Kapitel 4 Freund wird zum... Nicht-ganz-so-Freund?

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Wir liefen alle in einer Reihe. Ich wurde zwischen dem Ginger und dem Model gesteckt, Gaige war ganz vorne. Wahrscheinlich, damit sie mir nicht helfen kann, während Eierlos und Schminkfresse mir auf die Eier gehen. Immer wieder trat mir der Ginger in die Fersen oder schubste mich. Das Topmodel hingegen ließ einige Male ihr Bein nach hinten schnellen und trat mich. Was soll ich sagen? Ich bin ein Womanizer. Schnell erreichten wir den Bahnsteig des Zuges. Gleis 9 3/5 (Ich glaube ich fange einfach mal an Berühmte Filme einzubauen). Die Astral, welche ich jetzt ab sofort noch Muskelmann nennen werde, denn sie die ganze Zeit durch zu beleidigen ist anstrengend, befahl uns, uns zu setzen. Ohne zu zögern setzte ich mich hin. Ich belegte den äußersten Platz, denn so kann maximal nur eine Nervensäge neben mich. Seelenlos und Produkt-der-Schönheitschirurgie sprachen, deuteten auf mich und lachten. Als sie merkten, dass ich sie anschaute schauten sie mich böse an und zeigten mir den Mittelfinger.
„Ginger! Den kannst du ihr in den künstlichen Hintern stecken!“, schrie ich zurück. Ich meine, wenn ich welche wütend mache, dann aber richtig. Ich mache keine halben Sachen. Der Ginger strich sich daraufhin mit dem Zeigefinger über den Hals und deutete auf mich. Eindeutiges Zeichen. Er will mich unter dem Kinn kraulen. In der Zwischenzeit kam Gaige zu mir und setzte sich neben mich.
„Scheinst ja mächtig viele Freunde zu haben.“, sagte sie sarkastisch und deutete auf die anderen. „Soviel zum Thema wir halten zusammen.“
„Bin sowieso lieber ein Einzelgänger.“, entgegnete ich stumpf und winkte meinen neuen Feinden zu.
„Sicher?“, fragte sie ironisch. „Denn in Golganton werden nicht nur sie hinter dir her sein. Sie werden dich bei der Eingliederung weich prügeln, soweit dies nicht ein anderer getan hat.“
„Sicher.“, antwortete ich und schaute sie an. „Sehe ich wirklich so schwach aus? Denkst du ehrlich, ich kann mich nicht behaupten?“
„Also, dass du auf dem Trick von Dr. Fargokh reingefallen bist, zeigte was anderes.“, entgegnete Gaige.
„Dr. Wer?“, fragte ich, als mir einfiel, dass sie Muskelmann meinte. Ich habe sie schon so oft beleidigt, dass ihren Namen vergessen habe.
„Was ich sagen will Sam, du kannst nicht so weiter machen.“, fuhr sie fort. „Du musst aufhören deine Kameraden so zu provozieren. Du wirst ihre Hilfe brauchen. Das musst du doch bei deinen Vorbereitungen gelernt haben, oder?“
„Ich lerne nie dazu.“, entgegnete ich lachend. „Ist eins meiner Probleme. Ich kann niemanden respektieren, der nicht mich respektiert. Vor allem nicht, wenn sie lachen, anstatt mir gegen Muskelmann zu helfen.“
„Du hattest keine Hilfe nötig. Sie hat es zuvor gesagt, du bist genommen. Sie hätte nichts daran ändern können. Sie wollte dir nur Angst machen.“, widersprach Gaige. „Du hast nur Öl ins Feuer gegossen.“
„Ich mag halt mein Badewasser warm.“, antwortete ich sarkastisch.
„Mit dir kann man echt nicht reden.“, sprach Gaige und stand auf. „Ich dachte, wir könnten echt Freunde werden. Aber du scheinst ja echt nur auf Provokation und Konflikt aus Sam. Vielleicht wäre es besser, wenn du nicht zu Golganton kommst.“
Das weckte was in mir. Warum sollte ich mir hier was gefallen lassen? Sie hat zwar Recht. Ich sähe Zwietracht und trinke Kindertränen, aber sie lässt mich so aussehen, als ob ich als Hobby Katzenbabys trete.
