Kapitel 18

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Hermine

Hermine konnte sich lange nicht aufraffen, und so lag sie einfach auf dem Sofa, während die Zeit verstrich. Als sie Hunger bekam, lief sie in die Küche, um sich etwas zu trinken zu holen. Sie setzte sich auf einen der Hocker am Fenster, und sah in den Garten. Es hatte aufgehört zu schneien, aber der Garten war wie in weisse Watte gepackt. Alles war ruhig und friedlich. Als Hermine wieder aus der Küche ging, traf sie auf Marie. "Ah, da steckts du. Ich war gerade auf dem zu dir. Ich habe für dich noch eine Überraschung." Marie strahlte ihre Enkelin an, und ihre Freude fing an, Hermine anzustecken. "Am besten gehen wir in die Bibliothek, dann erkläre ich dir alles weitere." Marie und Hermine liefen gemeinsam die gewundene Treppe nach oben und den Gang entlang auf die Bibliothek zu. Als sie vor der Tür standen, sah Marie Hermine vorfreudig an. "Ich dachte, wir füllen gemeinsam die Bibliothek, ein guter Freund von mir wartet auf uns mit seiner Sammlung. Fühl dich frei, alle Bücher zu nehmen, die du gerne hättest." Marie lächelte Hermine an, welche ihr Glück kaum fassen konnte. Sie durfte tatsächlich die Bibliothek befüllen. Als die beiden eintraten und in die Mitte des Raumes traten, stand ein untersetzter Mann von den Sofas auf. "Ms. deTrease, wie schön, dass wir uns wiedersehen. Und diese reizende Dame hier, muss wohl die von ihnen erwähnte Enkelin sein." Die Stimme des Mannes war angenehm, und als er Hermines Hand schüttelte, lächelte dieser sie breit an. "Amandus Willysbee, schön dich zu sehen. Ich hoffe du hast deinen Koffer dabei? Und ich hoffe, ich muss dich nicht daran erinnern, dass dies alles nicht an die Öffentlichkeit kommen darf." Maries Stimme wurde gegen Ende scharf und bestimmend, und Mr. Willysbee schien in sich zusammenzusinken. "Natürlich werde ich keine Informationen über den heutigen Tag nach aussen dringen lassen. Aber nun genug davon, wollen wir anfangen?" Das Lächeln kehrte auf das Gesicht des Mannes zurück. Marie nickte und drehte sich zu Hermine um. "Ich kenne keinen besseren Buchhändler als ihn, niemand hat so viele seltene Bücher wie er. Wie gesagt, fühl dich frei alle auszusuchen die du gerne hättest." Hermine nickte. Als Mr. Willysbee seinen grossen Koffer hinlegte und den Deckel öffnete, war Hermine zuerst etwas verwirrt. Es dauerte ein Moment, bis Hermine den Ausdehnugszauber erkannte. Mr. Willysbee stand bereits mit beiden Füssen im Koffer, und schritt die enge Treppe hinab. "Bitte folgen sie mir." Als Hermine als letzte die Treppe hinabschritt, kam sie aus dem Staunen nicht mehr hinaus. Der Raum schien ihr endlos und er war gefüllt bis zur Decke mit Regalen in welchen Büchern standen. Die Regale waren angeschrieben, und Hermine fand sich schnell zurecht. Hermine stand vor einem Regal mit Büchern über Zaubersprüche, und hatte sich schon einige herausgesucht, als sie Marie hörte. "Amandus, ich hätte gerne diese Regaletage, sowie die aus Reihe 17, Dann die Regalreihe an der Decke, über Kräuterkunde und Zaubertränke. Ich werde mich noch weiter umsehen und mich wieder melden." Hermine war erstaunt und sah auf die fünf Bücher auf ihrem Arm. Hatte ihre Grossmutter tatsächlich gerade über Regaletagen geredet? Sie suchte mit ihren Augen nach ihr und als sie Marie entdeckte, lief sie auf sie zu. "Ah, Hermine. Wie kommst du voran? Hast du dich schon für ein paar Regaletagen entschieden?" Marie hatte ihre Frage schon beantwortet, bevor Hermine überhaupt fragen konnte. "Noch nicht, aber ich sehe mich gerade noch um. Aber diese hier möchte ich auf sicher." Marie nickte und mit einem wink ihres Zauberstabes glitten die Bücher auf Hermines Arm zum Tisch bei der Treppe. Hermine stöberte durch die vielen Reihen und hatte sich bald einige herausgesucht, als sie ganz hinten im Raum ein kleines Regal fand. Die Bücher sahen älter aus alle anderen. Hermine strich mit der Hand über die Buchrücken, und der Staub fiel ab. Hermines Blick fiel auf das unterste Regalbrett, auf welchem vier dünne Bücher standen. Sie kniete sich auf den Boden und nahm das erste in die Hand. «Magische Tiere und ihre Eigenschaften – Haltung, Pflege und Zähmung» Hermine schlug das Buch auf und sah sich das erste Kapitel an. Es wurden sehr genau Niffler erklärt, und Hermine staunte, wie präzise und