26. Redemption

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LIAM

Schweißgebadet wachte ich auf.

Ein Alptraum hatte mich heimgesucht.

Schon wieder.

Mittlerweile hatte ich aufgehört zu zählen, wie oft ich einen hatte und langsam begann ich zu glauben, diese Hölle würde nie ein Ende nehmen. Meine nassen Haare klebten mir ungeniert an der Stirn und ich fuhr mir gestresst und vor allem müde, durch das Gesicht. Die Vorhänge waren zugezogen, nur ein Lichtstrahl schaffte es in mein Schlafzimmer.

Schwer erhob ich mich von meinem Bett und blickte im Bad in den Spiegel. Mein Spiegelbild war eine Katastrophe. Meine Haut war blass, fast schon grau. Meine Augenringe vermutlich tiefer als jede dunkle Schlucht und mein Gesicht, könnte sich mal wieder einer Rasur unterziehen. Doch für all das fehlte mir der Wille und die Lust. Ich wusste, dass im Wohnzimmer mein größter Alptraum schlief und so nahm ich bereit den Blick vom Spiegel und betrat meine persönliche Hölle.

Wie jeden Morgen saß sie auf dem Sofa und hatte meinen Sohn auf ihrem Schoß. Ihre dünnen Finger strichen durch seine braunen Haare und eigentlich müsste mich der Anblick glücklich machen. Wenn ich wollte, könnte ich eine tolle Frau haben. Eine perfekte Familie. Doch nichts davon wollte ich.

Diese Hexe sollte nicht Teil dieser Familie sein. Ich wollte nur Bear und mich.

Mehr nicht.

Vor der Brust verschränkte ich meine Arme und räusperte mich laut. Schließlich stellte Cheryl Bear auf den Boden und erhob sich elegant.

Ihre Augenbrauen waren zusammen- gezogen und ihr Mund leicht geöffnet.

,,Liam, schön, dass du auch mal wach bist." Wie sie schon das mal betonte, nervte mich tierisch. Ihre langen Beine bewegten sich Richtung Schrank, während meine Augen ihr folgten. Ich konnte nicht bestreiten, dass Cheryl anziehend war. Ebenso konnte ich nicht leugnen, dass sie sehr aufreizend rumlief, wenn sie in meiner Nähe war. Es war reine Provokation, das war mir klar. Doch ich wartete nur darauf, bis mein Kopf nachgab.

,,Bald ist es vorbei", sprach ich plötzlich so gleichgültig, wie noch nie und sah, wie sie mich verwundert aus ihren braunen Augen ansah. ,,Bald ist Bear mir und ich muss dich nie wieder ertragen." Ich sagte das mit so einer Gleichgültigkeit, dass mir ein Schauer über den Rücken lief.

Etwas in ihren Augen blitzte auf. War es Angst? Wut? Ich konnte es nicht zuordnen.

,,Du wirst ihn nicht kriegen", sie sagte das mit so einer Selbstsicherheit, dass ich Gänsehaut bekam. Irgendeine Stimme in meinem Inneren flüsterte mir zu, dass sie recht hatte.

Wir wechselten kein Wort mehr miteinander. Stattdessen zog ich mich um und spazierte zur Lobby. Heute hatten wir erneut einen Soundcheck, für das Zweite Konzert in New York.

Kurz begrüßte ich die Jungs. Mein Blick fiel direkt auf das kleine Veilchen unter Harrys Auge auf. Luciano hatte ihm ganz schön zugesetzt. Wäre ich an Harrys Stelle gewesen, hätte ich das Arschloch vermutlich in Grund und Boden geprügelt, aber wir sprachen hier von Harry und nicht von mir. Zu meiner Überraschung war auch Ella mit dabei. Ein wenig kränkte das meine Stimmung, da ich ihr seit der Nacht gern aus dem Weg gegangen wäre.

,,Liam!", hielt sie mich auf, bevor ich in den Range Rover steigen konnte. Kurz hielt ich inne, beschloss dann aber, sie nicht einfach hängen zu lassen. Emotionslos blickte ich sie an, als sie mit einem vorsichtigen Lächeln näher kam und sich eine schwarze Strähne hinter das Ohr schob.

,,Also...", fing sie an, wusste jedoch nicht so recht, wie sie die Worte zusammenlegen sollte. Fragend hob ich eine Braue. ,,Ich sag nichts. Also wegen dem, was du mir erzählst hast. Keiner erfährt was von mir."

Back to you 》N.hWo Geschichten leben. Entdecke jetzt