Hannah

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Eine halbe Stunde später öffnet sich die Tür erneut. Dieses Mal betritt Hannah mein Zimmer. „Hallo, Lina. Ich bin so schnell gekommen, wie ich konnte. Was musst du mir denn so wichtiges im Vertrauen erzählen? Und warum zum Teufel hast du eine Jacke im Hochsommer an?", fragt sie. „Naja, mir ist eben kalt. Und ... das ist doch nicht so wichtig. Ich habe dich nur vermisst", trickse ich herum. „Du hast die Jacke nicht umsonst an und es war Dir vorhin noch so wichtig. Erzähl es mir doch einfach, ich behalte es für mich. Versprochen", sagt Hannah eindringlich und sehr vertrauenswürdig. „Ich ... kann nicht", sage ich und breche erneut in Tränen aus. „Mäuschen, du wolltest doch, dass ich als Freundin komme, nicht als Polizistin. Und jetzt bin ich als Freundin da. Du kannst mir alles erzählen", tröstet sie mich und streichelt über meine Hände. „Was ist unter der Jacke?", versucht sie es nochmal. Ich ziehe sie aus und lege somit die vielen Flecken frei. „Ach du ... wer war das?", fragt Hannah entsetzt. Ich jedoch sage keinen Ton. „Lina, wer war das? Das sieht aus, wie wenn jemand deine Arme mit den Händen zugedrückt hätte", stellt sie fest. „Ich habe gesagt, als Freundin. Nicht als...", beginne ich. „Ich weiß, aber unter diesen Umständen... Lina, ich bin als deine Freundin da. Wenn du es mir nicht sofort erzählen möchtest, ist das kein Problem. Ich bin immer für dich da", sagt Hannah.

Ich ziehe mir die Jacke wieder an. „Danke. Und du erzählst es Nina nicht?", frage ich flehend. „Was erzählt sie mir nicht?", fragt jemand an der Tür. Mein Kopf schnellt in die Richtung und ich sehe meine Schwester. „N ... nichts", stammele ich. „Lina, was ist los? Was ist passiert?", fragt Nina besorgt. „Nichts, alles bestens. Sie hat mir gerade etwas erzählt und wollte nicht, dass du es weißt. Vorerst", rettet Hannah mich. „Mädels, ich weiß doch, dass hier schon wieder etwas vorgeht. Sagt es mir doch einfach gleich. Ich finde es eh heraus", fordert Nina uns auf. Ich überlege. Soll ich es ihr sagen? Schließlich ziehe ich die Jacke aus und lege wieder meine Arme frei. Nina erstarrt vor Schreck und bewegt sich nicht mehr. „Aber ... was ... wie ... was ... ist passiert?", fragt sie geschockt. „Soweit war ich noch nicht", meint Hannah. „Lina, wer hat dir das angetan", fragt Nina eindringlich. „Das ... kann ich nicht sagen. Sonst ...", murmele ich.

Plötzlich steht Dr. Seehauser in der Tür. „Ist hier alles in Ordnung?", fragt er. „Ja, alles super", sage ich schnell und er geht wieder, nachdem er mich fies angegrinst hat. Nina und Hannah haben es nicht gesehen. „So, warum kannst du es denn nicht sagen? Wirst du bedroht?", fragt Hannah. „Vielleicht", murmele ich leise. „War es Thomas?", erkundigt Nina sich. „Was? Nein", sage ich erstaunt. Wie kommt sie denn auf den? „Wie kommt du darauf?", frage ich. „So halt. Lina, eigentlich war es ja auch Thomas, der mir gesagt hat, dass bei dir irgendetwas nicht stimmt. Deshalb bin ich gekommen. Und wie du sicherlich schon bemerkt hast, habe ich meine Dienstwaffe dabei. Ich muss gleich wieder zurück, ich habe nur einen kleinen Zwischenstopp eingelegt", sagt Nina. „Okay. Dann geh lieber, wenn du noch arbeiten musst", sage ich.

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Wird sie wohl jemandem sagen, was wirklich passiert ist? Werden Nina und Hannah sie zu einer Aussage drängen? Wie reagiert der Arzt auf die Anschuldigungen, falls sie ihn belasten sollte?

Asds / Niedrig und Kuhnt // knowing me, knowing youWo Geschichten leben. Entdecke jetzt