Kapitel 7

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Naira, Gandalf und die Zwerge erreichten den Ausgang der Orkstollen. 
Endlich wieder frische Luft, dachte Naira erleichtert.
Die schlechte Luft im Berg hatte sie fast krank gemacht.
Im Laufschritt ging es den, von Bäumen bewachsenen, Hang hinunter.
Währenddessen zählte Gandalf nach, um sicherzugehen, dass auch alle da waren.
"...und Naira, das macht vierzehn", meinte er, dann...
"Wo ist Bilbo? Wo ist unser Hobbit?"
Alle schauten sich um, doch der Halbling war nirgends zu sehen.
Grauenhafte Szenarien wanderten durch Nairas Kopf: Szenarien voller Folter, Blut und Tod.
"Wo ist unser Hobbit?!", wiederholte der Zauberer lauter.
Noch immer sah man sich besorgt um. Niemand hatte eine Antwort.
"Verflucht sei dieser Halbling", schimpfte Dwalin. "Jetzt ist er verschwunden?!"
Und während die Zwerge sich gegenseitig beschuldigten, Bilbo verloren zu haben, beschloss das Halbblut, sich davonzustehlen, um ihn zu suchen.
Doch es kam nicht weit, bevor es spürte, wie sich abermals ein Arm um seine Hüfte legte, der es zurückhielt. Dieses Mal war es ihm egal, wer es war. Dieses Mal würde die Person sich eine Saftige fangen, wenn sie es nicht gehen ließ.
Naira fuhr herum und sah-
"Thorin, lass mich los", befahl sie ihm gezwungen ruhig.
"Du kannst nicht zurückgehen. Sie werden dich überwältigen und gefangen nehmen oder töten", widersprach der Zwergenfürst.
"Aber er könnte in Schwierigkeiten stecken!", schoss sie zurück und fuhr sich durch die Haare.
"Das bedeutet aber nicht, dass du dein Leben für ihn riskieren musst! Ich bin mir sicher, dass es ihm gut geht! Meister Beutlin hat seine Gelegenheit gesehen und genutzt! Seit er aus seiner Tür herausgetreten ist, hat er an nichts anderes mehr gedacht als sein weiches Bett und sein warmes Haus! Wir werden unseren Hobbit nie wiedersehen! Er ist schon lange weg", zischte Thorin.
"Sag so etwas nicht!", keifte Naira und riss sich von ihm los. "Ich glaube dir nicht! Von Anfang an konntest du ihn nicht ausstehen, aber er ist weiter mit uns gegangen, hat treu an deiner Seite gestanden! Und du dankst es ihm, indem du ihn anschreist, ihm sagst, dass er keinen Platz unter uns hat!"
"Ihr wisst schon, dass ich hier stehe, nicht wahr?", fragte auf einmal eine Stimme hinter ihnen.
Die junge Frau drehte sich um.
"Bilbo!", rief sie beruhigt aus und zog den Hobbit in eine feste Umarmung.
"Bilbo Beutlin, in meinem ganzen Leben war ich nie glücklicher jemanden zu sehen", behauptete Gandalf mit einem erleichterten Lachen.
Naira ließ Bilbo los und wandte sich an Thorin: "Ich hab es dir doch gesagt."
"Wir hatten dich bereits aufgegeben", meinte Kili lächelnd.
"Wie bist du an den Orks vorbeigekommen?", fügte Fili neugierig hinzu.
"Wie, in der Tat?", wiederholte Dwalin beeindruckt.
Alle sahen den Halbling erwartungsvoll an.
Dieser lachte kurz und schob eine Hand in seine Tasche, doch Gandalf unterbrach ihn in seinem Tun.
"Was spielt das für eine Rolle?", fragte der Zauberer. "Er ist zurück."
"Es spielt eine Rolle", entgegnete Thorin. "Ich möchte es wissen. Warum bist du zurückgekommen?"
"Schau, ich weiß, dass du an mir zweifelst. Ich weiß, dass du es immer getan hast", antwortete Bilbo mit einem Lächeln. "Und du hast recht, ich denke oft an Beutelsend. Ich vermisse meine Bücher und meinen Sessel, meinen Garten. Siehst du, da gehöre ich hin, das ist Heimat. Und deshalb bin ich zurückgekommen, weil ihr keine habt, eine Heimat. Sie wurde euch genommen, ich will euch helfen, sie zurückzuholen, falls ich es kann."
