Kapitel 1 Mein Leben

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Ich wachte auf, es war Mitternacht. Mein großer Tag hat also soeben begonnen.
„Komm schon alter, schlaf jetzt!“, brüllte mein Gehirn, aber mein Herz antwortete: „NEIN, ich bin zu aufgeregt!“
Dann schloss sich meine Blase an: „Hey, wenn wir gerade wach sind…?“ und zu guter Letzt dann mein Magen: „Wenn wir schon aufstehen…“
Kurz gesagt ich ging auf die Toilette und machte mir dann einen Mitternachtssnack. Dann legte ich mich wieder hin, aber an Schlaf konnte ich schon gar nicht mehr denken. Ohne es zu wissen, schaltete ich den Fernseher ein und zappte durch die Kanäle.
„Langweilig…“, dachte ich. „Wieso kommt nur Schrott…“
Ich zappte noch etliche Minuten weiter, gab es dann auf und blieb auf irgendeinen Sender, wo die Geschichte von einem Mann lief und wie er seine Frau kennenlernte, aber ich schenkte dem ganzen nicht wirklich viel Aufmerksamkeit. Ich blickte im Raum rum. Ich fühlte mich nostalgisch. Ich erinnerte mich an meine Kindheit zurück. An meine Eltern und an meine Geschwister. Wir waren damals glücklich. Ich hatte eine Schwester und einen Bruder, beide älter als ich. Ich starrte auf Bilder von uns, wo wir auf dem Spielplatz waren, als ich 5 war. Am Meer als ich 6 war und auf ein Bild von meinem 8. Geburtstag, ab da hört die Dokumentation meines Lebens auf.
„Bin ich wirklich so nostalgisch?“, fragte ich mich und stand auf, um die Bilder von damals zu begutachten. „Wie die Zeit vergangen ist…“
„… und meine Familie.“, fügte mein Bewusstsein an.
Ich starrte auf mein Telefon. Die Nachrichten Taste blinkte auf. Ich überlegte kurz und ging zum Telefon und drückte die Taste.
„Guten Tag.“, sagte das Telefon obwohl es Nacht war. „Sie haben 4 neue Nachrichten.“
Ich war still, aber seufzte: „Abspielen.“
„Gesendet vor 4 Tagen.“, sagte das Telefon. Dann spielte es die Nachricht ab. Es war auf dem Bildschirm meine Schwester zu sehen. Sie wirkte traurig.
„Sam, ich kann nicht glauben, dass du das tust. Dich dafür einzuschreiben, bringt niemanden zurück. Jetzt führe dich nicht so auf und komm zurück!“
Plötzlich ertönte ein Kinderschrei: „Mama, Mama! Wir sind da! Mit wem redest du?“
„Nur mit einem früheren Freund, Schatz.“, entgegnete meine Schwester. „Ich hoffe du begreifst es, dass die Kampfschule nichts für dich ist.“
Dann legte sie auf.
Jetzt folge Nachricht 2. Dies war eine Nachricht von meinem Bruder.
„Hey Sam.“, ertönte es. „Hey Sam. Ich lüge dich nicht an. Ich verstehe nicht, warum du das tust. Wir sind immer für dich da gewesen und wir werden es wieder tun. Bitte. So geht nur unsere Familie kaputt.“
Plötzlich brüllte jemand.
„Gardner, ein Notfall in Zimmer 3! Patient im kritischen Zustand.“
„Ich muss. Hoffe wir sprechen uns noch.“
Ich muss wohl noch anmerken, dass meine Schwester Wissenschaftlerin ist und mein Bruder ein Weltklasse Chirurg. Wie jeder Mensch, haben wir alle individuelle Fähigkeiten. Nicht dieses mancher ist klüger und dafür kann ein anderer was besser. Ich rede von richtigen Fähigkeiten. Mein Bruder beherrscht Telekinese und kann damit kleine Objekte heben, ohne sie anzufassen. Meine Schwester hat die Fähigkeit, Gedanken zu lesen, was sie so zu der Perfekten Mutter macht. Ich, ich habe keine Fähigkeiten, oder ich habe sie nie gefunden. Inzwischen habe ich es aufgegeben. Jeder hat mir gesagt, ohne diese Fähigkeiten schaffe ich es nie an dieser Schule angenommen zu werden, aber mit gesundem Verstand, genügend Vorbereitung und viel Glück, habe ich immer als letzter gelacht. Fast schon wie Batman bei Batman gegen Superman. Ich bin sicher, ich finde eine Möglichkeit, hier durch zu kommen.
Nachricht 3 spielte ab. Es war nur die Bestätigung meines Fluges. Ich müsste heute um 7 Uhr bereit vor meinem Haus stehen. Meine Sachen musste ich Gestern vorschicken. Heute würden sie mich mitnehmen und ich würde lange Zeit wegbleiben.
Nachricht 4 spielte ab.
