich sie. „Ja, so langsam schon. Ich meine ... erst wirst du in meinem Beisein angeschossen und dann entführt, weil ich nicht da war", sagt sie und setzt sich auf mein Bett. „Nina, du bist daran nicht schuld und brauchst Dir auch keine Vorwürfe machen", sage ich und umarme meine Schwester. „Lina, ich kann dich nicht genügend schützen", sagt Nina. „Jetzt hörst du aber mal auf damit. Dank Dir lebe ich überhaupt noch", sage ich. „Lina, wegen mir bist du in solche Gefahr geraten", sagt sie. „Lass das. Oder willst du mich nicht mehr?", frage ich traurig. „Was soll die Frage, natürlich will ich dich noch und so wird es auch immer bleiben. Aber ich weiß nicht, wer es auf uns abgesehen hat und warum", sagt sie. „Das weiß ich auch nicht", seufze ich.

Dann bringt Dr. Seehauser uns die Papiere. „Und diesmal, Frau Schmeuser, möchte ich Sie wirklich nicht mehr auf dem Tisch haben", sagt er und drückt mir die Papiere in die Hand. Ich ziehe mir vorsichtig meine Schuhe an, da mir der Bauch noch immer ein bisschen weh tut. Währenddessen zieht mir der Arzt den Zugang aus der Hand.

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Asds / Niedrig und Kuhnt // knowing me, knowing youWo Geschichten leben. Entdecke jetzt