„Nein Gaige.“, antwortete ich ernst. Ich wusste nicht warum mir soviel an ihrer Meinung lag, aber ich konnte nicht anders. „Ich sage, was ich denke. Ich erhebe meine Faust nur, wenn wer sie mir entgegenhält. Ihr hättet mir helfen sollen. Man sollte jeden helfen, sooft man kann und nicht darüber nachdenken, denn dann ist es zu spät. Und außerdem werde ich meine große Klappe nicht aufgeben. Sie hat mich bis hierhergebracht, warum sollte ich sie nicht weiter einsetzen? Wer nicht zu dem steht, was man sagt der hat auf Golganton nichts verloren. Vielleicht versteht ihr das irgendwann noch.“
„Ach ja?“, entgegnete Gaige und schaute mich an. Ihre Augen färbten sich zu einem tiefen rot. „Ich habe hier zuvor besser als du abgeschnitten. Vielleicht ist das der Unterschied zwischen uns?“
„Ach ja?!“, entgegnete ich lauter und zog sie heran und sprach leiser. „Ich habe es nämlich auch hierhergeschafft, ohne euer Handycap. Jetzt schätze dich nicht besser als du bist. Bisher bist du nämlich genau so gut wie ich. Wir sind nämlich beide hier.“
Sie riss sich los.
„Hoffen wir nur, dass du die Wahlphase überlebst du Trottel.“, entgegnete Gaige trocken. „Denn wenn wir aufeinandertreffen, könnte es sein, dass wir Gegner sind.“
„Gut, dann kann ich dich vielleicht von deinem hohen Ross schubsen, genau so wie jeden anderen!“, entgegnete ich. „Vielleicht erkennt mich dann irgendjemand an!“
Gaige schüttelte nur den Kopf und ging weg. Ich hingegen blieb sitzen und schaute auf die Tafel. Der Zug kommt jeden Moment. Ich blickte mich um und merkte, dass Muskelmann, Gaige, Eierlos und Schminkfresse in einer Gruppe standen und redeten.
„Du brauchst sie alle nicht.“, sprach mein Unterbewusstsein. „Wir sind bisher ohne sie klargekommen. Warum von ihnen runterziehen lassen? Sie haben ihre Wahl getroffen.“
Vermutlich hatte die innere Stimme recht, aber ich konnte nicht aufhören die Frage zu stellen, was wäre, wenn…?
Ich wurde plötzlich aus dem Gedanken gerissen. Meine Fahrkarte von der Erde fuhr gerade ein.
Die Gruppe war plötzlich verschwunden. Sie hatten keine Anstalt gemacht, mir zu sagen, wo sie sind.
„Denkt ihr, das stört mich?“, dachte ich, stand auf und ging zu dem Zug, welcher jetzt hielt. Die Türen öffneten sich und Menschen strömten raus. „Wer gibt denn einen Fick auf die?“
Nachdem die Menschentraube verschwunden war, stieg ich ein. Es war kein fester Sitzplatz festgelegt, also ging ich auf die oberste Etage und setzte mich an ein Fenster.
Sollte ich sie suchen? Nö. Wenn sie mich brauchen, dann werden sie mich finden. Abgesehen davon dauert die Fahrt nur einige Minuten, was kann schon passieren?
Tja, es kann viel passieren. Wir nahmen alle Platz und schon bereute ich meine Entscheidung. Während die anderen Menschen einstiegen, sang ich in meinem Kopf: „Mein rechter, rechter Platz ist frei, ich wünsche mir, es bleibt dabei.“
Aber ich wurde enttäuscht. Ein Mann der aussah, als hätte er jeden McDonalds auf der Erde von innen gesehen, setzte sich neben mich. Somit entwickelte ich für den Rest der Fahrt eine Klaustrophobie.
„Tja, jeder muss irgendwie für seine Fehler bezahlen.“, dachte ich ließ es über mich ergehen.
Wenige Minuten später fuhr der Zug ab und so verließ ich meine Heimat, Familie und mein altes Leben.

Sam Gardner Das Tor der EwigkeitWo Geschichten leben. Entdecke jetzt