Kapitel 28 Der Vogel wird abgeschossen

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Wir saßen inzwischen am Tisch. Bella hat Karten mitgebracht und wir fingen an Blackjack und andere Spiele zu spielen. Schnell ist den anderen aber aufgefallen, dass ich nicht mitspielen darf, da ich die Karten die ganze Zeit zähle. Außerdem ging uns der Stoff aus um die Zeit totzuschlagen. Wir hatten noch 6 Stunden vor uns!

„Ugh.", brummte Bella und schlug ihre Arme hinter den Kopf. „Mir ist langweilig!"

„Dann beschäftige dich irgendwie.", antwortete Gaige, welche ihre Messer schärfte und ihre Messerscheiden überprüfte. Scarlet las irgendein Buch und schien in ihrer eigenen Welt verschwunden zu sein. Ich lag derweil auf meinem Bett und auch mir wurde langweilig.

„Mir ist langweilig.", sprach Bella erneut. „Gaige unterhalt mich."

„Ich kann dich mit Messern bewerfen, wenn dich das glücklich macht.", fauchte Gaige und kramte ein Taschenbuch heraus, dann fing sie an darin zu schreiben.

„Du schreibst ein Tagebuch?", fragte ich verwirrt. „Wieso das?"

„Ich will über unsere Abenteuer Buch führen. Ist zwar nur eine schnöde Expedition, aber trotzdem.", entgegnete Gaige. Scarlet und ich wechselten nervös Blicke. Wir beide waren die einzigen aus dem Team, die wussten, warum wir das hier tun. Irgendwie fühlte ich mich schuldig. Ich führe ein Kamikazekommando an und 50% wissen nicht mal was davon.

„Wir wissen nicht was kommt.", antwortete ich Gaige. „Ich habe eher das Gefühl, dass dir die Tinte ausgehen wird."

„Vielleicht.", sprach Gaige. „Aber das macht doch Abenteuer interessant. Nur eine Chance für eine Aufgabe im Ungewissen."

„Du sprichst hier mit dem Jungen, der die Zeit in Person ist.", brummte ich zurück. Gaige streckte mir daraufhin die Zunge raus. Dann schaute ich zu Scarlet. „Was liest du eigentlich da?"

„Nichts von Belang.", antwortete sie und las weiter.

„Willst du uns etwas darüber erzählen?", fragte ich weiter. „Hier mal eine Konversation aufbauen?"

Scarlet atmete tief durch und setzte sich auf den Bettrand.

„Es heißt „Seelenschmerz".", erklärte sie. „Die Geschichte handelt von einem Mädchen, in wessen Körper 2 Seelen eingesperrt sind. Die, des ordentlichen Engels und die des chaotischen Dämonen. Beide Seelen versuchen das Mädchen für sich zu gewinnen."

„Und gefällt dir das Buch?", fragte Bella dumm, da Scarlet es ja offensichtlich liest.

„Ja.", gab sie zurück und lächelte. „Es erinnert mich irgendwie an mich."

In meinem Kopf machte es automatisch "Klick". Es war ein wichtiges Detail über sie. So langsam habe ich den Verdacht, was Scarlet so besonders unter den Hochgeborenen macht. Es ist aber nur eine Theorie, welche ich noch nicht weiter ausarbeiten will. Diese erklärt aber auch, was Garik zu ihr gestern sagte und wieso Mallus ihre Gedanken nur schwer lesen kann, obwohl sie eine Hochgeborene ist.

„Uh.", fing Bella an. „Das Gefühl hatte ich auch mal.", erklärte sie und sprang auf. „Als Kind, wenn ich Mäuse gesehen habe, dann habe ich das Raubtier in mir gefühlt. Meine Eltern haben lange gebraucht, um mich zu zähmen."

Wir mussten anfangen zu lachen. Die Vorstellung, wie Bella Mäusen hinterher rennt war einfach zu klasse. Dann schauten die anderen mich an.

„Großer Anführer.", sprach Gaige und legte ihr Buch weg. „Hattest du auch schonmal so ein Gefühl?"

Ich schaute mich um und hob schlussendlich geschlagen die Hände.

„Genaugenommen stecke ich jetzt gerade da mitten drin.", gab ich zu. „Es gab eine Zeit vor meinen Kräften.", ich hustete. „Letzte Woche. Da hatte ich keine Fähigkeit. Ich war Sam Gardner, der Junge, der es ohne Fähigkeit geschafft hat, bei Golganton angenommen zu werden.", ich sackte zusammen. „Jetzt habe ich aber diese Kräfte. Ich weiß nicht so viel mit ihnen anzufangen und über den Preis, der mit ihnen kommt kann ich auch nur spekulieren.", ich schaute auf die anderen. „Inzwischen weiß ich einfach nicht mehr, ob ich der schwache Sam bin, welcher sich aus Konfrontationen rausmogelt, oder der starke Sam bin, für welchen die Gesetze der Physik nur Empfehlungen sind."

Sam Gardner Das Tor der EwigkeitWo Geschichten leben. Entdecke jetzt