„Woher wissen wir, wo die Gefallenen sind?“, fragte ich, während ich Boreos aufholte.
„Du hast nicht zufällig ein Radar, mit welchem du sie findest, oder?“
„Nein.“, entgegnete er. „Wir werden uns finden lassen.“
„Wie meinst du das?“, fragte ich. Mir lief es kalt den Rücken hinunter. „Was planst du?“
„Das, was ich gesagt habe. Wir lassen uns finden.“, sprach er und hielt an. Dann schaute er sich um, um zu schauen, ob ihn irgendwer anstarrte. Dann kramte er eine kleine Box aus der Tasche heraus. „Ich habe mich vorbereitet. Das ist Fleisch der Gefallenen. Sie mögen es nicht sonderlich, wenn sie es riechen. Sie werden aggressiv und suchen danach.“
„Wenn wir es in der Mitte der Menschen zünden, dann werden viele Sterben.“, entgegnete ich. „Wir brauchen ein freies Spielfeld.“
„Ich bin dir drei Schritte voraus.“, sprach Boreos und lief weiter. „Hier wird momentan ein neues Abteil gebaut. In der Nähe sind immer wieder Kinder und so verschwunden. Der Teil wurde stillgelegt.“
„Weil man nicht weiß, was da ist und wo die Kinder sind.“, schloss ich ab. „Die Gefallenen müssen irgendwo da drin sein.“
„Exakt. Als die Sicherheitseinheiten hineingingen, Waren sie sechs. Als sie rauskamen, waren sie nur noch zu zweit. Sie trugen ein schwer verletztes Kind mit. Es hat es nicht geschafft.“, fügte er an. „Das ganze wurde für mich zu einer persönlichen Sache, deswegen habe ich den Auftrag gratis angenommen.“
„Diese Penner haben ein Kind auf dem Gewissen?“, fragte ich traumatisiert und blieb stehen. Ich wurde wütend. Plötzlich bekam ich stechende Kopfschmerzen. Ich sah einzelne Bilder. Dunkelheit, Feuer, Regen und Blut. In mir brodelte ein Zorn.
„Sam.“, sagte Boreos und hielt mir seine Hand auf die Schulter. „Ganz egal, was in der Vergangenheit passiert ist, es muss hierfür aufhören. Wenn die Möglichkeit besteht, dass da noch welche leben, dann müssen wir es durchziehen. Ruhig, gelassen und effizient. Du bist mein Ass im Ärmel.“
Ich atmete tief durch. Ich merkte, dass wieder mein Uhrmal zum Erscheinen kam. Ich deckte es schnell ab. Zum Glück habe ich die Zeit nicht angehalten, nur etwas verlangsamt. Boreos schien sich ziemlich angestrengt zu haben, um zu mir durch zu kommen.
„Es tut mir leid.“, platzte es aus mir heraus. „Ich musste gerade nur zurückdenken.“
„Nicht so schlimm.“, antwortete Boreos und lief weiter. „Ich vermisse deine Eltern schließlich auch.“
Ich blieb überrascht stehen. „Woher kanntest du meine Eltern?“
„Lange her. Sie waren Vorbilder und Verdammt stark.“, antwortete Boreos stumm, als er am Fahrstuhl stand und ihn auf unsere Etage holte. „Ich kann sie unmöglich vergessen. Claire Gardner, die beste Heilerin, Adam Gardner, der Stratege und Kopf des Teams, Xandir, der Mächtige und Horakhty, die hellste Astral. Das beste Wächter Team, das jemals existierte.“
„Was?! Meine Eltern waren Wächter?“, platzte es heraus. „Wieso weiß ich davon nichts?“
„Weil sie dich beschützen wollten.“, entgegnete Boreos. Wir gingen in den Fahrstuhl rein und wählten die neue Etage aus. „Sie wussten, was geschehen wird und probierten es zu verhindern, mit einem erbitterten Preis. Sie ließen ihr Leben, in der Hoffnung, dass du ein anderes führst als sie. Als letzte Versicherung wollten sie, stoße ihnen je etwas zu, dass ich dich beschütze.“
„Was?“, fragte ich, mit Tränen in den Augen. Sie waren Elite-Wächter? Sie wussten was geschehen wird? Sie wollten ein normales Leben für mich und jetzt tue ich genau das Gegenteil? Was mache ich hier? Ich sollte zu Hause bei meiner Familie sein. Zusammen frühstücken! Freunde treffen! Das alles. Ich sorge dafür, dass ihr Opfer umsonst war. Ich wischte mir eine Träne weg und fragte: „Gibt es sonst was, was ich wissen sollte?“
Boreos schaute auf und antwortete: „Ja, sie waren Helden. Deine Eltern waren Helden. Du erfüllst bestimmt nicht ihren letzten Willen, aber das was du tust, für Gerechtigkeit sorgen, würde sie mit Stolz erfüllen.“
Der Fahrstuhl ruckte und blieb stehen.
„Was ist los?“, fragte ich geschockt. „Wieso fahren wir nicht weiter?“„Die Gefallenen begrüßen uns.“, entgegnete Boreos und bewegte seinen Stab. Ich spürte einen Wind. „Aber sie sind wieder weg. Die Schlechte Nachricht ist aber, dass das Seil gleich reißen wird.“
„Das Seil wird wa-!“, ich wurde unterbrochen, als der Lift in die Tiefe stürzte.
