Kapitel 43

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Der nächste Tag verlief ereignislos, bis mein Handy am Nachmittag klingelte. Es war ein Tierheim, mit dem ich regelmäßig in Kontakt stand und hin und wieder mit ihren Hunden aushalf.

„Hallo?", sagte ich.

„Gut, dass ich Sie erreiche, Mrs Lee", sagte eine mir nur allzu vertraute Stimme. „Ich rufe nur an, um Ihnen zu sagen, dass er nun bereit ist. Die Quarantäne ist seit einer Woche aufgehoben und wir konnten nichts auffälliges mehr beobachten. Es wäre dennoch gut, wenn Sie ihn schnellstmöglich abholen könnten. Wir haben einen Satz neuer Hunde bekommen und brauchen den Platz."

„Ich verstehe", sagte ich mit einem Blick auf Tae. Ich musste lächeln. „Ich komme ihn gleich abholen."

„Danke!"

Wir beendeten das Gespräch und ich ging zu Tae und Jungkook, die gerade all ihre Konzentration in ein ernstes Duell legten. Sie spielten seit mindestens zehn Minuten Schere, Stein, Papier um herauszufinden, wer von ihnen aussuchen konnte, was wir zu Abend essen würden. Man könnte meinen sie hätten ernstzunehmende Probleme, so seriös wie sie dabei aussahen. Aber nein, es ging einfach nur um das Abendessen.

„Das reicht, ihr beiden", unterbrach ich sie. „Das müsst ihr später klären. Ich habe gerade einen Anruf bekommen. Tae, du musst mitkommen."

„Wohin?", fragte er überrascht und sah mich an.

„Tierheim", meinte ich knapp. „Wie ich es auch drehe und wende, du musst mit."

Tae nickte. Jungkook ließ den Kopf hängen. War er traurig?

„Du kannst auch mit, wenn du möchtest", fügte ich an ihn gewandt hinzu. Er nickte, schien aber geknickt zu sein.

Wenn er wüsste, was los ist, würde er es verstehen. Ich kann ihn nur schlecht vor Tae einweihen, immerhin war es eine Überraschung.

Wir gingen zum Auto und fuhren los. Man möge meinen, die Autofahrt wäre friedlich verlaufen, aber das war nicht der Fall.

Ich mochte vielleicht die jüngste von uns allen sein, und mich mochten nur ein paar Monate von Jungkook trennen, während Tae zwei Jahre älter war als wir, dennoch fühlte ich mich wie eine Mutter, die versuchte sich auf die Fahrbahn zu konzentrieren, während ihre Kinder auf dem Rücksitz einen neuen Weltkrieg begannen und sich verprügelten und sich anschrien.

Zwar war ich nicht wirklich die Mutter dieser beiden Kinder und sie verprügelten sich auch nicht gegenseitig, doch das Gefühl des Weltkrieges war real. Kaum hatten wir das Auto erreicht, waren beide auf die Rücksitzbank gesprungen und in Runde zwei des Schere, Stein, Papier Duells gestartet.

Konnte nicht endlich einer von beiden gewinnen?

Während ich nach zehn Minuten Fahrt auf den Parkplatz des Tierheimes fuhr, gewann Tae schließlich.

Das hatte ja auch nicht lange genug auf sich warten lassen. Mir war es inzwischen egal, was wir essen würden, solange wir überhaupt etwas auf den Tisch bekämen. Immerhin schien es eine Weile so, als würden sie noch bis in die Nacht darum kämpfen.

„Mist", brummte Jungkook, sichtlich enttäuscht von seiner Niederlage.

„Also", meinte ich. „Was gibt es heute Abend?"

Ich fuhr in eine Parklücke und parkte den Wagen. Durch den Rückspiegel sah ich Tae an, der jedoch überrascht aussah und dann nachdenklich.

„Bei all dem Ehrgeiz habe ich doch glatt vergessen, was ich essen wollte", meinte er schließlich und rieb sich mit einem verlegenen Lachen den Kopf.

„Dein Ernst?", schmollte Jungkook.

Die beiden waren wirklich ein Fall für sich.

Herrlich.

Puppy Eyes / BTS JK FFWo Geschichten leben. Entdecke jetzt