Thorin senkte beschämt die Augen.
Naira grinste stolz. Sie hatte es von Anfang an gewusst.
"Sag ich doch", flüsterte sie dem Zwergenfürsten zu.
Doch ihr Moment der Schadenfreude wurde von einem lauten Knurren und dem Heulen von Wargen unterbrochen.
"Raus aus der Pfanne", begann Thorin.
"Und hinein in das Feuer", beendete Naira. "Lauft!"
Sofort rannten alle los. Sie sprangen über Steine und Wurzeln und brachten nebenbei noch einige Warge um, bis sie am Rand einer Klippe ankamen.
Hinter ihnen heulten weitere Tiere.
"Hoch in die Bäume!", kommandierte Gandalf. "Alle, kommt schon! Klettert!"
Scheinbar schien er zu denken, dass Bilbo eine Extra-Einladung brauchte, denn er befahl dem Hobbit noch einmal, zu klettern.
Während die Gemeinschaft sich gegenseitig anfeuerte, kletterte sie in die Kiefern am Rand der Klippe.
"Sie kommen!", rief Thorin, was alle noch einmal anspornte.
"Bilbo!", schrie Naira entsetzt, als sie sah, dass er sich als Einziger noch immer auf dem Boden befand.
Die übrigen Warge kamen immer näher.
Glücklicherweise schaffte es der Halbling gerade noch rechtzeitig, sich in Sicherheit zu bringen.
Naira atmete erleichtert aus.
Die Zwerge, Gandalf und Bilbo waren in Sicherheit.
Die Warge schossen unter ihnen dahin, die Bäume einkreisend. Es gab absolut kein Entkommen.
Naira schaute nach unten. Und bereute es sofort. Der Boden schien plötzlich so unendlich weit entfernt.
Sie klammerte sich fester an ihren Baumstamm.
Ihr Atem ging schneller und flacher, ihre Augen weiteten sich.
Nein, dachte sie sich. Ich darf jetzt nicht in Panik geraten. Nicht hier. Nicht jetzt...
Doch mit jedem Gedanken wurde ihr Atem noch schneller. Sie konnte nicht anders, als sich zu fragen, was geschehen würde, sollte sie fallen. Die Antwort war ziemlich offensichtlich: Würde der Sturz sie nicht töten, würden die Warge sie zerfleischen. Keine schönen Aussichten, wortwörtlich, und keinesfalls der Abwendung ihrer Panik förderlich.
Sie wusste, sie sollte nicht darüber nachdenken, doch sie tat es trotzdem. Sie konnte nicht anders.
"Naira? Geht es dir gut?", fragte Kili besorgt vom Ast auf der anderen Seite des Stammes.
"Klar", antwortete das Halbblut mit einem falschen Lächeln und behielt seine Augen fest auf den Boden geheftet. "Wir hängen nur 100 Meter über dem Boden und wenn wir fallen, werden wir nur von Wargen zerfleischt. Alles bestens."
"Erzähl mir nicht, dass du Höhenangst hast", kam es abfällig von Thorin.
"Du, Verehrtester, solltest wissen, dass ich schon mein ganzes Leben lang an Höhenangst leide", zischte Naira sowohl wütend als auch angsterfüllt.
Während sie sich so 'unterhielten', hatte niemand bemerkt, dass die Warge ihr Köpfe in die Richtung gewandt hatten, aus der sie gekommen waren, und erwartungsvoll schauten. Nun ja, so erwartungsvoll wie Wölfe eben schauen können.
Ein lauteres und noch bedrohlicheres Knurren zog ihre Aufmerksamkeit zurück auf die Bedrohung.
Thorins Augen weiteten sich vor Entsetzten und Unglauben angesichts des Neuankömmlings, der auf einen Felsen getreten war.
Ein weißer Ork auf einem weißen Warg.
"Azog", keuchten Thorin und Naira.
Erneut fluteten Erinnerungen Nairas Kopf. Blut... Tod... eine Schlacht...
Ja, sie war bei der Schlacht vor Moria dabei gewesen. Thorin hatte nicht gewusst, dass sie an seiner Seite gekämpft hatte, doch das hatte sie.
