Nicht schon wieder

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Ich nehme schließlich ab. „Hallo?", melde ich mich. „Seehauser, Grüß Gott, Frau Schmeuser. Ich weiß, ich wollte Sie nicht mehr auf dem Tisch haben, aber die Narbe von der Operation muss kontrolliert werden", sagt die Stimme. „Muss das denn sein? Und wann?", frage ich. „Am besten sofort, ich habe gerade Zeit", sagt er. „Okay, dann bis gleich", murmele ich und lege auf. „Du kannst gleich wieder umdrehen, der Arzt muss die Narbe kontrollieren", sage ich zu meiner Schwester. Also dreht Nina um und fährt mich zur Klinik. Ich melde mich am Empfang an und warte, bis Dr. Seehauser kommt. Nach wenigen Minuten kommt er schon um die Ecke. „Frau Schmeuser, kommen Sie mal mit ins Behandlungszimmer", begrüßt der Arzt mich. Ich folge ihm unauffällig. „So, dann wollen wir mal. Tut die Narbe noch weh?", fragt er. „Ja, ziemlich", sage ich. „Das ist nicht normal. Es ist ja jetzt schon einige Tage her", sagt er. „Und das heißt?", frage ich unsicher. „Dass ich mir die Wunde bzw. Narbe jetzt erstmal ansehe", sagt Dr. Seehauser. Ich schiebe mein Shirt ein bisschen nach oben. Der Arzt zieht das Pflaster vorsichtig ab und legt die Narbe frei. „Was haben Sie denn da gemacht? Sie haben sich auch nicht geschont, oder?", fragt er. „Wieso?", frage ich. „Es hat sich entzündet", sagt Dr. Seehauser. „Und jetzt?", frage ich. „Jetzt müssen wir Sie stationär hierbehalten. Daran führt kein Weg vorbei", meint er.

„Nein, ich will nicht hier bleiben. Bitte, ich will nach Hause", bettele ich. „Das ist hier kein Wunschkonzert, Frau Schmeuser. Die Narbe hat sich entzündet", sagt er, diesmal schon unfreundlicher. „Und was passiert jetzt?", frage ich leicht panisch. „Jetzt schaue ich erstmal, wie stark es entzündet ist. Wenn Sie Pech haben, muss das entzündete Gewebe in einer weiteren Operation entfernt werden", sagt der Arzt. „Was? Noch eine ...", jammere ich entsetzt. „Ich klebe Ihnen jetzt da erstmal ein neues Pflaster darüber, bevor noch zusätzlich Keime in die Wunde kommen", sagt er. Also klebt mir Dr. Seehauser wieder ein Pflaster über den halben Bauch. Dann springe ich von der Trage. „Was machen Sie denn da? Sie können jetzt nicht gehen", ruft er empört. „Ich gehe jetzt. Sie haben nur gesagt, dass Sie die Narbe anschauen möchten, mehr nicht", sage ich und reiße die Tür auf.

Ich renne in den Eingangsbereich, Dr. Seehauser folgt mir. „Bitte, Frau Schmeuser. Sie können jetzt doch nicht einfach so abhauen", ruft er. „Lina, was geht hier vor sich?", mischt meine Schwester sich ein. „Die Wunde hat sich entzündet. Ihre Schwester muss behandelt werden", erklärt der Arzt. „Ich will keine Operation mehr", keife ich ihn an und laufe weiter. Mittlerweile befinden wir uns auf dem Parkplatz. Ich stolpere und falle auf den Bauch. „Lina, hast du dir weh getan?", fragt meine Schwester aufgeregt. „Mein Bauch", jammere ich und halte meine Hände an die Stelle. Sie sind sofort blutig. „Sehen Sie jetzt ein, dass wir Sie behandeln müssen?", fragt er. „Labern Sie nicht so viel und helfen Sie Lina", herrscht Nina den Arzt an.

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Sieht sie es ein?

Asds / Niedrig und Kuhnt // knowing me, knowing youWo Geschichten leben. Entdecke jetzt