Kapitel 31

316 9 0
                                    

„Wie lange bleibst du noch?", fragte ich Jungkook, der mir gerade ins Haus folgte und ich befürchtete schon innerhalb der nächsten Stunde einen schmerzhaften Abschied zu erleben. Auf mein Glück folgte für gewöhnlich auch immer Pech.

„Das hängt genau genommen von dir ab", meinte er gelassen.

„Wieso das?", fragte ich irritiert und wandte mich ihm zu.

„Ich hab bis nächsten Sonntag frei", sagte er. „Das hast du ja sicher schon von Taehyung gehört. Ich hab genug Sachen im Auto um eine Woche zu bleiben. Wenn du willst, dass ich heute oder an einem anderen Tag gehe, fahre ich wieder."

„Ich würde nie wollen, dass du fährst", platzte es aus mir heraus. Es war zwar die Wahrheit, ich hätte mir dennoch in den Hintern treten können, dass ich so offen war. „Aber Tae meinte, du wolltest zu deinen Eltern. Warten sie nicht schon auf dich?"

„Meine Eltern wissen gar nicht, dass ich frei habe", meinte Jungkook und grinste mich unschuldig an.

Das war es also.

Er hatte die ganze Zeit vor herzukommen.

Süß!

Dann hätte er mich aber wirklich vorwarnen können.

„Du bist doof!", schnaubte ich.

„Wieso?", fragte er amüsiert.

„Das hättest du alles früher sagen können, jetzt müssen wir wieder zurück zu deinem Auto und dein Gepäck für die Woche holen."

Ich drehte mich um und wollte zurückgehen, doch er schloss mich in seine Arme.

„Lass uns das später machen", sagte er. „Jetzt will ich dich einfach nur in meinen Armen halten und den Augenblick genießen."

Er hob mich hoch und trug mich zur Couch im Wohnzimmer. Dann setzte er sich hin und platzierte mich neben sich, ohne mich auch nur eine Sekunde loszulassen.

Da ich heute einfach nur glücklich war und den Moment ebenso sehr genoss, ließ ich ihn für heute gewähren und mich wie ein Kleinkind behandeln. An seine Schulter gekuschelt saß ich für eine Weile da und genoss den Augenblick. Wir schwiegen, doch es war eine angenehme Stille.

„Wer hat dir eigentlich mit dem Hund geholfen?", fragte er. „Doch nicht etwa dieser Kwon?"

„Gleich am ersten Tag schon eifersüchtig?", neckte ich ihn.

„Schon vor dem ersten Tag", gab er unbekümmert zu. „Ich mochte ihn von dem Moment an nicht, als er dich in seine Arme geschlossen hat."

„Aww", gab ich von mir, sah ihm dann aber in die Augen um zu verdeutlichen, dass ich es ernst meinte. „Keine Sorge, es war nicht Kwon, der mir geholfen hat. Du warst es."

„Wie das?", fragte er überrascht. „Ich habe ja nichtmal den Mut gehabt dir zu schreiben."

„Das brauchtest du auch nicht", lächelte ich. „Der Gedanke an dich reichte vollkommen aus."

„Du hast an mich gedacht?", fragte er und schmunzelte.

„Natürlich", sagte ich ernst. „Seit deiner Abreise war ich jede Nacht am Fluss und habe an unseren Kuss gedacht. Und dann am zweiten Tag dachte ich darüber nach, wie sehr wir Menschen einem Fluss gleichen."

„Was meinst du damit?", erkundigte er sich neugierig.

„Ich hab den Fluss beobachtet und irgendwie schoss es mir in den Kopf, dass wir Menschen uns ebenso einen Weg aussuchen, dem wir um jeden Preis folgen wollen. Ein Fluss war ja auch nicht immer ein Fluss. Es begann mit etwas Wasser, das sich auf seinen Weg gemacht hat, wie ein neugeborenes Kind. Mit der Zeit folgte immer mehr Wasser diesem Weg und der Fluss wuchs heran. Doch er folgt seinem Weg stets, wie steinig er auch sein mag. Wenn etwas im Weg ist, wächst der Fluss einfach und wird stärker und bricht sich durch Äste und Wurzeln, er verwandelt die massivsten Steine mit der Zeit zu Sand und breitet sich aus. Wir machen es doch auch ähnlich. Wenn uns etwas im Weg steht, versuchen wir entweder daran vorbeizukommen oder klettern hinüber. Wir stellen uns unseren Sorgen und wachsen daran. Wenn es viel regnet, wird ein Fluss voller, bis er schließlich das Ufer überschwemmt. Bei uns ist es genauso. Sollte uns mal das Fass überlaufen, explodieren wir mit gewaltiger Kraft."

Puppy Eyes / BTS JK FFWo Geschichten leben. Entdecke jetzt