Balin und Dwalin waren die Einzigen, die seit damals wussten, dass sie mit ihnen gekämpft hatte.
"Das kann nicht sein", flüsterte Thorin.
Der weiße Ork gab ein Kommando in schwarzer Sprache. Die Reiter gaben den Wargen die Sporen, die daraufhin losstürmten, die reiterlosen Warge hinter ihnen.
Letztere sprangen an den Kiefern hoch, um die Gemeinschaft aus dem Bäumen zu pflücken.
Die Pflanzen wackelten und ächzten und Nairas Angst wurde noch größer.
Ein ängstliches Wimmern entkam ihr, als der Baum sich gefährlich weit zur Seite neigte und sie umklammerte den Stamm noch fester.
Die Warge sprangen meterhoch an den Bäumen hinauf. Äste brachen unter ihrem Gewicht oder wurden von ihren Zähnen abgerissen.
Dann kippte der erste Baum, fiel gegen den Nächsten und wie ein Dominospiel fielen auch die anderen. Die Gemeinschaft sprang von einem Baum zum Nächsten.
Nun hockte die ganze Gemeinschaft auf der letzten Kiefer, weshalb sich die Warge vor allem auf diese konzentrierten.
Zu allem Unglück stand dieser Baum direkt am Rand der Klippe.
Naira konnte Azogs dreckiges, schadenfrohes Lachen hören und ihre Angst vor dem Fall wandelte sich in heiße Wut. Sie floss durch ihren gesamten Körper zu ihren Händen, wo sie sich sammelte. Ihre Hände fühlten sich an, als würden sie brennen und als sie nachschaute, erkannte sie, dass ihre Hände in Flammen standen.
Sie zuckte zusammen, ihre Augen weiteten sich.
"Gandalf?!", rief sie. "Gandalf, ich glaube, wir haben ein Problem!"
"Wirf es!", ertönte Gandalfs Stimme von über ihr.
Keinen Moment später schoss ein brennender Kiefernzapfen an ihrem Kopf vorbei.
Ohne groß nachzudenken, folgte Naira dieser Anweisung: Sie holte aus und stieß ihre Hand nach vorne.
Das Feuer löste sich von ihrer Hand und folgte dem Zapfen.
Während die Gemeinschaft also mit brennenden Kiefernzapfen warf, schleuderte Naira Feuerbälle auf die Warge und Orks.
Diese wurden durch das Feuer zurückgetrieben und flohen schließlich.
Erleichterung machte sich breit, und das Feuer in Nairas Händen erlosch.
Azog brüllte frustriert und die Zwerge feierten ihren Sieg.
Doch die ausgelassene Stimmung kam zu einem jähen Ende, als auch der letzte Baum kippte.
Die Kiefer hing nun über dem Abgrund. 
Die Zwerge, Gandalf, Bilbo und Naira klammerten sich panisch an den Baum, voller Angst vor dem Fall. Sie alle wussten, wenn der Baum fiel, wenn sie fielen, würde es keine Überlebenden geben.
Dann rutschte Ori ab und konnte sich gerade noch an Dori festhalten, der es gerade noch schaffte, sich an einen Ast zu klammern. Doch dann rutschte er ebenfalls ab.
Es war knapp, doch Dori erwischte Gandalfs Stab, den der Zauberer nach ihnen ausstreckte.
Naira sah auf und sah Azog selbstgefällig grinsen, während er Thorin in die Augen schaute.
Der Blick des Halbblutes wanderte zwischen dem Zwerg und dem Ork hin und her. Es kam ihm vor, als würde der weiße Ork den Fürsten provozieren, ihn zum Angreifen anstacheln.
Und er hatte Erfolg...
Thorin stand auf, hob einen dicken, kurzen Ast auf und zog sein Schwert.
"Nein, Thorin", beschwor Naira ihren ehemaligen besten Freund. "Nein, Thorin, tu' das nicht. Das ist genau das, was er will!"
Zum Ende hin wurde sie immer lauter.
Thorin warf ihr einen letzten Blick zu, dann drehte er sich um und begann, zu rennen.
"Nein!", schrie Naira verzweifelt. "Thorin! Komm zurück! Er wird dich umbringen! Thorin!"
