Kapitel 19

159 8 0
                                    

Draco

Draco lief unruhig hin und her. Seine Beine trugen ihn von der einen Mauer zur nächsten ohne Unterbruch. Die Unruhe in ihm liess nicht nach. Er versuchte sich wieder zu beruhigen. Nach und nach liess das Herzrasen nach, und er konnte wieder einen klaren Gedanken fassen. Die Ursache war eigentlich unbedeutend, doch sie brachte das Fass zum überlaufen. Draco würde sich am liebsten einfach in seinem Bett verkriechen und nicht mehr herauskommen. Beim Abendessen hatten Blaise und Pansy über die kommenden Weihnachtsferien gesprochen, und Anfangs nahm Draco das Gespräch gar nicht wirklich wahr, doch als sie ihn darauf aufmerksam machten, dass diesen Freitag bereits die Ferien anfingen, drehte er beinahe durch. Langsam beruhigte sich auch sein Atem wieder, und Draco fing langsam an zu verstehen, was für ihn so schlimm daran war. Weihnachten, ein Fest der Liebe bei allen, ausser bei seiner Familie. Kalt lief es ihm den Rücken hinunter. Als würde es nicht genügen, dass er ganze zwei Wochen im Malfoy Manor verbringen musste mit seinen Eltern, nein, es würden auch so ziemlich alle Todesser dort sein. Und wie immer würde auch der Dunkle Lord auftauchen, unangekündigt, mit schlechter Laune und gefährlich impulsiv. Draco rieb fröstelnd über seinen linken Unterarm, die Erinnerung versank langsam wieder in den Tiefen. Er wusste, dass man alles über seine Fortschritte erfahren wollte, doch was sollte er sagen? Dass es beinahe funktionierte? Das er noch etwas Zeit brauche? Draco drehte an seinem Ring. Warum war dies alles nur so schwer? Warum musste er ausser sich selbst, nun auch noch Hermine in Gefahr bringen? Sie konnte ihn auch so schon nicht ausstehen, wie würde es wohl erst nach Weihnachten mit den Todessern aussehen? Beinahe hätte er es verpasst, doch sein Ring glühte kurz warm auf. Draco erschrak, hatte er Hermine gerade unbeabsichtigt eine Nachricht gesendet? Was hatte er ihr alles geschickt? Das Ganze wurde ja immer schlimmer. Wider aller Vernunft hoffte er, dass Hermine seine Nachricht nicht bekommen würde. Als nach einigen Minuten nichts geschah, entspannte er sich wieder ein wenig. Doch dann wurde sein Ring warm. Er war wirklich versucht, es einfach zu ignorieren, doch er wusste, dass dies das Ganze nicht besser machen würde. Vorsichtig sah er auf seinen Ring. Ich weiss leider auch nicht, warum dies alles so schwer sein muss, aber wir werden einen Weg finden. Hermines Antwort war kurz, und er wusste immer noch nicht genau, wieviel seiner Gedanken bei ihr ankamen, doch sie hatte ihm geantwortet. Ihre Antwort war freundlicher als erwartet, und irgendwie beruhigte sich Draco ein wenig. Im Moment war ihm alles zu viel. Er lehnte sich an die Mauer der Eulerei und sah zum Himmel hinauf. Die Nacht war klar und vom Mond gerade so erleuchtet, dass man die Umrisse gut erkannte, aber durch den Schnee alles wie gedämpft erschien. Es war eiskalt hier oben, doch Draco spürte es kaum. Nach und nach fiel die ganze Anspannung von ihm ab. Einzelne Tränen rollten über seine Wange, doch er wischte sie nicht weg. Hier war er unbeobachtet. Er sass eine Weile an der Mauer und sah in den Himmel, langsam liess der Schmerz und die Wut nach und er war einfach nur noch leer. Wie sehr wünschte er sich jetzt gerade jemanden zum Reden. Doch er war allein. Naja, fast allein, Hermine war nur ein Griff und ein Gedanken von ihm entfernt, doch sie würde wohl kaum Freude an einer weiteren Nachricht haben. Gerade als er dies dachte, wurde sein Ring noch einmal warm. Wenn es wirklich nicht anders geht, helfe ich dir. Ein Satz. Draco sah ungläubig auf seinen Ring, machte sie sich etwa über ihn Lustig? Meinte sie dies ernst? Würde sie ihm wirklich helfen? In seinem Kopf wirbelten die Gedanken nur so herum. Mehrmals setzte er an, um ihr zu antworten, doch jedes Mal stoppte er wieder. Er zitterte langsam vor Kälte. Langsam griff er wieder an seinen Ring. Danke für dein Angebot. Er war sich nicht sicher, ob er sich richtig entschieden hatte, doch da kam schon Hermines Antwort. Wir werden auch in Zukunft nicht darum herumkommen, einander zu helfen... Draco zögerte keinen Moment. Stimmt! Sein Ring wurde kalt, und als sich dieser länger nicht mehr erwärmte und Draco schon beinahe ganz durchgefroren war, lief Draco leise zurück zum Slytherin Gemeinschaftsraum, ganz darauf bedacht nicht entdeckt zu werden. Als er völlig erschöpft in sein Bett fiel, zitterte er am ganzen Körper vor Kälte.

Dramione, Liebe oder Zwang - PausiertWo Geschichten leben. Entdecke jetzt