Kapitel 10 Alte Bekannte, neue Verbündete

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Nachdem ich 1000 Seiten Papierkrieg hinter mir hatte, stiegen Boreos und ich in die Fahrstühle zu den Handelsebenen. Das ist seltsam, denn normalerweise fliegt man von den ABFLUGSebenen ab.

„Wohin gehen wir?", fragte ich und schaute Boreos an. „Zum Abflug geht es woanders."

„Sei still Grünschnabel!", brummte Boreos, vom Kampf trug er fast keine Verletzung davon. Er wirkte eher angestrengt. „Wir besuchen jemanden, der dich dahin bringt."

„Wen denn?", fragte ich penetrant. „Wer auf der Handelsebene könnte da helfen?"

„Jemand schuldet mir einen Gefallen.", sagte Boreos, dann öffnete sich die Tür und wir waren auf dem Handelssektor. „Er wird dich hinbringen."

„Sicher?", fragte ich. „Bis Golganton ist es eine lange Strecke."

„Ok, etwa zu 60%.", gab Boreos zu. „Und wenn nicht, dann kocht er was. Er ist ziemlich gut."

Ich war wieder etwas angepisst, dann stach mir die Warnung von Mallus ins Gedächtnis, also beruhigte ich mich und ging weiter.

Wir gingen an Ständen vorbei, welche Souveniers verkauften. Wüstensand, Schneekugeln mit irgendeinem Gebäude oder eine Postkarte, alles war dabei.

Wir liefen eine ganze Weile, als ich fragte: „Wo ist denn der Bekannte?"

„Er ist nicht im sichtbaren Bereich.", entgegnete Boreos. „Er wird nicht gerne gesehen."

„Was heißt das?", fragte ich, mit Angst vor der Antwort.

„Das wirst du schon sehen."

Wir bogen in eine Gasse. Dreckig und dunkel, eine Gasse, wie die, in der Bruce Waynes Eltern gekillt wurden. Mir lief ein Schauer über den Rücken. Boreos war ganz normal. Für einen Wächter wie ihn war das wahrscheinlich ein Sonntagsspaziergang. Wir liefen zum Ende der Gasse, zu einem Laden mit der Aufschrift „Zum goldenen Schaf". Boreos öffnete die Tür und wir traten ein.

Ihr kennt doch bestimmt die ganzen Mafia Filme, oder? Wo 40 Russen, Italiener oder Mexikaner in einer Bar hocken. Nein? Gut, ich auch nicht, bis jetzt.

„So Kleiner.", sagte Boreos und ging an die Bartheke. „Das goldene Schaf."

„Sicher, dass der Ort nicht „Crime Alley" heißt?", fragte ich scherzhaft. „Ich meine, hier sind doch alle hinter unseren Nieren her!"

„Niemand ist hinter unseren Nieren her, zumindest nicht hinter meinen.", flüsterte Boreos, dann winkte er dem Bar-Keeper zu. „Whiskey, ganze Flasche. Und sag dem Boss, dass Boreos da ist, er schuldet mir noch was."

„Z-zu Befehl!", stammelte der Barkeeper, nahm Whiskey und Glas, stellte sie vor Boreos, dann schaute er mich an. „Was möchten Sie haben, Sir?"

„... eine Cola bitte...", brummte ich, da ich noch nicht legal Alkohol trinken darf.

Der Barkeeper verschwand abermals und Boreos schaute mich lächelnd an.

„Cola, wirklich?", lachte er, dann trank er einen Schluck seines Whiskeys. „Ts, Pfadfinder."

„Hey! Ich kann nichts dafür, dass ich noch nicht 18 bin!", brüllte ich. Der Barkeeper kam und stellte mir ein Glas Cola hin. Ich nahm ein Schluck der schwarzen, wohlgemerkt ungesunden, Plörre und fuhr fort. „Und außerdem muss ich heute noch in der Schule sein, eine Alkoholfahne ist nicht gerade ein guter Ersteindruck."

„Sprech für dich selbst.", antwortete Boreos und trank einen weiteren Schluck. „Ich sag einfach, je weniger ich von der Scheißwelt mitkriege, desto besser. Gut, dass ich blind bin. Dann muss ich die Hässlichkeit mancher Menschen nicht sehen."

Sam Gardner Das Tor der EwigkeitWo Geschichten leben. Entdecke jetzt