Doch er hörte nicht zu, sondern rannte weiter, über den Baumstamm, durch die Flammen, auf den weißen Ork zu.
Entsetzt und voller Angst schauten Naira und der Rest der Gemeinschaft zu, als Thorin angriff und der weiße Warg sich zum Sprung bereitmachte.
Das Tier sprang ab, traf den Zwerg mit den Pfoten vor der Brust und warf ihn zu Boden.
"Nein!", schrie Naira entsetzt.
Vergessen waren ihre Höhenangst und die Furcht vor dem Fall. Ihr bester Freund brauchte sie jetzt.
Die junge Frau stand auf. Ihre Hände entflammten. Sie stürzte vorwärts. Hinter sich hörte sie die Rufe der anderen, die sie warnten, sie zurückriefen. Doch sie hörte sie nicht. 
In diesem Augenblick hatte sie nur Augen für Thorin, der sich aufrappelte und von Azogs Keule wieder umgeworfen wurde.
Azogs Brüllen hallte in Nairas Ohren wider, genau wie der schmerzerfüllte Aufschrei Thorins, als sich die Kiefer des weißen Warges um seinen Körper schlossen.
Mit letzter Kraft donnerte Thorin das Heft seines Schwertes gegen die Schnauze des Tieres. Dieses schleuderte ihn gegen einen Felsen, wo er liegen blieb.
Einer der Orks stieg von seinem Warg ab und ging auf Thorin zu. Doch bevor er etwas tun konnte, ließ Naira ihn in Flammen aufgehen.
Das Letzte, was Thorin sah, war eine Flamme, die an ihm vorbeischoss und flammenrotes Haar. Dann umfing ihn Dunkelheit.
Schützend stellte sich das Halbblut vor den Zwerg.
Bilbo, der ihr gefolgt war, stellte sich mit gezogener Klinge neben sie.
"Wenn du ihn haben willst, komm und hol ihn dir. Aber vorher musst du an uns vorbei", zischte Naira bedrohlich.
Azog grinste boshaft. Er gab ein Kommando in schwarzer Sprache und drei Wargreiter kamen auf die Beiden zu.
Bevor sie jedoch angreifen konnten, ertönte ein Kampfschrei und die anderen Zwerge warfen sich den Angreifern entgegen.
Während Bilbo nun den Zwergen beisprang, nahm Naira sich die Zeit, sich um Thorin zu kümmern. 
"Thorin, ich bitte dich, du musst aufwachen... Lass mich nicht allein...", flehte sie ihn an.
Beinah versagte ihre Stimme. Tränen liefen ihr über die Wangen.
"Bitte... Ich kann dich nicht noch einmal verlieren..."
Doch der Zwerg machte nicht einmal Anstalten aufzuwachen.
Das Kreischen eines Raubvogels ertönte.
Naira blickte in den Himmel.
"Die Adler...", flüsterte Naira erleichtert. "Thorin, wir sind gerettet..."
Besagte Adler pflückten die Warge und die Gemeinschaft von der Klippe. Der einzige Unterschied war, dass die Gemeinschaft von anderen Adlern aufgefangen wurde, während die Warge in den Tod stürzten.
Ein Adler landete neben Naira und Thorin, ließ das Halbblut aufsteigen und hob den Zwergenfürsten mit den Klauen auf, als er wieder abhob.
Erst jetzt verflüchtigte sich das Adrenalin aus ihrem System. Trotzdem störte sie sich nicht an der Höhe, es gab wichtigere Dinge.
Sie hörte Azogs wütendes Brüllen, doch es klang unendlich weit entfernt.
Die Adler kreischten und drehten ab.

Die Adler trugen die Gemeinschaft oberhalb der Wolken über das Gebirge.
"Thorin!", schrie Fili verzweifelt.
Naira hob ihr tränenüberströmtes Gesicht aus den weichen Federn ihres Adlers.
Die Augen aller Zwerge lagen auf ihr.
Langsam schüttelte sie den Kopf, bevor sich neue Tränen den Weg über ihre Wangen bahnten.
Erst jetzt wurde der jungen Frau die Tragweite der ganzen Geschichte klar.
