Kapitel 14 Die Ruhe vor dem Sturm

15 1 22
                                    


Wie ihr bereits wisst, habe ich den Wecker meines Handys auf 5:15 Uhr gestellt. Ich habe den nicht gebraucht. Ich wachte so gegen 3 Uhr auf und konnte nicht schlafen. Ich schaute zu Gaige rüber. Sie schien in ihrer Traumwelt versunken zu sein. Sie sah echt friedlich aus. Dann blickte ich zu den Nervensägen hinten im Raum. Sie waren tatsächlich normal, wenn sie nicht gerade ihren Mund öffnen, um mich zu beleidigen. Ich lag da und dachte über alles nach.

„Ich bin der Auserwählte der Schöpfer.", dachte ich. Ich konnte es immer noch nicht glauben. „Und ich bin mit ihrem vermeidlichen Feind verbunden, Mallus. Wieso gerade ich?"

Mir fiel keine genaue Antwort ein. Vom ganzen Überlegen wurde ich nicht müder und ehe ich es mich versah, stand ich vorsichtig auf, um niemanden zu wecken. Dann verließ ich den Raum, um mir die Beine vertreten zu können.

Die Gänge waren dunkel und nur ich allein lief auf ihnen. Bei einem Blick aus dem Fenster in die Stadt, merkte ich, wie dort ein Fest gefeiert wurde. Ich konnte nicht erkennen, weshalb. Es waren nur bunte Lichter und Musik. Nach einigen Minuten Beobachtung, wendete ich mich ab und ging weiter den Gang entlang. Das Geschnarche aus dem Schlafsaal war inzwischen fast verstummt. Der Weg führte mich nach draußen, zu einem Balkon mit Ausblick auf die Stadt. Zum ersten Mal atmete ich die frische Luft von Golganton. Ich sah einen Stuhl am Eck und nahm ihn mir, dann machte ich es mir bequem. Die kühle Nachtluft streichelte meine Haut und gab mir ein angenehmes Gefühl von Erfrischung. Die drei Monde waren voll und es war, bis auf die Feier in der Stadt, totenstill. Es war ein Paradies. Ich konnte von hier aus die einzelnen Räume der Schüler sehen, welche angenommen wurden. Einige Lichter waren an. Die Schüler blödelten rum oder lernten. Wenn doch bloß meine Geschwister sehen könnten, was ich gerade sehe. Dann fiel mir mein Handy ein. Ich fischte es aus meiner Tasche. Ich starrte es lange, fast schon drei Minuten an, eher ich den Mut aufbrachte, die Nummer einzutippen. Das Telefon wählte.

„Hallo? Wer ist da?", fragte eine verwirrte, weibliche Stimme, die meiner Schwester. „Sind sie die Person, die uns ständig zum Spaß anruft? Hören Sie mal: Tuen Sie das nochmal und ich rufe die Polizei!"

Ich konnte nichts sagen. Meine Zunge blieb im Hals stecken. Ich hätte gerne so viele Dinge gesagt, zum Beispiel, dass ich gegen sie beide Gewonnen habe, was ich über unsere Eltern erfahren habe, oder, dass ich sie alle hasse. Aber alles, was ich herausbrachte, war ein Quietschen.

„Sam!", rief eine weitere Stimme von hinten und griff mir an die Schulter. Es war Gaige. „Ich habe mir Sorgen gemacht. Du warst einfach weg!"

„Sam!?", schrie die Stimme am Telefon. „Sammy? Geht es dir gut?"

Ich schaute nur das Telefon an.

„Ich glaube, du solltest antworten.", flüsterte Gaige und deutete auf mein Handy.
Ich sah es kurz an.

„Sam, wir vermis-!", sprach meine Schwester, aber ich legte auf.

„Autsch.", sagte Gaige, welche sich einen Stuhl nahm und sich neben mich setzte. „Was hat sie gemacht?"

Ich schaute sie verwirrt an und sagte, wie hypnotisiert: „Sie hat gar nichts gemacht, sondern ich."

„Ganz egal, wer das ist und woher du sie kennst...", sagte Gaige und griff mir an die Schulter. „... Wenn sie dir Sorgen bereitet oder du Probleme hast, dann sprech mit uns. Wir sind füreinander da."

„Danke Gaige.", antwortete ich. „Aber ich bin nicht ganz der Typ, der seine Sünden beichtet. Ich denke eher, dass jeder seine Leichen im Keller hat, aus gutem Grund."

Sie schüttelte den Kopf: „Sam, wirklich. Ich bin für dich da. Vertrau mir einfach."

„Gaige.", entgegnete ich und schaute sie an. „Ich kann einfach nicht darüber reden. Ich wurde verletzt und habe, wegen meiner Sturheit viel verloren. Können wir bitte das Thema wechseln?"

Sam Gardner Das Tor der EwigkeitWo Geschichten leben. Entdecke jetzt