lebensnah das Buch geschrieben war. Kurz entschlossen nahm sie alle vier Bücher in die Hand und sah sich die Titel an. «Zaubersprüche – ihre Herkunft, Entwicklung und Auflösung», «Zaubertränke und ihre Herstellung» sowie «Flüche – Wirkung, Schutz und Auflösung». Alle sahen sehr spannend aus, und Hermine nahm sich vor, diese bald zu lesen. Als sie wieder zur Treppe lief, zählte Marie Mr. Willysbee gerade die Regaletagen auf, und als sie geendet hatte, übernahm Hermine. Sie war etwas zaghaft, denn sie wusste nicht, wie viel das ganze kosten würde, und ob sie nicht zu viel ausgesucht hatte. «Hermine, wie wäre es, wenn wir noch Regal 2 nehmen? Unsere Bibliothek füllt sich sonst ja kaum.» Marie stellte eher fest, als dass sie fragte. Hermine hielt die vier Bücher immer noch auf dem Arm. Als Marie sah, dass sie noch Bücher auf dem Arm hatte, streckte sie die Hand aus. «Gib mir die noch, dann können wir gleich einrichten.» Als Hermine Marie die Bücher reichte, sah sie, dass Marie die Bücher erstaunt ansah. «Ist alles in Ordnung?» Marie holte Luft und antwortete dann langsam. «Das sind die Bücher unserer Vorfahren. Sie wurden über Jahrhunderte von Generation zu Generation weitergegeben, Doch sie verschwanden, kurz bevor ich volljährig wurde. Wie gut, dass du sie entdeckt hast.» Marie schien etwas unkonzentriert zu sein, und Hermine beschloss, nicht nachzufragen. «Ms. deTrease, diese Bücher sind von unsagbarem Wert, alle zusammen kosten ein Vermögen.» Der Buchhändler schien sich nicht wohlzufühlen, und sah Marie abwartend an. «Amandus Willysbee, diese Bücher wurden aus meiner Familie entwendet, sie sind Besitz der Familie deTrease. Wir zahlen dir gerne einen «Finderlohn», dafür dass du uns unseren Besitz zurückbrachtest.» Marie klang auf einmal nicht mehr fröhlich und freundlich, ihre Stimme hatte Macht angenommen und ihre Augen blitzten gefährlich und ihr Griff um die Bücher wurde fester. Der Buchhändler schien noch kleiner zu werden, als er sowieso schon war. «Natürlich Ms. deTrease, es ist auch in meinem Interesse, unsere Freundschaft nicht zu belasten. Und da dies zum Besitz ihrer Familie gehörten, werden sie dies sicher auch beweisen können.» Marie sah Mr. Willysbee an und find wieder an zu sprechen. «Haben sie einmal versucht die Bücher zu öffnen?» Abwartend sah sie den Mann an. «Natürlich, jedoch lassen sie sich nicht öffnen. Ich habe es mit allem versucht, doch es ist unmöglich. Der Zauber, der diese Bücher schützt, ist enorm mächtig, so mächtig, dass bisher es keinem gelungen ist, diesen zu umgehen.» Hermine beobachtete gespannt das Geschehen vor ihr. «Amandus, der Zauber ist simpel, Fliesst das Blut der deTrease durch die Adern des Lesers, wird sich das Buch ihm öffnen.» Marie schien herablassend zu lächeln, doch Hermine war sich nicht sicher. Marie nahm das oberste Buch vom Stapel und öffnete es. Der Buchhändler schien seinen Augen nicht zu trauen. «Tatsächlich, als wäre es das einfachste auf der Welt. Es hat sich einfach geöffnet.» Die Stimme des Mannes wurde etwas schriller als er sprach. Er streckte die Hand nach den Büchern aus, doch Marie schüttelte nur herablassend den Kopf. "Nein Amandus, ich werde nicht zulassen, dass die Bücher jemals wieder in die falschen Hände geraten. Hermine sah ihm an, dass er das Buch am liebsten verbrannt hätte, als es ihnen zu überlassen. Langsam liess er seine Hand wieder sinken. «Hermine, ich werde dir gleich die Bücher nach oben schicken, am besten du beginnst bereits mit dem einräumen, während ich mich um das bezahlen kümmere." Maries Stimme, sowie auch ihr Blick liessen keinen Widerspruch zu und so stieg Hermine die enge Treppe nach oben. Hermine gingen diese vier Bücher nicht aus dem Kopf, sie mussten wohl sehr besonders sein, wenn Marie so reagierte, und auch der Buchhändler so unzufrieden reagierte. Sie stieg aus dem Koffer, und setzte sich auf eines der Sofas, welche in einem Viereck angeordnet waren, und wartete. Aus dem Koffer klangen verzerrte und leise Stimmen, und Hermine hörte immer wieder Zahlen heraus, die beiden waren wohl gerade dabei, sich auf einen Preis zu einigen. Nach einigen Minuten kamen die ersten Bücher aus dem Koffer geflogen, und landeten sanft vor Hermine. Hermine sah sich in der beinahe leeren Bibliothek um, und überlegte sich ein System für die Bücher. Der ganze Raum war mit