Es war die Nummer meiner Schwester.
„Sam, wir wollten dir nur sagen, dass wir dich lieben, ganz egal was passiert. Aber um unsere Kinder zu schützen, haben John und ich uns entschlossen, dass sie dich niemals kennen werden. Es tut uns leid, aber wenn es um unsere Kinder geht, dann ist die Wahl klar. Vielleicht rufst du noch zurück.“
Ich atmete tief aus. Sie anrufen? So wie sie am Telefon geklungen haben ist nur die Spitze des Eisbergs! Sie haben mir das Haus unserer Eltern weggenommen, somit konnte ich nirgendwo wohnen, sie haben jeglichen Kontakt eingestellt und mich nie unterstützt! Nur mit viel Glück und Geschick habe ich eine Unterkunft im Keller der Schule gefunden und da die letzten Monate gewohnt. Ich wurde zum Gespött der Schule! Sie haben keine Ahnung wie es in mir aussieht! Der Letzte zu sein, der Einsame, der zu sein, dem Niemand traut! All die Jahre hatte ich nur ein Ziel und dieses aufzugeben wäre so, wie mich selbst aufzugeben! Je eher sie mich vergessen, desto besser, denn ich tue das gleiche!
Ich dachte noch Ewigkeiten an die Vergangenheit und achtete auf fast gar nichts mehr. Ich bemerkte nicht, wie meine Hände unterbewusst die Rückruftaste betätigten.
„Was? Scheiße!“, stammelte ich. In dem Moment, in dem ich auflegen wollte, ertönte die Stimme meiner Schwester.
„Hallo? Wer ist da?“, fragte sie. Glücklicherweise habe ich die Nummer unterdrückt.
„Sam, bist du es?“, fragte sie.
„Ja! Dummes Stück! Ich bin es und wollte zum Abschied sagen, dass ihr mich alle am Arsch lecken könnt! Außerdem wollte ich mich bedanken, denn ich konnte es nur schaffen, weil ihr mich so gedrängt habt!“, das hätte ich sagen können. Stattdessen schwieg ich. Nach einer Minute voller Schweigen legte ich auf und atmete durch.
„Du rückgradloser Bastard!“, dachte ich. „Sag doch einmal, was du denkst!“
Ich schaute auf die Uhr. 3 Uhr morgens. Eine lange Nacht. Ich hockte mich vor den Fernseher und stöberte wieder durch die Sender, als plötzlich einer meine Aufmerksamkeit erregte. Es war eine Uhr in einem leeren Raum. Sie tickte. Ihr Ticken war als einziges zu hören.
„Langweilig.“, dachte ich und wollte wegschalten, aber die Fernbedienung reagierte nicht.
„Was zum…?“, dachte ich und schlug auf den Kasten. Es half nicht. Ich schaute auf den Fernseher und etwas verschlug mir die Sprache. In dem Raum ist ein Bild aufgetaucht. Auf dem Bild waren drei Buchstaben. SAM. Mein Name!
„Was zum Fick?!“, schrie ich, rannte zum Fernseher und zog den Stecker. Der Bildschirm färbte sich schwarz und es wurde still.
„Fick dich!“, dachte ich und schaute den Bildschirm an. „Fick. Dich!“
Wie auf mein Kommando ging der Bildschirm wieder an. Vor Schock stolperte ich und dachte ich hätte mir dieses eine Video angeschaut, ohne es zu wissen, aber wo war dann der Anruf mit 7 Tage? Das Ticken der Uhr wurde immer lauter und lauter. Ich hatte das Gefühl, mein Schädel platzt. Ich hörte leise Stimmen.
„Ist er bereit?“, fragte die eine.
„Keine Wahl.“, entgegnete eine andere.
„Keine Wahl.“, fügte eine an.
„Nur diese Chance.“, fuhr Stimme 1 fort.
„Hoffentlich nutzt er sie.“, sagte eine weitere Stimme.
Plötzlich explodierte ein Schmerz hinter meinen Augen. Es war, als würde jemand mit einem Handrührer mein Gehirn verrühren. Mir wurde abwechselnd warm und kalt. Ich fing an zu zittern. Der Schmerz ging auf meine Gliedmaßen über und es fühlte sich so an, als ob Magma durch meine Adern fließt.
„Halte durch.“, sagte eine weitere Stimme. Sie klang klarer. „Es ist gleich vorbei.“
Im Fernseher stand ein Mädchen. Sie hatte Schwarze Haare mit roten Spitzen. Sie war bleich und hatte dunkel rote Augen. Sie trug ein schwarzes T-Shirt und dazu eine schwarze Hose. Weitere Details konnte ich nicht ausmachen im Anbetracht meines beinahen Todes. Mir wurde schwarz vor Augen und ich fiel zu Boden. Aber ich hörte kein Krachen.

Sam Gardner Das Tor der EwigkeitWo Geschichten leben. Entdecke jetzt