Thorin war verletzt, vielleicht sogar tot. Streng genommen, hatten sie keinen Anführer mehr.
"Nein...", flüsterte sie in die Federn des Vogels. "Bitte nicht..."

Die Gemeinschaft wurde auf einem Felsen abgesetzt.
Nairas Adler legte erst Thorin ab und landete dann, um das Halbblut absteigen zu lassen.
Doch dieses bewegte sich nicht. Es blieb sitzen, das Gesicht in den Federn des Adlers vergraben.
Es bekam nicht mit, dass die anderen Zwerge, Bilbo und Gandalf ankamen, abstiegen und, dass der Zauberer Thorin heilte.
"Wo ist Naira?", fragte der Zwerg nach seiner herzerwärmenden Versöhnung mit Bilbo. "Geht es ihr gut? Ist sie verletzt?"
Kili und Fili deuteten in die Richtung des letzten Adlers, der noch auf dem Felsen hockte.
"Magst du nicht herunterkommen?", fragte Thorin mit einem kleinen Lächeln, als er neben dem Vogel ankam.
Naira erstarrte. Sie kannte diese Stimme. Vorsichtig hob sie den Kopf und linste zur Seite.
"Thorin!", rief sie überglücklich und ließ sich vom Rücken des Adlers in Thorins ausgestreckte Arme fallen.
Der Zwerg umarmte sie fest.
"Ich dachte, ich hätte dich verloren", flüsterte sie.
Thorin löste sich von ihr und schaute ihr in die Augen. 
Anstatt darauf einzugehen, entschuldigte er sich: "Es tut mir leid. Ich habe dich ungerecht behandelt. Du hast getan, was du als das Richtige erachtetest und ich habe es mit Füßen getreten."
"Du musst dich nicht entschuldigen", behauptete Naira sanft. "Du warst wütend und verzweifelt und-"
"Das ist ein Grund, aber keine Entschuldigung. Ich hatte kein Recht, dich zu behandeln, wie ich dich behandelt habe. Bitte verzeih mir", bat er.
Das Halbblut erwiderte seinen ernsten Blick, dann umarmte es ihn erneut und erklärte: "Es gibt nichts zu verzeihen, Thorin."
Thorin legte seine Arme um es und drückte es an sich.
"Ich weiß, ich habe kein Recht dies von dir zu verlangen, aber", begann er vorsichtig, "magst du wieder meine beste Freundin sein? So wie früher?"
Naira lächelte und umarmte ihn noch ein wenig fester.
Thorin lächelte ebenfalls.
Das Kreischen der Adler riss sie aus ihrem Moment.
Die beiden frisch versöhnten besten Freunde lösten sich aus ihrer Umarmung, doch Thorin sah es absolut nicht ein, Naira auch nur eine Armlänge von sich entfernt zu sehen. Also legte er einen Arm um ihre Schultern.
Sie sahen den Adlern nach, während sie davonflogen. 
Doch in der Ferne zog etwas ihre Aufmerksamkeit auf sich. Etwas, das sie an den Rand des Felsens treten ließ.
Naira zögerte, bevor sie an den Abgrund trat.
"Keine Sorge", versicherte Thorin. "Ich lass' dich nicht fallen."
Die junge Frau lächelte.
"Ist das, was ich denke, dass es ist?", fragte Bilbo.
"Ja", antwortete Naira strahlend. "Erebor."
"Der Einsame Berg", ergänzte Gandalf. "Das letzte der großen Königreiche der Zwerge in Mittelerde."
"Unsere Heimat", erklärte Thorin andächtig und lächelte auf seine beste Freundin hinunter.
Ein Vogel flog an der Gemeinschaft vorbei, in Richtung Erebor.
"Ein Rabe!", rief Oin aufgeregt. "Die Vögel kehren zum Berg zurück."
"Das, mein lieber Oin, ist eine Drossel", berichtigte der Zauberer.
Naira kicherte.
"Aber wir werden sie als ein Zeichen ansehen, ein gutes Omen", beschloss Thorin.
"Du hast recht", bestätigte Bilbo. "Ich glaube, das Schlimmste liegt hinter uns."
"Sag das nicht zu laut, Bilbo", warnte Naira. "Sag das nicht zu laut..."

Naira - Flammenherz (Der Hobbit)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt