39. Japan, step two.

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NIALL

Gegen Nachmittag stand unser Soundcheck an.

Meine Motivation war relativ gering, viel lieber wäre ich noch ein wenig mit Ella durch Tokio geschlendert, doch dank unseres straffen Zeitplans war das nicht möglich.

Nach unserem Kuss hatte sie sich so merkwürdig verhalten und ich fragte mich augenblicklich warum sie so reagiert hatte. Eigentlich hatten wir am Flughafen alles wichtige abgeklärt, wo lag also das Problem?

Ich schüttelte kurz den Kopf und entschloss mich dazu nicht länger darüber nachzudenken, sondern sie nachdem Konzert darauf anzusprechen.

,,Hast du einen bestimmten Wunsch was du später anziehen willst?", riss mich unsere Stylistin Louise aus den Gedanken und schenkte mir ein leichtes Lächeln, während sie das Gel in meinen Haaren verteilte. Achselzuckend wandte ich mich um und sah sie an: ,,Mir egal. Ich zieh alles an. Trotzdem wäre ich dir dankbar, wenn ich heute in einem einfachen T-shirt über die Bühne springen darf."

Das Grinsen der Blondine wurde breiter und sie strich sich eine ihrer Locken hinter das Ohr, was mir ihre Ohr-Piercings zur Schau stellte.

,,Du würdest im Hemd so entzückend aussehen", schmollte sie plötzlich, während sie an der Kleiderstange stand und ein beliebiges T-shirt rauszog. Es war dunkelblau und müsste für diesen Abend reichen.

Heute würde ich ausnahmsweise mit Brille auftreten, da ich Dummkopf meine Kontaktlinsen verlegt hatte und sie nun nicht mehr fand. Bei dem Chaos in meinem Zimmer war es aber auch ehrlich gesagt keine großartige Überraschung.

Ich wechselte also mein T-shirt und besah mich prüfend im Spiegel. Manchmal fragte ich mich, was aus mir geworden war. Nun war ich 26 Jahre alt und hatte dennoch gefühlt überhaupt nichts erreicht. Das einzige was erfolgreich war, war meine Karriere, aber alles andere?

Was machte mich wirklich glücklich und in welche Richtung würde ich im Leben gehen wollen? Ich musste schmunzeln als mein Blick auf mein hochgegeltes braunes Haar fiel. Nach Ellas Trennung dachte ich, dass dieser Wandel mich zu der Person machen würde, welche ich schon immer sein wollte.

Ich lag falsch.

Ganz im Gegenteil, es hatte mich zu jemanden gemacht, der ich eigentlich nie sein wollte und das Schlimme daran ist, dass ich mich mittlerweile damit angefreundet habe und nicht das Bedürfnis habe, irgendetwas an mir zu ändern.

Die Tür zum Umkleideraum wurde aufgeschlagen und ein völlig hysterischer Liam kam reingestürmt.

Irritiert blickte ich ihn an als er grinsend das Handy in die Luft riss und mich mit großen Augen ansah.

,,Was ist dir denn über die Leber gelaufen?", entwich es mir immer noch verwirrt, als er plötzlich lachte.

,,Mein Anwalt hat mich eben gerade angerufen!"

Dies brachte mich nicht wirklich weiter, weshalb ich ihm ein Handzeichen gab, damit er fortfuhr.

,,Cheryl hat anscheinend den Gerichtstermin abgesagt und den Fall fallen gelassen. Sie will es bei unserem geteilten Sorgerecht belassen!", sagte er nun voller Freude und strahlte mich bis über beide Ohren an.

Ehe ich wirklich realisieren konnte was er da gerade gesagt hatte, stürmte er auf mich zu und schloss mich in seine Arme.

So dumm es klang, fühlte ich mich in diesem Moment wirklich mit Glück erfüllt. Man könnte meinen, dass meine Freunde mir gleichgültig waren, aber Liam war mein bester Freund und ich war dabei, als ihm der Boden unter den Füßen weggezogen wurde. Ihn nun zu sehen, glücklich, über einen Erfolg, machte auch mich glücklich.

Back to you 》N.hWo Geschichten leben. Entdecke jetzt