„Das war’s.“, dachte ich mir. „Die glorreiche Geschichte des Sam Gardner.“
Plötzlich fielen wir langsamer. Ich schaute zu Boreos und sah, wie er seine Arme hochhob.
„So, mein Windchen wird und hier halten.“, sprach er. Wir waren auf der richtigen Etage. „Sam. Der Wind sagt mir, dass draußen zwei Gefallene lauern. Sobald die Tür aufgeht, sind wir tot. Hast du den Trick mit der Uhr schon raus?“
„Ich… weiß es nicht.“, entgegnete ich zögernd. „Sie hat sich immer nur aktiviert, wenn ich einen Gefühlsausbruch hatte.“
„Gut, Sam. Fang an dich zu konzentrieren. Auf dieses Gefühl. Akzeptiere deinen Zorn, aber lasse dich nicht von ihm lenken. Schöpfe dir die Kraft heraus, die du benötigst. Je länger wir hier drinnen sind, desto mehr Menschen sterben da drinnen.“, sprach Boreos.
Ich schloss die Augen, was in der Dunkelheit, in welcher wir uns befanden ohnehin nichts brachte. Ich dachte an die Kinder, welche hier waren. Sie waren womöglich tot. Sie haben ihr Ende alleine miterlebt. Ihre Eltern krank vor Sorge. Das ist nicht fair, nicht gerecht. Ich fühlte einen Zorn in mir. Ein Feuer, welches in einem Kessel brodelt und nur darauf wartet befreit zu werden, um alles zu bestrafen, was Unrecht getan hat. Ich öffnete meine Augen und merkte, dass wir wieder Licht hatten, nein, mein Handgelenk leuchtete! Boreos schaute nur auf mein Handgelenk. Er sagte nichts und atmete nicht. Die Zeiger auf meiner Uhr standen still. Jedes Wesen hielt jetzt den Atem an. Ich holte meinen Stab heraus und ließ ihn zu meinem Schwert werden. Das Metall leuchtete und flackerte, wie das Feuer in mir. Die Klinge schien, das Blut Gefallener schmecken zu wollen. Ich stemmte die Türen auf und es lauerten, etwa 4 Meter vor uns zwei Gefallene. Ihre schwarze Haut ließ sie fast unsichtbar werden. Ihre blutroten und grünen Augen schienen mich zu durchlöchern. Ihre Venen standen hervor und sie waren krankhaft Gelb. Ich ging auf sie zu. Um mich herum waren Gerüste und Werkzeuge. Der Boden war rissig und es roch nach nassem Beton und nach… Blut. Die Gefallenen rochen nach Blut. Ich ging weiter. Zwei Meter… ein Meter. Ich stand direkt vor den beiden. Mein Griff um meine Waffe wurde stärker. Die Klingen schienen zu glühen. Wie heißes Metall, aber nur in blau. Sie leuchteten in den Farben des Spartiums. Die Luft knisterte um mich herum. Ich war energiegeladen. Dann stieß ich zu. In die Brust des ersten Gefallenen. Er gab keine Reaktion von sich. Er stand einfach da, wie ein Spielzeug, welches ich einfach kaputtmachen kann.
„Du wirst niemanden mehr töten, du Bastard.“, stieß ich hervor, als ich mein Schwert aus ihm herauszog. Seine Wunde leuchtete blau. Dann trat ich zum nächsten und schnitt ihm den Kopf ab. Ich ging zurück zum Fahrstuhl und bewegte Boreos heraus. Mein Schwert leuchtete immer noch. Mein Handgelenk leuchtete in Rot. Ich fühlte die Macht von Tempa und Spartium. Wesen, welche so alt wie das Universum selbst sind. Sie haben mich ausgewählt. Ich habe die Macht der Schöpfung von ihnen geschenkt bekommen. Aber alles hat nun mal ein Ende. Ich atmete tief durch und deckte die Uhr ab. Die Zeit bewegte sich langsam wieder, bis sie sich komplett bewegte. Boreos erwachte aus seiner starre.
„Es funktioniert!“, schrie er, als er sich erschrocken umschaute und sich raffte. „Wo sind die Gefallenen?“
Ich drehte mich um und deutete auf die zwei, aber sie schienen in blauen Flammen zu stehen. Mein Schwert leuchtete noch immer in blau, bereit mehr zu töten. Das glühen wurde immer stärker und stärker.
„Ok, jetzt zu Phase 2.“, fuhr Boreos fort und kramte die Box heraus. „Wir positionieren uns in einem der Läden. Wir werfen das Fleisch aus und warten, dass sie herauskommen. Dann falle ich über sie her. In der Zwischenzeit gehst du los und schaust nach Gefangenen.“
„Sicher, dass du es alleine schaffst in der Finsternis?“, fragte ich. „Ohne mein Schwert könnte ich nichts erkennen.“
„Keine Sorge.“, entgegnete Boreos und nahm seine Brille ab. Seine Augen sahen milchig weiß aus. „Die Dunkelheit ist ein Freund von mir.“
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Sam Gardner Das Tor der Ewigkeit
FantasyMeine erste Geschichte. Hoffe es gefällt euch. Bitte schreibt in die Kommentare Verbesserungen.