Regalen gefüllt, welche die grossen Fenster und einen gemütlichen Platz mit Sofas in der Mitte des Raumes freiliessen. Schnell hatte sie sich entschieden, die Bücher nach Thema zu sortieren, und innerhalb des Themas Alphabetisch. "Accio Kräuterbücher" Hermine schwang ihren Zauberstab, und hoffte, dass es funktionieren würde. Und tatsächlich erhoben sich Bücher, und soweit Hermine anhand der Titel erkennen konnte, waren es tatsächlich nur Bücher über Kräuter. Hermine wollte gerade einen Schritt nach vorne machen, als aus dem Koffer alle anderen Bücher, die sie gekauft hatten, herausflogen und um Hermine herum landeten. Sie konnte sich keinen Schritt mehr bewegen und musste deshalb auf einen anderen Zauber zurückgreifen. "Locomotor Kräuterbücher" Hermine lächelte, als die gerade von ihr gerufenen Bücher sich in die Luft erhoben. Mit einer Bewegung mit ihrem Zauberstab lenkte sie die Bücher auf eines der Regale zu, und kaum waren diese nahe genug, wurden sie durch den Zauber, welcher auf den Bücherregalen lag, einsortiert. Hermine füllte nach und nach die Regale auf und ihre Begeisterung nahm kein Ende, sie konnte zu jedem ihr erdenklichen Thema mindestens eine Regaletage füllen. Als sie nur noch wenige Bücher um sie herumhatte, kamen Marie und Amandus Willysbee aus dem Koffer. "Wie ich sehe kommst du gut voran Hermine, es ist schön zu sehen, wie sich unsere Bibliothek füllt. Ich würde sagen, wir verabschieden uns jetzt, und lassen dich dein Werk vollenden." Marie zwinkerte Hermine zu, und Amandus Willysbee machte einen Schritt auf sie zu und gab ihr zum Abschied die Hand. Als Marie mit ihm die Bibliothek verliess, machte sich Hermine daran, die Restlichen Bücher noch einzusortieren. Am Schluss lagen nur noch die vier alten Bücher vor ihr, und Hermine entschied sich, eines der Regaletagen mit einem Schutzzauber zu versehen, um diese vor etwaigen Dieben zu schützen. Sie sprach einen Flagrante auf die Bücher, änderte den Zauber aber so ab, dass man die Bücher ohne Gefahr aus dem Regal nehmen konnte, wenn man sie mit reinen Absichten verwenden wollte, und stellte sie in das hinterste Regal. Als die Tür aufging, und Marie eintrat, war Hermine gerade fertig. Schnell erklärte sie Marie ihr System, aber auch welchen Zauber sie auf die vier Bücher gelegt hatte. Marie sah sie erstaunt an. "Das ging jetzt aber wirklich schnell, und deine Idee mit dem Schutzzauber finde ich sehr gut, denn ein weiteres Mal möchte ich sie nicht verlieren." Marie und Hermine stöberten gemütlich durch die Bibliothek, als Marie anfing zu lachen. "Ich wusste ja, dass unsere Bibliothek gross ist, aber ich dachte wirklich, wir hätten genügend Bücher gekauft." Hermine wusste genau was sie meinte, denn sicher ein Drittel der Bibliothek war noch leer, und sie hatten gefühlt das ganze Lager des Buchhändlers gekauft. "Nun ja, dann haben wir sicher noch genügend Platz für Ergänzungen." Marie und Hermine lachten gemeinsam, als Hermine auf ihre Uhr sah. Es war bereits nach Zehn Uhr abends, und Hermine merkte nun, wie müde sie bereits war. Die beiden Frauen wünschten sich noch eine Gute Nacht und Hermine ging in ihr Zimmer. Gerade als sie sich umziehen wollte, merkte sie, dass sie gerne noch ein Buch lesen wollte und machte sich auf den Weg in die Bibliothek. Als sie die Tür öffnete, sah sie, wie aus dem hintersten Ecken ein feines Licht kam, langsam lief Hermine darauf zu. Als sie näherkam, sah sie, wie Marie vor dem Regal mit den vier Büchern stand und es schien fast so, als würde sie beten. Doch schnell erkannte Hermine, das Marie ein Zauber nach dem anderen webte, um die Bücher herum legte sich ein enges Netz aus Zaubern. Hermine beobachtete Marie gespannt. Einige der Zauber kannte sie bereits aus dem Unterricht, oder aus Büchern, doch viele waren ihr unbekannt. Auf Maries Gesicht lag ein leichtes Lächeln und sie sah völlig entspannt aus, als wäre es das Einfachste auf der Welt, so viele komplexe Zauber miteinander zu verbinden. Leise, um Marie auch ja nicht zu stören, drehte Hermine sich wieder um und lief in ihr Zimmer. In Gedanken noch ganz bei dem gerade gesehenen dauerte es einen Moment, bis ihr auffiel, dass sie nun doch kein Buch geholt hatte. Sie beschloss, dass dies jetzt auch noch bis Morgen warten werden kann.

Dramione, Liebe oder Zwang - PausiertWo Geschichten leben. Entdecke jetzt